Re: Wissen was man spielt?


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Beitrag von andi-o vom Februar 07. 2007 um 12:16:25:

Als Antwort zu: Re: Wissen was man spielt? geschrieben von ferdi am Februar 07. 2007 um 11:52:10:

Moin Ferdi,

Als ob McLaughlin bei seiner vollchromatischen Spielweise UND DEM TEMPO
darüber nachdenken würde, welche Skala gerade passt. Völliger Schwachsinn


Meister McLaughlin denkt vielleicht nicht "nach" was gerade passt, aber er weiss definitiv
was er da gerade macht, wenn er spielt, auch bei seinem Schweinetempo. Er hat mal in nem Interview
erzählt, dass er (jahrelang) in allen Lagen das verknüpfen von verschiedenen Skalen gepaukt hat,
damit er über (alle denkbaren) Changes in jeder Lage flüssig spielen kann.
Und das hat er, wie manche
anderen Jazzer eben auch, so verinnerlicht, dass er nicht mehr grossartig dran denken muss.

Wenn man mal Joe Pass' "Anleitung" für einen Jazzblues und dem jeweilig verwendbaren Skalenmaterial
liest (steht z.B. in "Ten", einem alten Schmöker aus den USA wo 10 Gitarristen aus dem Nähkästchen
plaudern) ist es nicht mehr weit her mit dem Mythos, dass er alles per Gehör gespielt hat. Natürlich hatte
er ein hervorragendes Gehör, aber eben auch das Wissen, um das, was er hören wollte, umzusetzen.
Bei BeBop in Uptime Geschwindigkeit wäre man/jeder mit reinem "Feeling-Spiel" nämlich ganz schnell aufgeschmissen,
bis man da die Changes "hört", ist das Stück 10 Takte weitergerast...

Was ich sagen will: je nach Musikstil kommt man um ein bestimmtes Wissen und antrainierte Umsetzungsmöglichkeiten
nicht herum. Das kann beim Blues und Rock (auf Harmonielehre bezogen) relativ rudimentär sein, und
doch spektakuläre Ergebnisse liefern - in anderen Stilistiken haut das aber nicht unbedingt hin.
Wenn jetzt wieder jemand damit ankommt mit "Wes Montgomery wusste auch nicht, was er da spielt"
würde ich sagen: 1. Sollte man nicht alle Mythen glauben und 2. gibt es in jedem Fach Ausnahmen, die
die Regel bestätigen...

Die Eier beim Solo einzuschalten, heisst (für mich) nicht notwendigerweise, dabei das Hirn stillzulegen...

Grüße,

Andreas


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