(Philosophie) Von Oly, Fledermäusen und Dummschwätzern
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Beitrag von Matthias vom September 11. 2002 um 20:45:31:
Liebe Gemeinde!
Mittlerweile möchte ich eine Gleichung aufstellen: Je giger, desto Oly. In Langform: Je mehr Gigs ich spiele, desto mehr stelle ich mich auf die Seite von Olys Philosophie.
Gerade bei den letzten Gigs hatten wir traumhafte Bedingungen: Anlage gut, unendlich viel Zeit für den Soundcheck. Den Soundcheck gestalteten wir aber anders als sonst. Wir erarbeiteten uns einen akzeptablen Sound für das Publikum, ließen i-Tüpfelchen einfach weg und kümmerten uns statt dessen um einen wirklich guten Sound auf der Bühne, sprich Monitorsound. Als der dann stand, hatten wir keine Lust mehr, Knöpfe zu drehen, ließen Sound Sound sein und fingen an, uns auf den Auftritt zu freuen.
Das Ergebnis war verblüffend. Die streßfreie Zeit vor dem Gig verbesserte enorm unsere Stimmung. Der gute Sound auf der Bühne führte dazu, dass wir kontrollierter und entspannter spielen konnten und ganz erheblich mehr Spaß beim Spielen hatten. Das hörte auch das Publikum. Jedenfalls habe ich beschlossen, mit einem schlechten Monitorsound nicht mehr spielen zu wollen.
Statt dessen verzichte ich lieber auf das letzte Quentchen Qualität im Gitarrensound. Mein Mikro in der Gitarre ist jetzt ersatzlos gestrichen, der Röhrenbooster auch. Der EQ bleibt für Notfälle auf dem Brett, ist aber ausgeschaltet. Wale und Fledermäuse finden den Gitarrensound nicht mehr so gut, damit kann ich aber leben.
Als ich dann später nach dem letzten Gig auf der Bühne meinen Kram noch sortierte, kam einer aus dem Publikum an und textete mich zu. Ehe ich mich versah, stand er neben mir und begutachtete meinen Kram, er sei "nämlich auch Gitarrist". Ach und mit dem Minimischer würde ich wohl mehrere Tonabnehmer zusammen mischen (nö, eigentlich ein Mikro, aber...), das hätte man auch gut gehört und der Booster, sei der denn mit Röhre? (ja, schon, aber...) der hätte dem Ganzen so einen rauhen Glanz gegeben (???). Der Sound sei also optimal gewesen, wenn ich den noch verbessern wolle (optimal verbessern?), dann müsse ich wohl auf Rackgeräte umstellen. Da sei ja jetzt t.c. mit dem trallafitti ganz weit vorn und Lexicon mit dem hastenichgesehen weit überlegen und so weiter und so fort.
Mein Geduldsfaden mit dem Burschen riß nur wegen des Mädels nicht, das er im Schlepptau hatte. Die sagte nämlich zwischendurch mit einem entzückenden Augenaufschlag: "Die letzte Ballade fand ich sehr schön." Ach ja, bei so einem Augenaufschlag weiß man ja wieder, wofür man das alles veranstaltet. ;-)
nabendnoch
Matthias
(Nach drei Jahren Aussensaiter der Spitzenreiter in Ursprungspostings! Übervater aller G.A.S.-Beauftragter, Denoiser i.R., Oberlehrer und Besserwisser)
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