Neil Young - Greendale: Meisterwerk


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Beitrag von Niels vom August 26. 2003 um 13:46:56:

Als Antwort zu: Re: (Philosophie) Neil Young - Greendale geschrieben von Martin Abend am August 21. 2003 um 23:27:52:

Ein Meisterwerk! So das Fazit einer FAZ-Rezension vom 23.08.

Dem habe ich fast nichts hinzuzufügen. Bin Neil Young Fan der zweiten Stunde (ZUMA war die Einstiegsdroge), hatte mich mit Re ac tor ausgeklinkt um dann wieder mit Freedom einzusteigen. Seit Freedom halte ich nur Broken Arrow für einen Totalausfall, Sleep with Angels ragt heraus, Silver & Gold und Unplugged sind halt einfach ein süßes Muß, auch wenn man sich vielleicht ein bißchen dafür schämt.
Are you passionate ist sicher nur halb gelungen, aber zumindest enthielt sie wieder einige neue Aspekte im Schaffen des Meisters. Ich habe diese "Club der einsamen Herzen"-Atmosphäre in einigen Liedern belustigt goutiert (über Let's Roll braucht man nicht zu diskutieren dafür ist Goin' Home so ein richtig schöner hymnischer Kracher). Überhaupt empfiehlt es sich die N.Y. Werke mit ein wenig ironischer Distanz wahrzunehmen. Er denkt halt nicht allzuviel nach, bevor er seine Kunstwerke schafft, und so entsteht halt immer wieder mal, sowohl bezüglich der Aussagen als auch der musikalischen Form, ziemlicher Schrott. Aber was wiegt das gegenüber der Unmenge an genialen Stücken?
Und die Spontaneität im Schaffen führt halt auch dazu, dass die Werke oft ein bißchen roh und unfertig sind, N.Y. skizziert mehr die Dinge, um dann schnell weiterzuziehen, als dass er sie ins letzte Detail ausarbeitet.

Nach dem wie gesagt etwas zwiespältigen Vergnügen mit Are you passionate? finde ich Greendale absolut großartig. Durchaus simpel, durchaus handwerklich miserabel (der Schießbudenbediener gehörte eigentlich endgültig in die Wüste geschickt, aber wir haltens doch schon so lange mit ihm aus), vor vereinfachter Moral triefend, gibt es doch die eingängigen Melodien und Riffs kombiniert mit Young mehrstimmigem Gesang, die mich seit Tagen nicht loslassen. Grandpa's Interview: Knapp 13 Minuten lang, in denen nicht viel passiert und doch könnte es für mich auch 26, 39, ... Minuten lang sein und ich hätte es immer noch nicht satt. Es ist einfach ein legitimer Nachfolger des Ambulance Blues (wenn auch in anderer musikalischer Besetzung) vom dieser Tage im Vergleich mit Greendale so hochgelobten On the Beach.
Auch finde ich, dass die Lieder im Vergleich mit dem akustischen Konzert eher noch an Kontur gewonnen habe.
In jedem Fall ist es für einen N.Y. Fan eine Freude zu sehen, mit welchem Vergnügen der Alte sich in dieses Projekt stürzt. Diese Mitteilungsfreude in den Konzerten, die man im Booklet zur CD nachvollziehen kann, dieses (kindhafte?) Hineinsteigern in das Schaffen einer eigenen kleinen Welt ... hinreißend! Und gerade in den Zwischentexten findet man auch die Zweifel des Autors an den plakativen politischen Aussagen seiner Akteure.

You're all just pissin' in the wind
Niels


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