(Konzertbericht) Tragically Hip in Hamburg


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Beitrag von bO²gie vom Juni 04. 2000 um 21:14:02:

Nach Johannes interessanten Bericht von King Crimson, schließ ich mich mal mit einem kurzen Review zum gestrigen Konzert von Tragically Hip in Hamburg an.

Den meisten sagt Tragically Hip ja nicht soviel. Die Band ist in ihrer kanadischen Heimat richtig groß (15.000'er Venues sind da keine Ausnahme und auf dem letztjährigen Woodstock Debakel waren sie auch dabei). Ich hab' die Band mal vor Jahren als örtlicher Veranstalter kennen- und schätzen gelernt. Da kamen sie, nach erfolgreicher Kanada und USA Tour, in Hamburg an und "mußten" vor 30 Zuschauen spielen. Weil der Veranstalter alles verbockt hatte, was man so verbocken kann (nix plakatiert und nix Termine in den Printmedien) schickte man mich als "Prellbock" anstelle des eigentlich örtlichen Veranstalters. Das lustige war, das sich die Hips damals gefreut haben mal wieder vor einem "übersichtlichen" Publikum zu spielen und 2,5 Stunden mit unglaublicher Spielfreude ein absolut legendäres Konzert hinlegten. Im laufe der letzten Jahre waren die Hips dann immer mal wieder zu Gast in Hamburg (u.a. mit den Blues Travellers als Support) und immerhin ziehen sie jetzt so um die 800 Zuschauer pro Gig. Hamburg war diesesmal der einzige Gig in Deutschland und war sozusagen WarmUp für die kommende Tour zur neuen Scheibe (Music@Work erscheint am 6.Juni).

Als Support spielten Sloan, die man freundlich als lustigen College-Krach bezeichnen kann. Klasse, unterhaltsam und sehr laut. Dazu muß man vielleicht noch wissen das TH immer sehr bemüht um ihre Vorbands sind. Da gibt's kein "Zwei-Klassen"-Sound und wärend des TH Gigs erwähnte Gordie (Hip Sänger) immer wieder Sloan. Als sie mit den Blues Travellers auf Tour waren, entschuldigte sich Gordie jeden Abend beim Publikum das TH die Main Band sei, man hätte es lieber andersherum gesehen und Support für die Travellers gemacht (in USA lief das Tour Pakage auch als Blues Travellers mit Special Guest TH).

Der Sound der Hips unterschied sich qualitativ nur vom Lautstärkelevel zum Sound der Vorband. TH waren nämlich eine ganze Ecke leiser (Dank Mark Vreeken, der sowohl seit Jahren an den CD Produktionen beteiligt ist und auch Live als Soundkutscher die Hips begleitet). Musikalisch war's eine Lehrstunde in Sachen "Entspanntes Musizieren" und im Mittelpunkt stand natürlich das noch unbekannte Material der neuen CD. Das tat der tollen Stimmung im Saal keinen Abbruch, was ja auch nicht selbstverständlich ist (oft genug erlebt man ja bei Konzerten die nicht aus einer Greatest-Hits Sammlung bestehen eher ein verunsichertes oder unzufriedenes Publikum).

Handwerklich waren die Hips noch nie "Akrobaten", aber das würde auch nicht zur Musik passen. Hier stehen Songs und Stimmungen im Vordergrund. Spannend ist es aber allemal was die beiden Gitarristen zusammenweben.

Alles in allem ein mehr als gelungenes Konzert, was nur dadurch getrübt wurde, das das Grünspan eigentlich eine Rockdiskothek ist und darauf bestand das das Konzert nach 11/2 Stunden zuende sein müße da ja das Disco Publikum auch tanzen will.

Mehr Info's für alle die Musik im weiten Umfeld von REM, Doors und Neil Young (um mal schnell 3 Schubladen zu öffnen) mag, der schaue sich einfach mal bei www.thehip.com um.

slide on ...
bO²gie

NP: Tragically Hip | Road Apples


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