Re: (JET) Tabakgenuss und Secondhand-Tisch


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Beitrag von ferdi vom Dezember 21. 2007 um 11:04:22:

Als Antwort zu: Re: (JET) Tabakgenuss und Secondhand-Tisch geschrieben von Jacqueline am Dezember 20. 2007 um 21:24:25:

Hi-ho,

Kommt ja nicht immer auf Masse an.

mitunter schon. ZB bei der Anzahl der gerauchten Zigaretten.

1. eines der dämlichsten und ältesten aller Argumente von Rauchern, sie stürben ja früher, daher entlasten sie die Krankenkasse und Rentenversicherung etc. pp.,

sarkastisch finde ich das auch, richtig übel, die sachliche Richtigkeit ist dennoch nicht einfach vom Tisch zu fegen, Jacqueline.

Wieso kapiert denn keiner, daß es nicht so schwer für Raucher ist, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, wenn sie dann aber lediglich draußen rauchen dürften, umgekehrt aber die Nichtraucher so gut wie gar nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, wenn sich zu viele (oder zu starke) Raucher mit ihnen in einem nicht ausreichend belüfteten Raum befinden ?

Das ist denke ich jedem hier längst klar. Der Punkt ist ein anderer:


Es darf gerne auch als Raucherkneipe deklarierte Kneipen geben, so daß die Raucher natürlich auch so in einer Kneipe rauchen könnten.

Bingo. Genau das verbietet Vater Staat nämlich. Es besteht demnach der ZWANG zu nichtrauchen, wenn man in eine Kneipe geht. Dass man zum Rauchen rausgehen kann, spielt in einer zumindest prinzipiell ähnlichen Liga wie das Rausgehen eines Nichtrauchers, um frische Luft zu schnappen: beide finden das, was sie wollen, nur draußen, nicht in der Kneipe.


Es ist doch, wenn man es wirklich ganz nüchtern, ganz unemotional betrachtet, sowas von dermaßen egal, ob man vom Staat etwas auferlegt bekommt, oder ob man sich seines zwar individuellen, aber dennoch kleinen Platzes innerhalb eines großen Gesellschaftsgefüges gewahr ist, und dann auch dementsprechend agiert!

Da widerspreche ich heftig. Und das ist sehr wohl ein Thema, das

irgendwelche Philosophen und Paragraphen und irgendwelche Analogien aus dem Leben bzgl. Bevormundung des Staates etc. pp.

rechtfertigt, und da geht es nicht darum

seinen anscheinenden Egoismus (oder Egomanie ?) dahinter zu verbergen.

sondern um Lawrence Kohlberg, auf den das ein oder andere Mal schon das Thema kam.

Und wenn mich noch 1x jemand mit den verfickten rücksichtslos überall Herumqualmenden in einen Eimer wirft, dann platzt mir der Kamm! Ich tue das nicht und darum ist es nie gegangen! Vom allerersten Posting war klar, dass es a) auf Sessions b) im gesellschaftlichen Leben Nichtraucherschutz geben soll. Wenn es stattdessen aber auf ein Abstellgleis für Raucher hinausläuft, dann geht mir das zu weit, so sehr, na das lässt sich reichlich nachlesen.



Der Schutz der im Kneipenmillieu Arbeitenden ist also der Ausschlag (bei mir: Krätze) gebende Grund. Nun, man müsste ja nicht in einer Raucherkneipe arbeiten. Ebensowenig müsste Person A in einer besonder lauten und Person B in einer sonstwie gesundheitsgefährdenden Umgebung arbeiten. Analog dazu habe ich kein Verständnis dafür, dass 15 Millionen im Einzelhandel Arbeitende durch eine staatlich kontrollierte Ladenschlussregelung so geschützt werden, dass zehntausende Ladenbesitzer gegängelt werden 70 Millionen Kunden nicht einkaufen können, wann sie wollen. Warum muss sich der Staat da einmischen?

Mein politisches Herz schlägt weit links, Leute, linker als bei ganz ganz vielen, vor allem, wenn man erstmal zu philosophieren beginnt, aber in mancherlei Hinsicht bin ich sowas von liberal, das glaubt ihr gar nicht.


Kneipen spielen in einer ganz anderen Liga als Ämter, Bahnhöfe, Schulen, Bürokomplexe, Maschinenhallen. In Kneipen zu gehen hat überhaupt rein gar nichts mit gesundheitsorientierten Beweggründen zu tun. Die Getränke sind in ihrer Mehrzahl radikal leberschädigend, die Gerichte meist fettlastig und vitaminarm. Trotzdem schön :) Genussrauchen passt da wunderbar ins Bild, Anima statt Logos. Klar sollte der Wirt schon entscheiden können, was bei ihm konsumiert wird und was nicht. Ist ja schließlich SEIN Raum. Vegetarische Restaurants gibt es schließlich auch, und das sind nicht die schlechtesten.




Hört auf, euch mit irgendwelchen Statistiken oder Gesetzen oder Philosophiemodellen zu bewerfen und schaltet mal euer eigenes Hirn ein.


Das Unterstellen nichteingeschalteter Hirne war absolut überflüssig.

Jacqueline, du selbst wirbst für Raucherkneipen, also die Nichtexistenz des staatlich verordneten Nichtrauchens. Um nichts anderes geht es hier. Das Thema "Rauchen auf Sessions" haben wir schon vor gefühlten 100 Jahren hinter uns gelassen.

Ich fasse zusammen: du findest es scheiße, wenn rücksichtslos da geraucht wird, wo sich (auch potentiell) Nichtraucher zusammenrotten, bist aber auch gegen das gesetzliche Rauchverbot in Kneipen. Darauf können wir uns einigen, denke ich.

Gr00ß, ferdi


P.S.: weißt du, was Sarte gesagt hat, als man ihn gefragt hat, was ihm am Leben am wichtigsten sei?


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