(Technik) Was für ein Aufzeichnungsgerät für Musik?


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Beitrag von Friedlieb vom Februar 16. 2011 um 19:21:09:

Ihr Lieben,

von der letzten Session wurde bereits fast alles erzählt, so dass es sicher keinen gestört hat, dass ich mir meinen Sessionbericht gespart habe. Trotzdem ist bei mir von der Session so einiges hängen geblieben, was nach einem weiteren Gedankenaustausch schreit und so möchte ich in den nächsten Wochen immer mal wieder einen Thread mit den einzelnen Themen aufmachen, wenn das für euch okay ist.
Es war ja mal wieder Workshop auf der Session. Und auch wenn die Idee "im Kreis sitzen und gesittet miteinander reden" von einigen im Vorfeld belächelt wird, ist er ja doch regelmäßig sehr gut besucht und nachher sind alle immer irgendwie ganz "aufgetankt". So auch diesmal. Es kamen so viele tolle Anregungen zusammen, dass Andi-O irgendwann fragte "Wer schreibt eigentlich Protokoll?". Und das ist auch schon mein Stichwort.

Wie üblich schweife ich erst mal aus, danach ab und nähere mich dann irgendwann spiralartig dem Kern der Sache.
Es gibt ja berufliche Umfelder, in denen sinngemäß gilt "was nicht im Protokoll steht, wurde nicht gesagt". Und überall dürfte gelten, dass die Dinge, die man aufschreibt, eine bessere Chance haben, dass man sich später daran erinnert, als solche die man sich nur merkt (bzw. dieses Merken jedenfalls beabsichtigt).
Das Aufschreiben wichtiger Sachen, die man nicht vergessen will, hat noch einen weiteren Vorteil: unser Gehirn erinnert uns an Dinge, die wir nicht vergessen wollen, nämlich immer genau dann, wenn wir nichts davon haben, und versagt schmählich, wenn es drauf ankommt.
ZB will man sich "wenn ich in der Stadt bin, muss ich noch Blumen für meine Frau mitbringen" merken. Und dann denken wir in der wichtigen Besprechung "Stadt-Blumen" und können uns gar nicht auf das Thema konzentrieren. Oder der Kollege erzählt uns irgendwas, und dann fällt uns siedendheiß ein "Stadt-Blumen", und wir werden unruhig, weil wir das nicht vergessen wollen, und wissen nachher nicht mehr, was der Kollege gesagt hat und ob es von Belang war. Ist man dann in der Stadt, denkt man dafür an alles Andere, nur nicht an die Blumen.
(Die Kenner sehen, ich habe David Allen gelesen.)
Deshalb bin ich dazu übergegangen, alles aufzuschreiben. Ich habe immer (immerimmerimmer) einen kleinen Stift und mindestens einen leeren Zettel dabei, so dass ich mir jederzeit aufschreiben kann, was mir gerade einfällt. Das hat zunächst mal den naheliegenden Vorteil, dass ich nichts wirklich Wichtiges mehr vergesse. Der zweite Vorteil ist, dass es mir hilft, einen klaren Kopf zu haben - denn nun wird meine Arbeit und Kommunikation nicht mehr von den stereotypen Rufen "Stadt-Blumen" meines Gehirns gestört. Ich habe es aufgeschrieben und kann es daher getrost loslassen. Das klärt ungemein, bei mir jedenfalls.
Wird Zeit, zur Session zurückzukehren (spiralartig, you remember?). Auf dem Workshop erzählte Helge, dass er ein Übungstagebuch führt, und zeigte es vor. Der Wahnsinn. Und etwas beschämend für mich. Da beschäftige ich mich so intensiv mit diesen Dingen, dass ich in einem Forum mit kritischen Lesern sogar zwei halbwegs plausible Absätze über die Vorteile des Aufschreibens verfassen kann, bin aber nicht im Entferntesten auf die Idee gekommen, diese beruflichen Erfahrungen in den Bereich der Musik zu übertragen! Dabei ist das doch so naheliegend! Der Hammer.
Denn natürlich gelten all die genannten Vorteile des Aufschreibens ebenso auch für Musik (die ungenannten, deren es weitere gibt, übrigens auch. Aber ich schweife ab).

