Re: (Philosophie) "Weisheit" des Tages


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Beitrag von WP vom Mai 23. 2002 um 13:50:50:

Als Antwort zu: Re: (Philosophie) "Weisheit" des Tages geschrieben von ullli am Mai 22. 2002 um 23:02:14:

Hi Ullli!



: Aber mal ehrlich - wenn ein Jaeger eine Funktion im Wald vornimmt, die von der Gesellschaft als noetig erachtet wird, um Bestaende zu regeln, die sonst mangels natuerlicher Kontrolle ueberhand nehmen wuerden, dann wird doch ein entsprechendes Gesetz auch dafuer Sorge tragen?

Stimmt. Und deshalb haben wir ja auch schon ein sehr sehr sehr ausgefeiltes Gesetz, nämlich das Bundesjagdgesetz.




:Schliesslich redet hier keiner davon, z.B. der Polizei das tragen von Waffen zu verbieten (auch wenn schon Polizisten Morde begangen haben, mit Dienstwaffe...).
Ok, klar.




:Wenn es aber als Sport betrieben wird, so wie von meinem Onkel, der sich natuerlich auch auf die Fahnen schreibt, die Natuer damit zu bewahren, nach Diskussionen spaet nachts aber immer zugibt, dass es eben einfach viel Spass macht, und etwas befriedigt, was man sonst nciht mehr ausleben kann - bei allem Mitleid fuer unterdruecktes Ausleben fuerderhin - ich halte das dann, aehnlcih wie die Fuchsjagden hier - als ein Relikt, das man mal abstreifen koennen muss?
Stop mal. Also, dass man die z.T. grausamen Fuchsjagden (Du meinst doch diejenigen auf lebendige Füchse, mit Hundemeuten etc.??) aus Tierschutzgründen verbieten sollte, sehe ich durchaus als legitim an.
ABER: Ich glaube nicht, dass man solche "unwaidmännischen" Jagdarten mit der gemeinen Jagd in Deutschland vergleichen kann. Wir haben de facto eines der besten Tierschutzgesetze weltweit und ich weiß, dass gerade in puncto Jagdrecht und Jagdausübung sehr sehr sehr viel geregelt wird. Als Sport würde ich die Jagd übrigens nicht bezeichnen, eher als Hobby.




: Ich bin auf dem Lande gross geworden, wo einem selbstherrliche Jaeger, beruhend auf Gesetzen aus Deichgrafs Zeiten, zu Haufen quer durchs Gemuesebeet trampeln, weil ja das Tier, dem sie da auf den Fersen sind, unbedingt erlegt werden muss, das Tier aber vom lokalen Forstwirtschafts-Anwaerter als absolut nicht uebermaessig anwesend bewiesen wird...

Tja, was soll ich dazu sagen, wenn Du mir den typischen 'schlechten' Jäger als Beispiel für die Jägerschaft anführst? Wie ich schon oben erwähnte: Wir *haben* gute und wirksame Jagdgesetze - man kann sich in diesem Land (ich denke, es ist anders in den USA) als Jäger nicht einfach eine Waffe nehmen, in den Wald fahren und anschließend alles abknallen, was sich bewegt.
Zu Deinem konkreten Beispiel mit dem Jäger, der zuviel Wild erlegt: Auch dafür gibt es natürlich Gesetze, und zwar in Form des Abschußplanes, auf dem genau festgehalten wird, wieviel und welches Wild in welchem Zeitraum erlegt werden darf.




:da habe ich mir oft gewuenscht, dass die mal zurueck nach Hause gehen, und Doom spielen - nach und nach wird sowas ja realistisch genug, um Triebe auszuleben, die die Gesellschaft sonst nicht erlaubt...

Ich finde es nicht gut, dass Du den Begriff Jagd mit diesem Statement nur auf das Töten von Tieren beschränkst. Jagd ist für mich in erster Linie sowieso das Naturerlebnis. Außerdem ist die Jagd auch ganz klar ein sehr schönes gesellschaftliches Erlebnis. Und wie gesagt: Natürlich gibt es die Negativbeispiele - aber die gibt's doch überall!

ABER: Auch ich muß ganz klar zugeben, dass ich nicht (nur) deshalb Jäger bin, weil ich unsere Natur erhalten will, sondern weil ich Freude daran habe, Beute zu machen, d.h. auf Tiere die Jagd auszuüben. Wer als Jäger etwas anderes erzählt, ist meiner Meinung nach unglaubwürdig.




: Sorry, Du bereust es sicher schon, geschrieben zu haben, Du seist Jaeger, ...

Nein, wieso denn? Ich weiß doch, dass der Großteil der Menschen hier im Forum - und zwar besonders der einflußreichen Altsäcke ;) - sehr tolerant ist. Wenn ich morgen über's Bundschnarren meiner Klampfe im 3. Bund auf der D-Saite sprechen will, dann werdet ihr mir doch genauso offen und freundlich kommen wie bisher - oder sollte ich mich da täuschen?



: ...aber ich sage nochmal - als Bestandteil einer Gruppe, die versucht, eine gewisse Balance der Natuer am (kuenstlichen) Leben zu erhalten, und viele andere Funktionen erfuellt, die auch mein leben in diesen Landstrichen auf Dauer lebenswert erhaelt - ist mir jeder Willkommen.

Das hast Du schön gesagt ;)



:Als Sport sehe ich es nicht ein, ...

Als Sport betrachte ich es nicht. Stimme Dir also zu.



: Und mal angenommen, es sei eine Altersgrenze - woanders darf man ab 16 Auto fahren, in D. erst ab 18. Na und? Geht auch.
Stop nochmal: In diesem Land werde ich mit 18 Jahren dazu verpflichtet, eine Waffe zu führen, und zwar bei der Bundeswehr. Da soll ich da also mit 18 Jahren mit Waffen hantieren dürfen - als Jäger - der das ziemlich anspruchsvolle grüne Abitur bestanden hat, dass im Übrigen tendenziell immer schwerer wird - aber erst ab 25? Das macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Mit 18 wählen, mit 18 (abgesehen von höheren politischen Posten) gleichberechtigt sein mit einem 55-jährigen - wieso sollte man dann keine Waffe führen dürfen, wenn der ausdrückliche Nachweis erbracht ist, dazu fähig zu sein?


: Leider denke ich, dass es nicht getan ist, Waffen zu verbieten. Denn wenn jemand erstmal denkt, dass er seine Agression auf jemanden koerperlich (auch psychisch kann man Gewalttaetig sein, aber da wirds ein noch weiteres Feld) zum Ausdruck bringen kann und muss, dann ist es egal, ob man ihm eine Waffe dafuer gibt, oder er den guten alten Holzpruegel rausholt. Oder er Chemie studiert und Bomben bastelt, oder Gift, oder sonstwas.

Stimmt. Und genau deshalb setzt eine Erhöhung des Mindestalters für den Waffenbesitz völlig falsch an.




: Aber "im Osten hat man sich eben so den Schaedel eingedroschen" finde ich da voellig beknackt - solange mir jemand wehtut, weil er findet, das sei okay, ist mir relativ egal, ob es mit der Faust oder mit dem Messer passiert...
Ich stimme Dir vollkommen zu.


Ok, ich hoffe mal, dass Du mein Geschreibsel nachvollziehen kannst.

Gruss,
Henric



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