Re: Raubkopierer sind Verbrecher
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Beitrag von ferdi vom November 29. 2003 um 12:21:44:
Als Antwort zu: Raubkopierer sind Verbrecher geschrieben von Friedlieb am November 29. 2003 um 11:40:42:
Hi Friedlieb,
ich finde die Kampagne so lächerlich, dass sie eigentlich keines Kommentars bedarf. Andere mögen das anders sehen.
Ich sehe mich täglich, auch beruflich, mit einer Fülle von Vorschriften konfrontiert, die von Leuten erdacht worden sind, die von der Praxis offensichtlich weniger verstehen als sinnvoll wäre.
Selbstverständlich dient die Kampagne mMn der Profitmaximierung. Das Kleingedruckte, ob man eine Kopie erst weitergeben muss, um aus einer Sicherheitskopie einen Raub zu machen, interessiert mich persönlich fast nicht. Ich habe weder einen DVD-Brenner noch irgendetwas, das dem ähnlich sieht, und falls doch, dann würde ich dennoch Sicherheitskopien machen und die auch an Freunde verleihen. Und wenn ich die Original-DVD dann verkaufen würde und die Kopie behielte? Zack Handschellen oder was? Was für ein Blödsinn. Die Typen, die am geöffneten Kofferraum Dutzende, ja Hunderte raubkopierter DVDs feilbieten und so die Filmindustrie massiv schädigen (von der gebeutelten Musikindustrie sprachen wir ja bereits), sind mir übrigens noch nicht aufgefallen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich nicht nach ihnen gesucht habe.
Es ist nicht lange her, da hatten wir an den Unis vor allem unter Anglisten/Amerikanisten die brandheiße Diskussion um das Thema "photocopying kills literature". Mittlerweile wird ein geringer Prozentsatz auf die Buchverkaufspreiuse aufgeschlagen und niemanden interessiert der Spuk um die Kopiererei mehr.
Verhaltensänderung aus Angst vor Strafe entspricht der unterst möglichen der sogenannten Kohlberg'schen Stufen, die die Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit beschreiben. In erster Linie darauf zu setzen ist höchst peinlich und zeigt ein simplifiziertes Menschenbild, dass ich seit etwa 200 Jahren überwunden glaubte.
Der DC/DVD-Piraterie-Schwachsinn wird sich auch totlaufen. In welcher Form dies in den nächsten 5 Jahren geschieht, interessiert mich persönlich nicht besonders, da ich weder kopiere noch denunziere noch an die Aufrichtigkeit des (gerechtfertigten) Urheberschutzes seites der Film- und Musikindistrie glaube.
Ein unausrottbares Märchen ist natürlich auch, dass man sich in Ermangelung einer Raubkopie das Original kaufen würde. Tatsache ist, was möglich wird, wird gemacht. Obwohl diese Dinge mNn nicht in einen Satz gehören, meine ich, dass es tagtäglich offenkundig wird, dass Drogenhandel und illegale Prostitution sich durch Kriminalierung ebensowenig eindämmen lassen wie Raubkopiererei. Dass Angst vor Strafe abschreckt ist ein Irrglauben, der sich im Kleinen bei dieser Kampagne zeigt und der in der Todesstrafenpolitik zB einiger US-amerikanischer Staaten gipfelt.
just my 25c
ferdi
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