Nun bin ich ja nicht so der Notist. Ich muss 20 Sekunden auf das Blatt starren, um eine einzelne Note zu identifizieren, und zum Malen brauche ich ebenso lang. Aber das ist natürlich ein Vorwand, der als Argument gegen diese Form des Aufzeichnens nicht gilt, denn schließlich könnte ich das lernen, wenn ich nur etwas Zeit da rein stecken würde. Ich bin aber auch kein großer Fan von Tabs. Ich höre mir irgendwas lieber fünfmal an, als dass ich auch nur einmal im Web nach Tabs suche. Wahrscheinlich bin ich was Musik betrifft eher ein Ohr-Typ als ein Augen-Typ.

Zudem erscheint es mir ein wenig widersinnig, hier den Medienbruch zu begehen, etwas fürs Ohr zunächst in etwas fürs Auge umzuwandeln, wo es dann später doch wieder ins Ohr will. Aber man kann Musik ja nicht nur auf Papier aufzeichnen. (Deshalb habe ich oben übrigens nicht Aufnahmegerät, sondern Aufzeichnungsgerät geschrieben. Und schon kommen wir endlich zum Kern.)
Wie zeichnet ihr denn so eure musikalischen Ideen, Übungsfortschritte etc. auf? Malt ihr Noten, Tabs, Notizen etc. auf Papier? Oder nehmt ihr das irgendwie akustisch auf? Oder sonstwie?

Michael hat erzählt, er hat so ein kleines MP3-Aufzeichnungsgerät und nimmt jedes Lick auf, und sammelt sie. Fand ich genial, die Idee. Auch wenn meine eigene Sammlung natürlich sehrsehr klein wäre.

Komischerweise trage ich die Idee, mir irgendwas zum Aufnehmen zu kaufen, schon länger mit mir rum. Mir war bloß vor dem Session-Workshop nicht klar gewesen, dass dies die musikalische Entsprechung des beruflich schon länger praktizieren Aufschreibens ist.

Und jetzt überlege ich, was ich mir da wohl kaufe. Wir hatten das Thema ja glaub ich schon öfter, nur nicht vor diesem Hintergrund. Direkt einen Multitracker wie zB der Boss BR-800 oder ein Zoom R16? Oder was Kleineres? Einen Boss Micro-BR vielleicht? Andreas schwört ja drauf, und bei Lothy hab ich mal einen getestet. Sehr nett. Aber die Auswahl ist ja groß. Deshalb hier noch eine Frage an diejenigen unter euch, die sowas schon machen:
Was für ein Aufnahmegerät benutzt ihr? Nehmt ihr direkt mit dem Computer auf, oder habt ihr so was Kleines, Schnuckeliges, was man auch ohne PC benutzen kann?

Bei zwei Geräten bin ich ganz besonders lange hängengeblieben:
der Zoom H2 scheint neben seiner Aufgabe, etwas mal schnell eben aufzuzeichnen, besonders gut geeignet zu sein, auch mal ohne großen technischen Aufwand eine ganze Bandprobe aufzunehmen. Das wäre natürlich ein geiler Bonus.
Beim Line6 Backtrack begeistert mich das Konzept, dass man das Ding einfach laufen lässt, es automatisch anhand der Pausen die einzenlen Stücke in separate Files packt, und dass man besonders gelungene Passagen direkt nach der Aufnahme markieren kann und sie so sehr schnell wiederfindet. Denn das ist ja auch ein Problem: man kann zwar leicht alle Proben mitschneiden, aber kaum jemand wühlt sich durch drei Stunden Audiomaterial, um den einen goldenen Moment wiederzufinden. Nachteil von dem Line6 Backtrack ist, dass es nur Mono kann.
Es würde mich sehr freuen, von euch die eine oder andere Anregung zu bekommen, vielleicht auch einen kleinen Erfahrungsbericht, und ich gelobe, dass ich nach der Anschaffung dann hier berichten werde.
Danke schon mal.
Keep rockin'
Friedlieb




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