Re: Kindergarten/ Meine Reaktion


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Beitrag von Hans-Jürgen vom Juni 29. 2002 um 04:32:16:

Als Antwort zu: Re: Kindergarten/ Meine Reaktion geschrieben von burke am Juni 28. 2002 um 02:10:24:

Hi Waufel und burke,

kann mir nun meinen Senf dazu doch nicht verkneifen.

: Im Übrigen sind in meinen Augen Selbstmörder "Feiglinge", die nicht den Mut haben ihre Probleme zu lösen, beachtet hierbei aber bitte den nachfolgenden Absatz.
:
: Das ist der Blick durch die Brille des "gesunden" Menschen. Mir hat dieser Blick eine lange Zeit lang "gefehlt" (oder ich bin jetzt vielleicht unsensibler geworden), aber früher war der "Blick in die Ferne" mit der damit verbundenen Option, mein Dasein auf dieser Welt nach meinem Gusto zu beenden, der einzige Weg, mich überhaupt fürs Weitermachen zu entscheiden. Für mich war das wie eine Hintertür in der Ferne, die (nur) ich passieren konnte, wenn ich (wieder und wieder) keinen Sinn im Weiterleben gesehen habe.

"Feigling" ist eigentlich ein Schimpfwort, d.h. ein Wort mit innewohnender negativer Bewertung - laß' mal die Wertung weg und probier's mit "Leute, die nicht den Mut haben ..." (den folgenden Absatz hab' ich übrigens gelesen!).
Ich erinnere mich an das wunderschöne alte BAP-Lied "Wellenreiter" (ca. 1982), besonders an die Textzeile "Wat is bloß passiert, dat du so mutlos bes'?". Ich bin überzeugt, daß der Mut dem Menschen angeboren ist und daß er ihm ausgetrieben wird - "friedlich" sein, brav, anständig, "Erwachsenen" nicht widersprechen, machen wofür er bezahlt wird, arbeitslos werden (was aber auch für ein Pech und: wer Arbeit finden will, findet auch welche!), Freunde entpuppen sich als Leute, von denen ich gerne sage: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde!, um einen herum herrscht Lug und Trug, dabei hat "man" einen gelehrt, daß hier alles so christlich is', so friedlich, so alles paletti ...
Nicht funktioniert mehr, keine Verheißung erfüllt sich, was du anpackst, geht schief - wo soll da noch Mut herkommen?! Alles Weicheier? Mut gibt's nicht zu kaufen! Und nicht jeder hat das Glück, Menschen zu treffen, die einem aus dieser Scheiße raushelfen können/wollen oder genug Trotz in sich bewahrt, auch kurz vor dem Abschnappen noch zu rebellieren.

:
: Vielleicht darf ich mich mal outen:
: Ich habe es vor einiger Zeit selbst ernsthaft versucht, was Gott sei Dank nicht geglückt ist.

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: Ich habe nur im Gedanken "kokettiert" (die Formulierung von Tom(2) finde ich absolut zutreffend und spiegelt genau das wieder, was ich gefühlt habe: Koketterie), dafür habe ich meine "lyrische Phase" für mich behalten und mir überhaupt vorgenommen, den Rest der Welt von meinen Phantasien zu verschonen. Ein schlechtes Gewissen hatte ich auch noch (bei dem Gedanken, wie erlösend das Davonlaufen sein könnte. Ich fühlte mich sehr egozentrisch).

Vor über zwanzig Jahren (also in der zweiten Hälfte meiner "Zwanziger Jahre") war ich mal fast soweit - ich ließ es dann einfach, ich dachte nur noch: Nee, einmal noch aufstehen ... Viele Male davor auch, aber ich weiß, daß ich bis auf dieses eine Mal auch immer nur damit kokettiert hab' (ich find' den Ausdruck so treffend - genau das ist es!). Also wurde mir klar: Ich will um Hilfe rufen und mich nicht umbringen! Damit begann natürlich wieder ein Arsch voll Arbeit, aber wenigstens wußte ich nun eines: Meine Instinkte halten mich offensichtlich immer noch vehement davon ab, muß wohl was dran sein! Naja, irgendwo brennt doch immer wieder ein Lichtlein - ach Gott, wie banal! Aber daran hab' ich mich gehalten und ich hab' dann doch etliche Lichtlein gesehen. Und auf einmal kam auch das eine oder andere grelle große Licht!
Auch heute sprühe ich zwar nich' grad' vor Lebensfreude, aber ich spüre Mut in mir - und den wiedergefunden zu haben habe ich ganz gewiß niemandem als mir selbst zu verdanken. Doch dieses Glück hat nicht jeder.


: Naja, viel Substanz ist in meinem Posting nicht wirklich vorhanden, ...

... find' ich absolut nicht!!


: - Schwieriges Thema: hat der Mensch ein Recht auf den Tod, korrespondierend zum Grundrecht auf Leben?

In meinen Augen auf jeden Fall!

: - Wirklich depressiv erkrankte Menschen brauchen psychische Hilfe, wenn sie an Selbstmord denken. Ich kenne eine Person, die nach etlichen endlosen Diskussionen fest davon überzeugt ist, daß es sich zu leben eigentlich nicht lohnt. Eine Sache der Perspektive.....

Genau!

: Naja, ich habe hier jetzt nur meine wild umherschweifenden Gedanken, die mir bei diesem Thema in den Sinn kommen, heruntergerasselt.

Gottseidank!

Was anderes hab' ich auch nicht gemacht. Aber das "nur" wertet das ganze ab. Das lassen wir jetzt einfach weg - dann stimmt's schon!

Cheerion
Hans-Jürgen


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