Re: (Philosophie) Der Sound kommt aus den Fingern
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Beitrag von Lesplorer vom Januar 13. 2005 um 01:21:51:
Als Antwort zu: (Philosophie) Der Sound kommt aus den Fingern geschrieben von Matthias am Januar 11. 2005 um 20:11:34:
Hallo Matthias!
das ist ein schöner Thread, dessen Inhalt mir bei der jüngsten Demoproduktion meiner Band wieder deutlichst vor Augen (ober besser Ohren) geführt wurde. Ich stimme Dir im Wesentlichen zu. Gerade Anschlag und Vibrato sind deutliche Kennzeichen des jeweiligen Gitarristen und man braucht nur einmal während der Bandprobe mit dem Kollegen Amp und Elektrolaute tauschen, um dies zu bemerken.
Meine Erfahrungen aus den um Weihnachten stattgefundenen Aufnahmesessions ist jedoch, dass vor allem auch Unterschiede darin bestehen, wie vorhandene Riffs rhythmisch aufgefasst werden. Der eine mag dazu tendieren an einer bestimmten Stelle 16tel einfach gerade zu spielen. Der andere wiederum bringt ein "Galloppfeeling" ein. Gerade derartige Grundauffassungen sind häufig deutlich wahrnehmbar. Ich bin der Meinung, dass gerade rhythmische Interpretation auch etwas mit den individuellen Bewegungsmustern zu tun hat. Ich möchte mich an dieser Stelle jetzt einmal etwas aus dem argumentativen Fenster lehnen und behaupten, dass man dies mit den Unterschieden in der Handschrift vergleichen kann. Schreibt jemand rund und gleichförmig, so wird er vermutlich auch am Instrument eher konstant spielen. Schreibt jemand eher kantig und ein wenig verkrampt und unregelmäßig, wo wird sich dies ebenfalls im Spiel wiederfinden. Beides hat seinen Reiz. Kantig kann bedeuten, dass man deutlichere Aktzente setzt und so mehr Dynamik und "Dreck" beisteuert. Ein rundes und konsistentes Spiel hat ebenfalls seine speziellen gleichförmigen Vorzüge. Die Kunst eines Profimusikers ist es hierbei, dazu in der Lage zu sein, die Artikulation flexibel zu ändern. Man braucht nur Aufnahmen ein und desselben Orchesters unter unterschiedlichen Dirigenten zu vergleichen, um zu realisieren, dass hochklassige Musiker (und das sind im klassischen Bereich doch so einige) sich gerade auch dadurch auszeichnen, den unterschiedlichen Auffassungen zur Interpretation gerecht werden zu können. So, genug des Schwafelns aber wenn man mal den selbst entwickelten Arragements im Rahmen einer Studioproduktion so richtig auf den Grund geht, dann ergeben sich auf einmal Diskrepanzen, die einen bei genauerem Hinhören eigentlich staunen - und grübeln - lassen.
Gruß,
RALF
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