(Veranstaltungshinweis) Satriani live
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Beitrag von Eric vom Mai 01. 2000 um 04:12:21:
So, jetzt mal zu ganz was anderem... ich habe gestern abend Satriani live in Philly gesehen... ist ja auch irgendwie ein Ereignis. Das letzte Album hat mir weniger gefallen, trotzdem habe ich mich dann entschieden, hinzugehen. Und so fuer alle Interessierten oder potentiellen Besucher der Gigs in Deutschland, ein Review: Venue war die "Electric Factory", eine mittelgrosse Halle in downtown Philly ( da hatten dann vor ca. 6 Wochen auch Dream Theater gespielt, also nicht unbedingt eine Hinterhofkneipe ). Ich war gerade mit dem Flieger aus Florida zurueck, und wir kamen puenktlich zum angesagten Startzeitpunkt an... noch lief die Musik von CD, der Roadie stimmte die Klampfen durch ( neben ca. 5 Klampfen vom Joe, darunter 3 "Chrome-Boys", dann ca 6 Linkshaendergitarren fuer den Keyboarder / Rhythmusgitarristen... letzter hiess uebrigens auch "Eric" und spielte bei jedem Song entweder Rhythmusgitarre oder Keys oder beides abwechselnd ), ein Buehnenbild mit grossen Traversenkonstruktionen, in der Backline Joe's 30th Anniversary-Marshall Top. Keiner wusste wirklich, ob ein Opening Act gebucht war... um ca. 8.45 PM kam dann doch Joe samt Band auf die Buehne. Also keine Vorgruppe... und was folgte waren fast 3 Stunden Satriani =) Die Band: Joe, besagter Rhythmusgitarrist / Keyboarder, Stu Hamm am Bass und Jeff Campitelli an den Drums, alle in eher modernen Klamotten ( weite Jogginghosen, schlabberige Hemden, der Meister selbst in Lederhosen und einem Shirt, dass direkt aus der Tekkno-Gallerie stimmen koennte... alle mit Sonnenbrillen, was eher zum Grinsen beim Publikum fuehrte ). Stu hatte ein paar wireless Kopfhoerer auf, muss wohl sein Monitorsystem gewesen sein. Opener waren 3 Songs vom neuen Album. Ich war recht happy, dass Joe weniger neue Stuecke waehlte ( von besagten 3 Openern, sowie dem meiner meinung nach eher uninteressanten "Borg Sex" sowie der neuen Ballade und einem fast 10 minuetigen Dudeljam auf einem anderen der neuen Stuecke mal abgesehen ) lieferte Joe dann ein Greatest Hits... Stuecke von "The Extremist", FIABD, SWTA, Crystal Planet und dem selbstbetitelten Album. Uebberaschungen gab es auch, zum Beispiel "Crush Of Love", "Crushing Day", "Friends" ( als erste Zugabe ), "Train Of Angels"... ansonsten dann die erwarteten bekannteren Stuecke... z.B. "Always With Me, Always With You", "The Mystical Potatoe Head Groove Thing", "Love Thang" etc. Nun, kommen wir zu meinen Kritikpunkten... erstens einmal war die Songauswahl ganz nett, weil da auch einige eher unbekannte Stuecke dabei waren... viele von denen waren dann auch die totalen Shred- udn Dudelworkouts, kein Zweifel. Joe spielte ueberzeugend, brachte die Originalsoli fast unveraendert zxu Gehoer und improvisierte auch schon mal los. Was mich allerdings etwas stoerte war, dass da nun halt die Shredknaller gnadenlos abgefeiert wurde, und der Jazzpolizei im Publikum schon mal oefter die Kinnlade herunterfiel, wenn Joe losdudelte, die eher melodiebetonten Stuecke wie z.B. "Crying" aber gnadenlos unter den Tisch fielen... mir schien, Joe wollte irgendwas beweisen. Dann der grosse Kritikpunkt. Die Lautstaerke. Leute, es war zum Kotzen. Wir standen vorne in der vierten Reihe. Bei Dream Theater und Vai war das selbst ohne Gehoerschutz auszuhalten, da gab es tollen Sound bei akzeptablen Lautstaerken. Was einem aber hier geliefert wurde, war schon fast Koerperverletzung. Es war um einiges zu laut. Wie gesagt, ich war praktisch direkt vom Flughafen zum Konzert und hatte