Re: (Meinung) Meine erste Vintage-Gitarre - ein ErlebnisberichtBeitrag von Eric vom Mai 03. 2000 um 20:20:12: Als Antwort zu: (Meinung) Meine erste Vintage-Gitarre - ein Erlebnisbericht geschrieben von Matthias am Mai 03. 2000 um 17:35:57: Hallo Matthias... zum Thema "Pflege etc." von Vintage gitarren gab es im GUITAR PLAYER vor Jahren mal nen Bericht. Die Sammlerszene seiht es geradezu als Sakrileg, wenn jemand eine Vintagegitarre kauft, um sie zu spielen... wenn also mal ein Praktiker eine kauft. Uebrigens, ist nicht nur bei Vintagegitarren so mit dem "Drueber labern, nie spielen"...schau mal in's PRS-Forum ( www.prsforum.com )... hunderte von Leuten, taeglich hunderte von Postings, aber irgendwie geht es nur um's Angeben mit der neuesten Errungenschaft, ueber's Spielen redet kaum einer.
: Es wird Zeit, Euch einmal von meiner ersten Vintage-Gitarre zu erzählen. : Das erste Mal stieß ich auf den Begriff "Vintage" beim Betrachten eines Ibanez-Katalogs. "Vintage-Series" hieß die billigste (!) Serie brandneuer (!) Akustikgitarren. Unwissend wie ich war, griff ich zum Wörterbuch und las etwas von "erlesen" und "besonders" und konnte mir keinen Reim drauf machen. Wieso sollten die billigsten Gitarren gerade die erlesenen sein? Gut, abgehakt, ich war zwar noch jung aber schon nicht mehr so dämlich, Aussagen aus Werbeprospekten zu glauben. : Die Zeit ging ins Land und es kam das Jahr 1990. Ich spielte eine wirklich gut, wenn auch nicht überragend klingende Akustikgitarre, die ich wirklich gern hatte. Mein Lieblingshändler drückte mir eines Tages eine unscheinbare, gebrauchte Dreadnought in die Hand. Ich stimmte ein wenig nach und mir lief es kalt den Rücken runter: schon beim Stimmen merkte ich, dass diese Gitarre "sang". Ein, zwei Akkorde, ein, zwei kurze Läufe, alles aber auch wirklich alles klar. Das war die beste Gitarre, die ich bis dahin in der Hand hatte! Der Preis entsprach dem Neupreis meiner Gitarre. Nun hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht genug Geld zur Verfügung und vertickerte meine Klampfe schweren Herzens. Ein paar Tage später hatte ich dieses Instrument aber gedanklich schon weit hinter mir gelassen und spielte fröhlich auf meiner "Neuen". : Irgendwann wollte ich dann aber mehr über die Gitarre wissen. TAMA TG 190, damit konnte ich nicht viel anfangen und fing mit meinen Recherchen an. Dabei stellte sich heraus, dass diese Gitarren durchaus gesuchte Sammlerstücke waren und ich sie für einen wirklich sehr günstigen Preis gekauft hatte. Jetzt ging das Drama los. Tonabnehmer einbauen? Naja, es war schon einer drin, die Löcher also eh da. Darauf kam es also nicht mehr an. Aber alles andere schien verboten und gefährlich und überhaupt. : Gitarre zu einer Session mitnehmen? Unmöglich! Diebstahlsgefahr! Die Gitarre könnte beschädigt werden! Jehova! Aber nicht nur da lauerten die Gefahren. Schließlich konnten ja auch extreme Temperaturschwankungen, zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit die Gitarre beschädigen. Ich kaufte mein erstes Hygrometer und meinen ersten Luftbefeuchter. Wenn ich lüftete, brachte ich vorher die Gitarre in ein anderes Zimmer. Was schreibe ich da? Die Gitarre? Natürlich den Koffer, in dem die Gitarre war. Schließlich konnte ich ja diese Gitarre nicht offen stehen lassen - was hätte da passieren können? : Auch zu starke Saiten waren gefährlich, wegen des erhöhten Saitenzugs. Also lieber 011er aufgezogen. Okay, der Sound war nicht mehr so gut, aber es war sicherer. Irgendwann stellte ich fest, dass ich zwar bei einem Gitarristentreffen dauernd über meine Gitarre sprach (man könnte auch sagen, dass ich damit angab) aber ich spielte nicht auf ihr. Ich find an, nachzudenken. Langsam, aber sehr sicher würde ich in Bezug auf meine Gitarre paranoid werden und so konnte es nicht weitergehen. : Gerade in dieser Zeit lernte ich einen Gitarristen kennen, der sich für diese Gitarre interessierte und mir ein Angebot machte. Es war etwa das Dreifache des Preises, den ich damals bezahlt hatte. Exakt in dieser Zeit kreuzte eine brandneue Gitarre mit einem grandiosen Sound meinen Weg. Zähneknirschend stellte ich fest, dass der Sound der "Neuen" sogar besser zu meiner Spielweise passte als der der TG-190. Ich stand vor der Entscheidung, jetzt entweder die neue Gitarre zu kaufen und die TG-190 als "Wertanlage" zu behalten oder die TG-190 zu verkaufen. Meine Panik, dass der TG-190 etwas zustoßen würde, war jedenfalls nicht heilbar, soviel stand fest. Ich entschied mich, die TG-190 ziehen zu lassen und mittlerweile weiss ich: es war ein guter Entschluß. : Vor einigen Monaten sah ich übrigens eine TG-190 (nicht meine ehemalige) in einem Gitarrenladen an der Wand hängen. Ich grinste sie an und ob Ihr es glaubt oder nicht: Sie zwinkerte zurück. : knock on wood : Matthias
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