(abhandlung) projekt arthrose


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Beitrag von emil vom Juni 01. 2002 um 13:55:08:

hi alle,

im rahmen einer investoren runde & nach einem kurzen bericht meinerseits über aktuelle resultate der forschung & entwicklung, wurde ich kurzehand gebeten, dieses in einem projektvorhaben mal schriflich darzustellen.

kurzehand sprach ich meinen langjährigen partner & freund lothar & bat ihn, wieder einmal, mir aus dieser "sprachlicher bredouille" zu helfen.

es sollte aber kurz & pregnant werden. so war meine bitte an lothar.

mittelerweile kennt jeder hier im as-forum mein "küchendeutsch" & wird es verstehen, dass ich die hilfe vom lothar dringend benötigte, zumal es um die wurst gehen soll.

nich einmal in 24 stunden bekam ich meine abhandlung, die ich nicht ohne as-gutachten weiterleiten vermag... ;o)

macht euch selbst ein bild.....

bis neulich.

emil



Charly dankt

von L. Rohling

Monatelang hatten wir die Idee verfolgt. Wir, das sind Emil, gelernter Maschinenbauingenieur, Musiker und Klangspezialist. Ich bin Physiker, mit Datenverarbeitung groß geworden und über familiäre Bande beruflich mit der Medizin verbunden. Grund genug also, sich von diesem Gebiet fernzuhalten, so gut das eben geht.

Aber irgendwann kommt man in ein Alter, wo sich der Versuch, hier große Abstände einzuhalten, als ziemlich aussichtslos herausstellt. Meine Frau hatte sich als junge Dame von dreizehn Jahren im Sportunterricht einen Halswirbel angebrochen, was an sich schon ein großes Unglück war. Immerhin konnte man ihr damals mit einer noch jungen Operationstechnik helfen, indem man ihr ein Plastikimplantat einbaute.

Von insgesamt dreißig Operationen dieser Art bei verschiedenen Patienten war sie nach Jahren eine von zwei, die weitgehend frei von Beschwerden weiterleben konnte. Jetzt, 35 Jahre später, zeigten sich Spätfolgen, die man als Arthrose bezeichnet, hervorgerufen durch eine unbewußte Schonhaltung, die sie nach der Operation eingenommen hatte. So waren im Laufe der Zeit die Halswirbel versteift und erzeugten nun ständige Schmerzen in den Armen. Die Medizin, gewohnt, Symptome zu bekämpfen, kennt auf diesem Gebiet kein Gegenmittel außer Schmerztherapie, keine Heilungsmöglichkeit, bot also wenig Aussicht auf Besserung.

Emil hatte im Zuge eines Projektes, das sich über Jahre hingezogen hatte, ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Musikinstrumente entdämpfen ließen, indem er sie wohl dosierten Schwingungen aussetzte, um ihre innere Verspannung zu beseitigen. Das Verfahren war weltweit einzigartig, aber der Bedarf bei Musikern ebenfalls, denn die Zahl der Kunden war insgesamt sehr gering gewesen, obwohl sogar bekannte Künstler bei ihm erfolgreich ihre Musikinstrumente hatten bearbeiten lassen.

Aufgeschreckt durch den medizinischen Befund bei meiner Frau hatte ich in Kenntnis der Arbeiten Emils vor einiger Zeit die Idee, daß man eine solche Knochenerkrankung ebenfalls mit Hilfe der Schwingungsentdämpfung, wie das Verfahren genannt wurde, behandeln könnte. Das setzte einige Kenntnisse voraus, von denen wir nicht einmal wußten, ob sie in der Medizin überhaupt bekannt waren. Meine Überlegung war die, das krankhaft verwachsene Skelett im Halsbereich so in Schwingungen zu versetzen, daß sich das arthröse Gewebe vom Knochen löste und so eine gewisse Beweglichkeit wiederhergestellt werden konnte.

Bevor man dazu am lebenden Patienten Versuche machen konnte, mußte erst einmal geübt werden, um festzustellen, wie Knochen und das verwachsene Gewebe überhaupt auf solche Schwingungen reagieren.

