(Konzert gewesen ist) Michael Landau Trio, gestern in Köln


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Beitrag von Elwood vom Oktober 18. 2010 um 15:17:49:

Liebes Forum.

Also in´s alte Pfandhaus gestern, hier in der Kölner Südstadt. Der Herr Landau sollte aufspielen und das tat er auch, nebst Andy Hess am Bass (der war früher bei Gov´t Mule, verriet Friedlieb) und Gary Novak an den Drums.

Ich hatte das Konzert ja hier angekündigt und Friedlieb hatte erfreulicherweise Lust und Zeit, mitzukommen. Das ist nun fast so was wie eine alte Tradition ;), dass wir im Herbst gemeinsam ein Konzert besuchen, denn letztes Jahr waren wir ja bei den Maultieren in der Live Music Hall, Friedlieb hatte damals was dazu geschrieben.

Jedenfalls war es natürlich erstmal total schön, Friedlieb wiederzusehen, dem es gerade sehr gut zu gehen scheint und der das auch ausstrahlt. Vor dem Konzert haben wir noch ein lecker Bierchen genommen in der sehr schicken Lounge des Pfandhauses, dann ging´s los in den Konzertsaal.

Dieser ist im Pfandhaus wirklich schön, auf der Website gibt es auch Fotos davon (z.B. links von der Programmübersicht). Und gar nicht groß, man ist dort wirklich mittendrin statt nur dabei. So brauchten die beiden Fender Amps (dem Augenschein nach stinknormale Feld-, Wald- und Wiesenbluesdevilles), das Ampegstack und das Schlagzeug keinerlei Mikrofonierung. Darauf stehe ich ja sehr, wenn man einfach den ungetrübten "quasi-wie-im-Proberaum" Sound einer Band hört. Lediglich das Mikro vom Bandleader war natürlich noch an die PA angeschlossen.

Michael spielte eine schwarze Fender Strat, abgerockt, mit 70s Headstock und eine Sunburst-Suhr Strat im Wechsel. Beide mit Palisandergriffbrett. Von da in ein recht übersichtliches Effektbrett ohne geheimnisvolle Zauberkisten. Alles Standardkram.

Aber der Sound, der war natürlich nicht Standard! Von der Gitarre gab es viele sehr geschmackvolle Chorus und Delaysounds, tolle Klangteppiche hier und da und einen meistens ziemlich cleanen, nichtsdestotrotz sehr singenden Solosound, den Michael Landau spielerisch leicht in die Rückkopplung und zurück fallen lassen kann. Toller Effekt, echt!

Der Crunchrhythmusbratsound der schwarzen Strat war lächerlich geil (mit dem Stegpickup!).

Musikalisch gab´s viel Blues, angejazzten Blues und ein bißchen fusionmäßigeres. Wer mehr Jazz oder ein leises Kammerkonzert erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Sehr solide und traditionell agierende Rhythmusgruppe mit einem krummen Takt hier und da und sehr vielen "komplizierten Akkorden" vom Gitarrenmann :)

Zwei wirklich deutlich "älteren" Herrschaften (m.E.n. über 75, beide) neben mir wurde es wohl zu laut, sie sind nach drei Stücken gegangen, was von der Musiker- bzw. Bluespolizei hinter mir mit einem knappen "Jazzfans!" kommentiert wurde. Das fand ich so schön, dass ich nun probieren will, es als Gesellschaftsspiel zu etablieren reihum zu versuchen, das Wort "Jazzfans" so verächtlich wie möglich auszusprechen. :))

Michael Landau ist zu Recht mit seinem hervorragenden Ruf ausgestattet, der Mann ist wirklich zum Gitarrespielen geboren und kann unwahrscheinlich viel ganz tolle abgefahrene geile Sachen und ist sich trotzdem nicht zu schade, auch einfach mal eine schöne Melodie oder einen 12-bar-Blues abzuliefern.

Andy Hess ist ein toller, sehr groovender Bassist mit einem fantastischen Ton. Aber er war auch wirklich, wirklich laut! Alles ohne Mikros und ich hätte es ohne Ohrstöpsel nicht ausgehalten!

Das geht aber m.M.n. auch zu sehr großen Teilen auf das Konto von Gary Novak. Den habe ich im Frühjahr schon einmal live gesehen, als Carlock-Ersatzmann mit Wayne Krantz und Tim Lefebvre. Beide Male fand ich ihn als Schlagzeuger nicht atemberaubend, dafür aber wirklich unverschämt laut.
Nicht falsch verstehen: Der Herr Novak ist ohne Zweifel ein guter Schlagzeuger, nicht umsonst spielt er wohl mit den Krantzens und Landaus dieser Welt und ich würde ihn sogar als recht dynamischen Drummer beschreiben. Nur, wenn in der gedachten Regieanweisung "laut" steht, dann kennt er echt kein Halten mehr, so dass es *mir* sehr deutlich zu laut ist. Da ist dann m.E.n. auch kein Spielraum nach oben mehr...  Wer also irgendwohin geht, wo Gary Novak trommelt: Bitte nehmt euch, sicherheitshalber, Ohrstöpsel mit. Auch, wenn nicht mikrofoniert wird (wurde bei Wayne Krantz übrigens auch nicht...).

Das Alte Pfandhaus hat zwar nicht die günstigsten Ticketpreise der Welt aber dafür wirklich tolle Räumlichkeiten, gute Atmosphäre und ein ansprechendes Programm, vor allem im Bereich Jazz, Fusion und was man eben gemeinhin so "Musician´s Music" nennt. Eine tolle Location, da gehe ich gerne bald wieder hin.

So, danke für die Aufmerksamkeit,
viele Grüße
(diesmal v.a. an Friedlieb: Ich wünsche Dir alles Gute für alles,
was Du Dir vornimmst!)

Helge

ps: Nach einem Abend mit einem schönen Gespräch mit Friedlieb, Bier und eigentlich zu lauter Gitarrenmusik habe ich jetzt total Bock auf eine Session zu Beginn des nächsten Jahres.....komisch, wie kommt das bloß...  ;)

pps: Friedlieb fand das Schlagzeug nicht zu laut  :)




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