Re: (Gitarrenbuch) Kennt einer ne gute Jazz-Schule???


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Beitrag von Olkmar vom April 28. 2004 um 22:16:57:

Als Antwort zu: Re: (Gitarrenbuch) Kennt einer ne gute Jazz-Schule??? geschrieben von woody am April 28. 2004 um 21:19:35:

Hallo woody!

: Gibt es da Literatur, die ich mir antun sollte?

Sorry wenn ich hierauf keine einfache und eindeutige Antwort geben kann, aber die Zeit meines klassischen Kompositionsstudiums (woraus ich fast alles ableiten kann, so daß ich eigentlich wenig neuere musiktheoretische Literatur lese) ist nunmehr auch länger als zwei Jahrzehnte her und ich weiß definitiv, daß das meiste Material, nach dem ich damals gelernt habe, nicht mehr im Handel ist. Zudem habe ich den Eindruck, daß auch hierin etliche Bücher eher zweifelhaft und mit Vorsicht zu genießen sind, dieweil sie z.T. drastisch dogmatisieren bzw. einseitige Sichtweisen vermitteln (meine Freundin hat vor einigen Jahren etliche davon gekauft und die sind inzwischen voll mit Anmerkungen darüber, was ich auf ihre Nachfragen alles erstmal gehörig relativieren musste!).

Grundsätzlich würde ich daher empfehlen, nicht unbedingt teures Material anzuschaffen (was eh nicht unbedingt besser sein muß!), sondern lieber einen ganzen Stapel preisgünstiger Bücher, so daß man die Möglichkeit hat, divergierende Darstellungsweisen miteinander zu vergleichen.

Die beste (wenngleich wahrscheinlich teuerste) Lösung wäre sicherlich Einzel(!)unterricht bei einem guten Lehrer.

: Ich hatte schon mal daran gedacht, mich mit Generalbaßspiel auseinanderzusetzen,

Dies ist sicherlich sinnvoll und in jedem Fall für alles Andere in diesem Bereich ebenso nützlich, einzig fehlt darin die Übung des Umgangs mit der für Chor/Bläser/Streicher wichtigen "weiten Lage", da die Akkordstimmen des Generalbasses durchweg eng (mit gelegentlichem Auftauchen der "gemischten" Lage) geführt werden, sowie die melodiebezogene Satztechnik (wiewohl diese unter Jazzgitarristen/-pianisten wesentlich verbreiteter ist). Es gibt aber insgesamt mengig Gemeinsamkeiten.

: ansonsten wollte ich mich wohl noch mal mehr mit komplexeren Voicings beschäftigen.

Die generellen Regeln der Stimmführung sind eigentlich überall gleich, die wesentlichen Unterschiede verschiedener Stilrichtungen betreffen vorrangig die Dissonanzbehandlung. Es mag Dich vielleicht wundern, aber ist doch letztlich logisch, daß ein "weniger strenges" Material in der Handhabung tatsächlich leichter ist. Somit ist eine solide historische Grundlage für alles Weitere mindestens die halbe Miete.

: Hast Du Tips?
: Ich bin für gute Ratschläge dankbar

Leider wie gesagt nicht so konkret, aber insgesamt: fang irgendwo an, vergleiche mehrere Lehrbücher und versuche den wesentlichen Inhalt herauszukristallisieren, laß es insgesamt langsam angehen und immer die Ohren mitarbeiten!

Noch ein Tip: Fast alle Lehrbücher verwenden bisweilen den Begriff "verboten", der zwar eine für den Anfänger eine geeignete Krücke darstellt, aber irgendwann durch "stilistisch unpassend" oder "klanglich unvorteilhaft" ersetzt werden sollte (bereits in barocker Kontrapunktik hat das klangliche Resultat Vorrang vor den traditionellen Regeln!).

Sollten irgendwelche Fragen auftauchen, solltest Du keine Bedenken haben, diese auch zu stellen.

Grüße,

Olkmar


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