Dazu braucht man Knochenmaterial, idealer Weise pathologisches mit dem beschriebenen Krankheitsbild. Aus meiner Schulzeit kannte ich so etwas ähnliches noch aus dem Biologieunterricht. Es war damals ein echtes Skelett gewesen, das sorgsam aufgerichtet und durch eine Art Mast gehalten, in der Biologiesammlung sein einsames Leben fristete und immer einen spannenden Unterricht versprach, wenn es im Vorlesungsraum aufgestellt war, um uns Schülern einen Einblick in den Aufbau eines Menschen zu geben. Da Skelette vorzugsweise in Gruselgeschichten vorkommen, löste es bei uns Schülern eine Art besonderen Respekt aus, und ich glaube, daß keiner unberührt an einem solchen Knochengerüst vorbeigeht, denn es bleibt immer ein Hauch an Vorstellung, daß da nicht nur Knochen zu sehen sind, sondern irgendwann einmal ein lebender Mensch damit verbunden war. Es hatte damals sogar einen Namen, aber den habe ich vergessen.

Heutige Skelette sind, auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen, Plastiknachbildungen, zugegebenermaßen sehr naturgetreue, aber für unsere geplanten Versuche ungeeignet, denn jedes Material hat sein eigenes Schwingungsverhalten, und wenn wir an lebenden Menschen Erfolge erzielen wollten, dann mußten wir schon an echten Knochen üben, auch wenn diese zunächst einmal "tot" waren. Immerhin lägen die erwarteten Ergebnisse näher am angestrebten Erfolg als Versuche mit Plastik.

Der Kreis unserer medizinischen Bekanntschaft war schnell abgesteckt. Es ist wirklich nicht sehr leicht, mit dem Wunsch an Bekannte heranzutreten, man möge uns doch, bitte schön, ein Skelett besorgen. Ein befreundeter Chirurg in der Position eines Chefarztes erwies sich da als hervorragende Quelle. Es dauerte zwar einige Zeit, bis wir ihn überzeugt hatten, mit einem solchen Präparat keinen Unfug anstellen zu wollen, aber, nachdem wir ihm unsere Pläne so weit offenbart hatten, um sie zu verstehen, ohne ihm alles zu verraten, zeigte er sich bereit, nach einem geeigneten Teil Ausschau zu halten. Wir mußten uns nur in Geduld üben.

Unsere Überlegung war zunächst die gewesen, ein begrenztes Stück aus der Wirbelsäule, ähnlich dem bei meiner Frau, zu testen. Es mußte zu diesem Zweck in ein geeignetes Gestell eingespannt werden, das so aussehen mußte, daß man es später auch an einem lebenden Menschen gebrauchen konnte.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie man andere Menschen in seine Gedanken einbeziehen kann. In diesem Fall war es unser Chirurgenfreund, der unsere Absicht erkannt und gedanklich ausgebaut hatte. Wochen nach unserer Bitte erreichte uns ein Anruf, daß wir doch bald einmal nach Wien kommen sollten.

Dort gibt es eine der umfangreichsten pathologischen Sammlungen, und ich glaube, daß es Menschen in der ganzen Welt magisch anzieht, sich selbst und die eigene Vergänglichkeit erkennen zu können. Es war also kein Zufall, daß ausgerechnet von hier ein geeignetes Präparat kommen sollte und es bot einen willkommenen Anlaß, wieder einmal dort sein zu können, anstatt sich einfach ein Paket schicken zu lassen.

Die Fahrt nach Wien verbanden Emil und ich mit einem Abstecher ins nahe gelegene Bratislava, wo Emils Eltern wohnen. Sie sind schon sehr betagt, aber noch frisch und wach im Kopf, und sie freuen sich immer, ihren einzigen Sohn gesund und voller Schaffenskraft wiederzusehen. Außerdem ist die Hauptstadt der Slowakei sehr schön, das Leben dort noch preiswert und der Wein billig und gut. Wenn man da und dort einige Freunde hat, fühlt man sich wie zu Hause, und der mediterrane Einfluß ist nicht zu verkennen.

