Re: (Gitarre) E-Gitarre - sollte man erst Klassische Gitarre lernen?


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Beitrag von ferdi vom Januar 11. 2004 um 22:28:56:

Als Antwort zu: Re: (Gitarre) E-Gitarre - sollte man erst Klassische Gitarre lernen? geschrieben von Leslie am Januar 11. 2004 um 21:50:14:

Hi,

Also ich hab mal gehört, dass man sauberer greift wenn man mit einer Klassischen Gitarre anfängt und dass wenn man mit der klassischen einigermaßen klar kommt, die E-Gitarre sehr leicht zu erlernen ist und auch mehr Spass macht!

Im Grunde ist es doch so:

Bis auf die Tatsachen, dass beide Instrumente in vergleichbarer Haltung gespielt werden, beide sechs Saiten und nach Halbtonschritten gestaffelte Bünde haben, haben Klassik- und E-Gitarre nichts, riente, nada gemeinsam. Sie klingen anders und lassen sich anders spielen.

Anderes Beispiel... es wird immer gesagt, Latein-stämmige Fremdsprachen fielen einem leichter, wenn man vorher Latein gelernt hat. Ich sage, es wäre viel sinnvoller, die gleiche Zeit gleich in die gewünschte Fremdsprache und nicht in Latein zu inverstieren (ja, ich habe Latein gelernt, und Englisch [besser] und Französisch [viel schlechter] auch).

Ohne konkrete grammatische Bezüge herstellen zu können, geht in Latein gar nix... und ohne sauberen Anschlag kann man eine Klassikgitarre auch keinen anständigen Ton entlocken.

Englisch und E-Gitarre sind da zunächst produktiver: "Me hunger!" (am besten dabei den Bauch reiben und auf den Mund zeigen) wird zur Not in seiner intendierten Bedeutung verstanden, und unsauber gegriffene Powerchords auf einer elendig schwer verzerrten E-Klampfe in mit viel gutem Willen chromatischen Intervallen hin und herschieben kann man auch als intendierte Musik durchgehen lassen.

Charlie Byrd-Nummern (einer der ganz Großen an der Klassik) lassen sich ebensowenig auf einer Stratocaster spielen wie "Voodoo Chile - slight return" auf einer Klassik. beide Instrumente haben bestimmte Eigenschaften, mit den man sich anfreunden und auseinandersetzen muss, denen man sich unterordnen muss, um aus dem jeweiligen Instrument das herausholen zu können, was drin steckt - und das ist nicht dasselbe! Und wer meint, Charlie Byrd hätte Hendrix-Nummern einfacher spielen können als Hendrix Byrd-Nummern, der weiß schlichtweg nicht, wovon er redet. Umgekehrt gilt das genauso. Hey, ich stehe auf Charlie Byrd.

Wenn du weißt, dass du Spaß am E-Gitarre spielen hast, fang damit an. Wenn du das nicht sicher weißt, leih / besorge / miete Klassik-, Western- und E-Gitarre, um eben das herauszufinden. Das solltest du als erstes tun.
Wenn du dich nicht entscheiden kannst, würde ich eventuell zu einer Western-Gitarre raten, weil die eine wirklich absolut vollblütige Akustik ist, im Hinblick auf Halsbreite, Griffbrettform, Saitenabstand, Mensur usw der E-Gitarre aber sehr nahe steht, sodass ein Umstieg Western=>E-Gitarre viel einfacher sein wird als Klassik=>E-Gitarre.

Klar wird sich dein E-Gitarren-Spiel anders anhören, wenn du mit Akustik angefangen hast, weil du umsetzt, was du da gelernt hast. Hör zum Beispiel Robbie Krieger von THE DOORS - ganz klar hört man da den Fingerpicker raus.

Also - finde raus, was du willst, und tu es dann.

cu, ferdi


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