(Philosophie) Die Schwierigkeit eine neue zu finden...


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Beitrag von auster vom Mai 17. 2000 um 23:04:19:

Moin Moin,

Es gibt grundsätzlich verschiede Formen des Gitarrenkäuferwunsches.

Die erste Art des Wunsches ist die derjenigen, die schon verschiedene gute Gitarren besitzen und einfach noch eine weitere wollen, weil sie mit ihrer Band jetzt ein Lied spielen wollen, wo Sound xy gefragt ist, oder weil sie noch was dekoratives fürs Gästezimmer wollen oder ihnen Wertpapiere als langfristige Geldanlage zu unbeständig sind.
Dann gibt es Leute die sich beim samstagvormittäglichen Stadtbummel spontan in was nettes im Schaufenster verlieben und zuschlagen wie Frauen (ok, ist ein Vorurteil, aber ein nettes), die ein paar schöne Schuhe sehen. Dann gibt es aber auch noch viele, die wirklich eine einzige Gitarre spielen wollen (ok, nur eine können) und nicht beabsichtigen eine neue zu kaufen bevor diese beim Bühnenpogo zerbricht.
Letzterem Wunsch nachzukommen ist am schwierigsten und anstrengendsten, weil seine Erfüllung so einen unangenehm definitiven Charakter hat.

Ich gehöre zu diesem Typen potentieller Käufer. Ich bekam meine Gitarre so ca. 1992. Ich kaufte eine Vantage Gitarre und einen Echolette-Verstärker zusammen für 400 DM. By the way...ich habe bis heute noch nicht wieder einen Amp gehört, der so grausam geklungen hat und habe ihn nach einer Woche und dafür schäme ich mich heute noch, einem Bekannten verkauft, der einen Bass daran anschließen wollte.
Ok, soviel dazu, ich spiele diese Gitarre immer noch und es fehlte nicht an Versuchen eine neue zu finden. Ich habe seit ungefähr 5 Jahren den periodisch wiederkehrenden und teilweise sehr starken Wunsch, eine andere Gitarre zu spielen und in diesen Jahren bin schon so einige Autokilometer der ersehnten neuen hinterhergefahren...was soll ich sagen, sie war wohl immer schneller als ich. Ich hatte mir vorgenommen nicht mehr als 1500 Mark auszugeben, schließlich wollte ich nichts exquisites, sondern nur etwas, das wirklich gut funktioniert.
Vor ein paar Jahren war es schon soweit, daß ich meine Vantage komplett auseinanderbaute um mir diese mal von innen anzugucken und nicht vorhatte, sie wieder zusammenzubauen, bis eine neue sie auf Platz 2 verweisen würde. Es endete mit einem traumatischen Tag bei Musik Produktiv. Ich steckte wieder meine 1500 in bar in die Hosentasche, fuhr zu MP und...es war ein wirklich toller Tag dort, traumatisch war nur, daß sich meine neue zu geschickt unter den vielen anderen zu verstecken wußte. Kurzum, ich machte alle Erfahrungen, die auch Eric in seinem Antwortposting zu "Beratung in Guitarshops" schilderte und fuhr mit meinen Mücken wieder heim.

Zuhause angekommen, baute ich dann sofort meine Alte wieder zusammen und investierte einen Teil des Geldes in neue Mechaniken, Tonabnehmer und Elektrik für die Vantage.
Das Problem wird auch mit den Jahren nicht besser, denn man gewöhnt sich schließlich an die eine so sehr, daß man zumindest in punkto Bespielbarkeit diese als Maß der Dinge zu nehmen beginnt, und das muß man meiner Vantage auch lassen, sie funktioniert hervorragend und wenn sie auch schön klingen und aussehen würde, hätte ich auch gar kein Problem mit ihr.

Manchmal glaube ich, es ist leichter eine neue Freundin zu finden als eine neue Gitarre.
Aber jetzt habe ich mich ja ein wenig in eine Gibson S - 1 verguckt und vielleicht wird es was mit uns...mal sehen, wahrscheinlich bleibt es bei einem unbedeutenden Flirt oder ein anderer nimmt sie mir weg bevor ich mich für sie entscheiden kann.

Soweit meine kleine Geschichte....

Anmerkungen: Klar gibt es eine Menge Gitarren bis 1500, die gut funktionieren. Ich bin schon jemand, der sich auch sonst viel Zeit für Kaufentscheidungen nimmt. Matthias 6 Regeln für den Gitarrenkauf stimmen, nur das mit der political correctness ist nicht immer berücksichtigbar (Tropenhölzer z.B.).

Wenn ich irgendwann ein berühmter Rockstar werde und alle Kids eine Vantage wollen, dann wißt ihr, daß ich es nie geschafft habe.

So long...

NP: Brahms, Symphonie Nr.1 C-Moll Opus 68


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