Unsere Überraschung war sehr groß, als wir unseren Bekannten aufsuchten, und wir verstanden sofort, warum er uns persönlich nach Wien gebeten hatte, um unser Präparat abzuholen. Für ein Päckchen und selbst für ein Paket wäre es nämlich zu groß gewesen, und ein Speditionsauftrag hatte sich aus Gründen der Pietät verboten, es sei denn, man hätte einen Bestattungsunternehmer mit dem Versand beauftragt, doch das hätte sehr viel Geld gekostet.

Das Stück Knochenmaterial, um das wir gebeten hatten, entpuppte sich als kompletter Rumpf mit Schädel. Die Wirbelsäule war etwas unterhalb der Rippen durchtrennt. Die untere Körperhälfte war in eine Anatomiesammlung gewandert und sollte dort für Untersuchungen im Hüftgelenksbereich eingesetzt werden.

Das Skelett war der Rest eines Menschen, der von einem Zug überfahren worden war. Ob es sich um eine Selbsttötung handelte, war nicht völlig klar, denn man hatte den Rumpf neben den Gleisen gefunden.

Üblicherweise, so belehrte man uns, zögen es Menschen vor, sich mit dem Kopf auf die Schienen zu legen, um enthauptet zu werden oder sie stellen sich einfach auf die Gleise oder laufen kurz vor einem herannahenden Zug auf den Bahndamm. Ehrlich gesagt, interessierten uns diese Einzelheiten überhaupt nicht.

Es kann also sein, daß das Opfer - es handelte sich um einen Mann mittleren Alters, etwa einen Meter und siebzig groß - versucht hatte, den Schienenstrang zu überqueren und dabei ins Stolpern geraten war, unglücklich fiel und dann von einem Zug glatt in der Körpermitte überfahren worden war. Wie uns der Chirurg weiter mitteilte, hatte man bei dem Toten weder Ausweispapiere gefunden noch hatte man seine Identität klären können. Nach einem Jahr Aufenthalt in einem Leichenschauhaus war er zur Bestattung freigegeben worden, aber die zuständige Pathologie hatte bei dem Getöteten arthröse Erscheinungen an den Knochengelenken entdeckt, und man hatte nach den üblichen behördlichen Anträgen und gesetzlich vorgeschriebenen Veröffentlichungen in der Presse zur Nachforschung von Hinterbliebenen den Leichnam für medizinische Studien der Pathologie freigegeben, wo er dann von Studenten unter Anleitung erfahrener Ärzte seziert worden war.

Da man die Arthrose an den Hüftgelenken für besonders interessant hielt, hatte man auf den Rest verzichtet, und so stand uns nun dieses herrliche Exemplar zur Verfügung. In Anlehnung an unser altes Modell aus dem Biologie - Unterricht nannten wir unseren neuen Kollegen Charly und sollten ihn nach Beendigung unserer Untersuchungen nach Wien zurückbringen.

In eine große Holzkiste mit ausreichendem Polstermaterial verpackt, traten wir mit ihm unseren Heimweg an. Für alle Fälle hatte man uns im Institut einen Begleitbrief mitgegeben, damit wir bei einer Fahrzeug - Kontrolle nicht urplötzlich größeren Problemen ausgeliefert waren. Zur Sicherheit ließen wir Charly bei Aufenthalten an Raststätten nicht alleine und aßen und tranken im Auto.

Unsere Arbeit zu Hause begann damit, für Charly eine angenehme Liege zu beschaffen, auf der er möglichst relaxed die folgenden Versuche überstehen konnte. Dabei erwies sich die Weitsicht unseres Chirurgen als besonders hilfreich, denn wir hatten mit dem Rumpfmodell gleich die Möglichkeit, uns auf die Bedingungen bei der Behandlung an lebenden Menschen vorzubereiten. Es ist immerhin ein großer Unterschied, ob man ein zwanzig Zentimeter großes Knochenstück irgendwie einspannt oder seine Apparaturen den Größenordnungen eines Menschen und den dabei auftretenden Problemen anpassen muß.

