Re: (Gitarre) Tonabnehmerempfehlung?


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Beitrag von Ingo Z. vom November 19. 2002 um 22:18:55:

Als Antwort zu: Re: (Gitarre) Tonabnehmerempfehlung? geschrieben von micha am November 19. 2002 um 21:30:51:

Hallo micha !

::...d.h. die Saitenschwingungen geben ein bestimmtes Gemisch von Frequenzen ab.

: Naja, wenn ich mir das so anschaue, drängt sich bei mir die Vorstellung auf, die Saiten wären "ideal" und würden nur in ihrer Grundfrequenz schwingen. Ergo hätten wir einen reinen Sinus.. Ich glaube, da nehme ich doch lieber nen Frequenzgenerator. Da kann ich wenigstens die Frequenz stufenlos einstellen...

Kleiner Irrtum ! Eine ideale Saite, die zwischen zwei starren Punkten eingespannt ist, schwingt NIEMALS nur auf einer Frequenz. Das kann man sogar ausrechnen/simulieren:
Die Saitengleichung ist eine partielle Differentialgleichung mit den Anfangsbedingungen x1=0 und x2=l (l-Mensur). Die hat viele, viele Lösungen, nämlich zunächst die Grundfrequenz, dann die ganzen Oberschwingungen mit der doppelten, dreifachen .... n-fachen Frequenz, weil nämlich die Schwingung auch dann zustande kommt, wenn genau in der Mitte ein Knoten ist. Von den subharmonischen rede ich mal garnicht. Sind alles reine Sinüsse ;-), die als Gemisch mit sinkendem Anteil der höheren Harmonischen den Klang ergeben (vereinfacht ausgedrückt).

Und das interessante ist, daß man das sogar experimentell nachweisen kann: Stichwort Flageolets! Es sind sogar alle Töne der Tonleiter enthalten, einschließlich der Sekunde...

Einen reinen Sinus kann man wirklich nur elektronisch erzeugen, denn die Differentialgleichung für eine Wien-Brücke oder einen Schwingkreis hat nur eine (reelle) Lösung und nicht mehrere, wie die Saitengleichung....
ich will aber nicht rumposen damit, ich könnte das heute auch nicht mehr lückenlos aus dem Kopf aufschreiben ;-).

: Wie kommst Du überhaupt darauf, daß der Korpus einer Gitarre nichts mit ihrem Klang zu tun hat? Das würde mich ja doch stark interessieren. Jeder, der schon mal sein Kinn auf einen Korpus gelegt hat weiß doch, daß der Korpus eben mitschwingt.

DAS STIMMT ! Hab ich auch bemerkt. Und der Hals meines Basses schwingt bei bestimmten Tönen besonders stark (deathspot-Kandidaten, aber auch nicht wirklich bei mir).
Aber das sind alles die Unperfektheiten, mit denen man leben muß, will man die Gitarre noch locker-lässig umschnallen können ;-) Ich habe mal gehört, es soll Konstruktionen aus Stein gegeben haben, allerdings wohl mehr wegen der Optik: dürfte dem ideal ziemlich nahe kommen (nich haun !)

:... Wäre das nicht, bekämst Du doch völlig andere Probleme. Zum einen würden Deine Saiten plötzlich unendlich lange ausklingen. Wo soll denn die ganze Energie hin, die wir mit dem Anschlag reinstecken?

Na, Abdämpfen mit dem Finger/Hand würde doch trotzdem noch gehen. Und die Luftreibung der Saiten beim Schwingen ? Da kann ja wohl der Korpus nix dafür.
Der Klang der ideal eingespannten Saite kann also nur dadurch beeinflußt werden, daß infolge Resonanz eine frequenzabhängige, mechanische Gegenkopplung durch in der Praxis unperfekte Starrheit der Einspannung verursacht wird.
Höchst unerwünscht, wie ich finde. Beim Bass heißt das death spot, und trifft auch für die Töne zu, die nicht verrecken, denn die kritische frequenz fehlt theoretisch IMMER (bei jedem Ton). Natürlich ändert sich die Einspannung auch mit den gegriffenen Tönen usw.... deshalb gibt es auch keine billigen und guten Fretlessbässe, denn die billigen haben immer ein zuweiches Griffbrett. Okee, außer vielleicht die mit Phenolharz, denn das Zeugs is nu wieder schön hart.

: Falls Dich die Simulation von solchen Systemen interessiert, schaue mal hier.

Werde ich machen !
Gruß Ingo



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