Re: Und bei einem Solo....


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Beitrag von Matthias vom November 01. 2002 um 15:21:37:

Als Antwort zu: Und bei einem Solo.... geschrieben von burke am November 01. 2002 um 00:46:57:

Hi burke,

: Denn eigentlich bin ich ja beim Solo (oder mein Mitgitarrist, je nach Song) vorne; also der Solist latscht auf sein "LAUTER" bzw. SoloSound™-Pedal und geht nach vorn.

Das ist auf jeden Fall schon mal ein Anfang, denn natürlich richten sich die Blicke auf einen, der sonst an der Seite steht und plötzlich in die Mitte latscht. Wenn der Sänger jetzt nur zwei Schritte nach hinten macht, steht er ja sogar schon _hinter_ dem Gitarristen und ist somit fast unsichtbar.

Das Publikum ist übrigens gar nicht so doof, wie man vielleicht denken mag und merkt schon, was jetzt im Mittelpunkt steht. Sollte so ein Solo allerdings langweilig sein und der Gitarrist wie angewurzelt vor seinem Amp stehen bleiben und das auch noch bei starr auf das Griffbrett gerichtetem Kopf über ansonsten regungslosem Körper, naja, dann.

Stellt Euch mal vor, der Gitarrist würde plötzlich infernalisch ins Mikrofon brüllen: "EYYHH, JETZT BIN ICH DRAN, ALLE MAL HERHÖREN!!!!" Ob der Sänger in dem Augenblick vor das Schlagzeug pinkelt oder wirklich im Boden versinkt, merkt wahrscheinlich im Publikum keiner.

Da das aber auch blöd ist, muß es gehen, ohne dass der Gitarrist schreit. Ein wilder oder geschmackvoller Auftakt, ein ganz anderer Sound oder einfach nur ein wenig LAUTER sein. Wenn nach ein paar Tönen das Publikum immer noch nicht in Richtung Gitarrist schaut, macht der was falsch, vorausgesetzt, der Sänger lenkt nicht gleichzeitig ab.

: Aber WAS der Sänger bei uns genau macht, läßt sich vorher nicht proben. Ob er ....das kommt ganz auf die Situation an.

Wieso eigentlich? Wenn nur drei Leute da sind, geht er eine rauchen, bei fünfzig greift er zum Schellenkranz (wogegen ich ja sowieso bin) und bei tausend macht er Stagediving? Wieso gehört diese "Nicht-Performance" des Sängers während er nicht singt denn nicht genau so zum Song wie das Solo?

: ...bei größeren Bühnen, wo nur noch Gesten wirken, die für den Performer irgendwie so wirken, als seien sie übertrieben.

Dazu sage ich nur eins: Probieren. Und genau wie Proben eben unter Ausschluß der Öffentlichkeit, mit anschließender Analyse. Also für nen Kasten Bier eine Scheune mieten, Anlage aufstellen, in Bühnenaufstellung und -klamotten hin. Eine Videokamera in Totale, sprich, die ganze Bühne aufnehmend und dann einfach mal testen: Wie sehen eigentlich die "großen, übertriebenen" Gesten wirklich aus?

Spielt einen rockenden Song fünfmal, einmal ohne Bewegung, dann immer weiter gesteigert bis zu übertriebenem Posing. Übrigens lohnt es sich, dann auch mal hinzuhören. Wer sich bewegt, spielt anders als einer der stillsteht.

Themawechsel.

Kommen wir mal zum Licht. Der Sänger steht häufig im Spot. Der Spot gehört natürlich dann auf den Instrumentalisten beim Solo, der Sänger kann in eine dunkle Ecke. Das setzt aber voraus, dass der Lichtmensch weiß, dass jetzt ein Gitarrensolo kommt und der Sänger eine dunkle Ecke kennt. Das bedeutet zu Ende gedacht, dass so ein Lichtmensch mal mit proben müßte.

Klar, alles was ich hier so schreibe, bedeutet richtig Aufwand und dient der "Show". Es mag ja sein, dass ernsthafte Musiker das nicht nötig haben. ;-)

Beim Durchlesen klingt das alles so, als hätte ich mich lange damit beschäftigt. Zugegeben, wir haben eine gelernte Schauspielerin mit Regie-Erfahrung bei einer Probe zuschauen lassen und mit ihr gearbeitet, was wirklich viel gebracht hat. Dennoch habe ich von dem Thema auch noch eher wenig Ahnung.

Gruß

Matthias


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