natuerlich meinen Gehoerschutz nicht dabei, aber selbst Taschentuecher oder die guten alten Zigarettenfilter brachten keine Linderung. Dann, bei einem der letzten Stuecke, erzeugte Joe dann einen recht hohen Oberton ( einer von den hohen am dritten Bund ) und hob den in der Tonhoehe mit seinem Whammypedal um zwei Oktaven an. Dies war echt furchtbar...ich fuehlte ein Ziehen in der Wirbelsaeule ( kein Witz ! ), und meiner Begleiterin wurde es vom Kreislauf her schlecht. Sie hielt sich die Ohren zu ( besagte Dame geht fast monatlich zu Konzerten und liebt es laut ! ) und bat mich um einen strategischen Rueckzug in Richtung Pult. Es war naemlich nicht nur zu laut, obendrein war der Gitarrensound etwas zu schrill ( Marke Tele mit AC30 udn Treblebooster )... ob da der Mann am Mischer dafuer verantwortlich war, oder Joe das so wuenscht ( ein weiterer Tinitus-Geschaedigter ) war mir eigentlich egal, ich schlug mich zwischen headbangenden Satch-Extremisten in den Hintergrund zurueck. Wie gesagt, etwas zu laut, mehr Dudel als je zuvor ( ich habe Satch sowohl mit G3 als auch auf der Extremist- bzw. Time Machine-Tour gesehen, und so viel war es noch nie ), und extrem langwierige Exzesse mit Whammy und Wah ( letzteres kam so ziemlich bei JEDEM Song zum Einsatz ). Dann die Soloparts. Joe's Solopart fand ich recht enttaeuschend ( eigentlich fragt man sich, wozu noch ? Schliesslich spielt der Mann sich bei so ziemlich bei jedem Song um Kopf und Kragen ). Im Endeffekt stand er dann da und spielte ein Open String- Pulloff Lick fuer eine komplette Minute...immer und immer wieder, mit etwas Wuerze vom Whammy Pedal... IMHO recht langweilig. Stu Hamm's Bassolo war dann der Knaller. Angefangen mit einer getappten Instrumentalnummer ( wohl vom naechsten Soloalbum, welches im Juli kommt ), sehr schoene, klassisch inspirierte Melodiefuehrung.,.. dann der Umstieg auf ein echtes Slapgewitter, mit einem Hammergroove... die Leute groovten mehr als bei all den Techno-Nummern vom neuen Album, die die Band geliefert hatte. Dann fing er mit einem Volksmusik-Lick an... umpa umpa umpa umpa... die Nummer mit den Grundtoenen in Quinten. Sehr amuesant, besonders weil Stu da in einer Art verungluecktem Moonwalk ueber die Buehne rutschte. Dann wieder ein wenig tapping, dann ein teil fuer's Publikum zum Mitgroehlen, und der Knaller: Eine Solobassversion von "Charlie Brown". Also im Endeffekt nicht nur fuer doe Bassisten interessant ( bin ich naemlich ueberhaupt nicht ), sondern nach dem Motto "Wenn schon Solopart, dann aber auch unterhaltsam". Tja, zum Abschluss gab's dann noch "Always with me..", "Friends" und "Surfing With The Alien", waehrend ich bereits auf dem Weg zum Ausgang war. Fuer die naechsten 3 Stunden hoerte ich alles wie durch Wattebaelle... wie gesagt, kein vernuenftiger Gehoerschutz dabei gewesen., Mein Fazit ? Wer immer noch auf Shredding steht, oder Satriani's schnellere Stuecke mag, oder einfach eine gute Gitarrenshow sehen will ( wenn auch IMHO nicht so gut wie Vai's letzte Tour ), sollte sich ein Ticket zulegen, allerdings auch die Ohrenstoepsel herauskramen, sich nen Platyz am Pult zulegen und auf 2 1/2 Stunden Shredding ohne viel Atempausen ( wie gesagt, zum Durchatmen kamen Melodiefans nur bei "Love Thing", "Down, Down, Down" und "Always with me..." ) vorbereitet sein. Im ENdeffekt war ich froh, es gesehen zu haben, war froh, dass Joe die alten Nummern immer noch ueberzeugend spielt, haette mir aber eine andere Lautstaerke und ein paar mehr melodiebetonte Nummern gewuenscht. Soviel dazu Alles Liebe Eric NP: Pink FLoyd-Pulse
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