Re: (Amps) Zerrverhalten von Röhren (was in welche Schublade?)


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Beitrag von ferdi vom Februar 02. 2004 um 14:50:26:

Als Antwort zu: (Amps) Zerrverhalten von Röhren (was in welche Schublade?) geschrieben von Oliver am Februar 02. 2004 um 11:43:07:

Hi,

um mich nicht dem Vorwurf des Flohhustenhörens auszusetzen, sage ich einfach kurz und knapp, dass alle meiner Röhren anders klingen und zerren. Die von dir geschriebenen Eigenschaften lassen sich noch "feintunen". Wenn du mehr Vor- oder mehr Endstufenzerre möchtest, kannst du das - in gewissen Grenzen- haben.

Auch an sich baugleiche Röhren, zB 12AX7, klingen nicht nur anders, sondern beginnen "verschieden früh" zu verzerren und haben auch unterschiedlich viel Output, was dann folgende Röhrenstufen stärker ansteuert, die dann wiederum früher oder später Eigenverzerrung entwickeln.

Nur ein (persönliches) Beispiel:

Mit einer GE 5751 als erster Verstärkungsstufe hast du einen ungemein klaren Sound, der EQ-mäßig eher schlank ist und kaum zum Zerren zu überreden ist. Drehst du voll auf, vollzieht sich das (An-)Zerren nur in den obersten Frequenzen. Den meisten ist dieser Sound zu dünn, ich stehe total drauf :o)

Für warmen Vorstufensound bemühe ich die Philips 12AX7-WA im zweiten (wie bei dir kaskadierten) Kanal, die fast so warm wie die (generell sehr gute) JJ klingt, dabei aber obenrum klarer ist als diese (Nachteil der JJ).

Damit die Endstufe möglichst stark angesteuert wird, sollte die Treiberröhre ausgesucht kräftig sein. Eine Sylvania 12AX7-WA zerrt früher und bringt mehr Output als alle anderen mir bekannten. Sylvanias sinbd immer noch recht günstig auf Ebay zu haben, weil sie für Hifi-Freaks fast unbrauchbar sind (rotz! zerr!, bratz!). Eine GE an dieser Stelle hat fast den gleichen Output, verzerrt dabei aber viel weniger, was cleanen, tighten Punch bedeutet. Mein Favorit.

Einfach ausprobieren. Die (günstige) EH12AX7 kommt der GE EQ-mäßig recht nahe, rotzt aber mehr.

Die GE's sind lächerlich teuer, erst gestern war ich im Nachhinein froh, überboten worden zu sein (45 Euro für zwei 7025), aber suuuuuper sind sie schon, wenn man es mag. WEnn man sie nicht mag, sind sie scheiße - wie immer :o)

Die GE5751 ist wegen des geringeren Verstärkungsgrades (70%) außer bei Gitarristen nicht so gesucht, ist aber -Hand aufs Herz, Leute- für viele Amps in der ersten Verstärkungsstufe der totale Cleansoundbringer. Crisp, tight wie Sau, bassfest ohne Ende. Im Super meines Freundes Martion (mako) kam sie aber zu neutral. Der kommt am besten komplett mit Sylvanias, 5751 ganz vorne, 12AX7 sonst.

Für maximalen Drive kommt eine 12AX als Phaseninverter (serienmäßig eine 12AT bei Fender) auch noch gut zu Pass.

Scheiße, jetzt habe ich doch wieder die Flöhe husten gehört. Feuer frei ;o)

cu, ferdi



P.S.: Ach ja - es gibt auch Diodenzerrer, die sanfter und wenig sägig zerren. Mein Kumpel hat mir mal einen aus dem Lemme "Gitarrenverstärker-Technik"-Buch nachgebaut. das Ding klag in etwa wie der Diodenzerrer im Marshall Slash-Top.


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