Als Unterlage wählten wir daher einen ausrangierten Behandlungstisch eines Physiotherapeuten, der nach Jahren erfolgreicher Arbeit festgestellt hatte, daß Wärme immer noch die beste Behandlung von Verspannungen ist, vor allem, wenn es um die eigenen geht und der es vorgezogen hatte, nach Teneriffa auszuwandern, was er sich auch gut leisten konnte.

Das Fußteil konnten wir mangels fehlendem Knochengerüst nach unten weg klappen und das Oberteil ganz individuell in seiner Neigung verstellen, auch nach unten, um eine gewisse Überdehnung des Halses nach hinten zu simulieren. Dabei konnten wir gut feststellen, wie das arthröse Gewebe eine Einschränkung der ursprünglichen Beweglichkeit hervorrief. Charlys Brustkorb hatten wir mit einem aufblasbaren Luftsack gefüllt, mit dem wir zur Not sogar eine Art "Atmung" hätten simulieren können. Darüber hatten wir ihm einen alten Taucheranzug gezogen, vorne mit einem Reißverschluß versehen. Aus reinem Übermut zogen wir Charly eine alte Pudelmütze über den Schädel und stülpten ihm einen Kopfhörer über die Ohrhöhlen, was ihm ein ziemlich makabres Aussehen verlieh, wozu auch die dunkle Sonnenbrille auf seinen Augenhöhlen beitrug.

Ich weiß nicht mehr genau, wer auf den Gedanken gekommen war, ihm eine Zigarette zwischen die Zähne zu klemmen, eine von den selbst gedrehten mit Filter, wie Emil sie raucht. Möglich machte das eine Fixierung des Unterkiefers mit einer kleinen Feder zum Oberkiefer. Charly konnte somit den Mund auf- und zuklappen, wenn auch nur mit fremder Hilfe.
Die Armknochen hatten wir mit handelsüblichen Rohrisolierungen aus dem Baumarkt ummantelt, alles bandagiert und über seine Hände hatten wir ein Paar alte Wollhandschuhe gezogen.

Seinen Schädel hatten wir mit einer wassergefüllten Gummiwärmflaschen gefüllt, um in etwa das Gewicht eines lebenden Menschenkopfes zu erzielen. Hals und Schulterpartie konnten wir aus einer alten Schaufensterpuppe nachbilden, wobei das uns interessierende Stück im Nackenbereich frei blieb. Können Sie sich vorstellen, neben einem halben Gerippe zu sitzen und aus dem Kopfhörer des Gehörlosen leise Rockmusik zu vernehmen? Auch wir mußten uns erst an diese Szene gewöhnen, aber schließlich war Charly unser Patient, und er sollte es so bequem und angenehm wie möglich haben.
Charly lag also auf seiner Liege, rechts und links gegen Verrutschen durch Schaumstoffkeile gesichert, hinter einer spanischen Wand, vor der wir alle möglichen Geräte aufgebaut hatten, mit denen wir mittels aufblasbarer Kissen seine Lage jederzeit leicht verändern konnten. Außerdem ließen sich angeschlossene Schwingungserreger über einen PC schalten und die gemessenen Ergebnisse gleichzeitig aufzeichnen.

Dieser PC verfügte über alle angebotenen Möglichkeiten bis hin zur Tonerzeugung mit Hilfe einer eingebauten Soundkarte. Wenn ein Fax bei Emil eintraf, meldete er sich mit einem Stück aus dem ´Postillion von Longemont`; man konnte genau so gut Musik wie Sprache aufnehmen oder abspielen. Selbst komponieren konnte man, wenn man etwas von Komposition verstand.

Die Arbeit mit Charly war komplizierter als wir gedacht hatten. Immer der Tatsache bewußt, daß man einen lebenden Menschen nicht so fixieren konnte wie Charly, waren wir ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, die Schwingungen so zu übertragen, daß es auch später an einem echten Patienten möglich war, um ihm zu helfen, seine Beschwerden loszuwerden, wenigstens aber zu mildern.

Natürlich waren wir nicht ständig mit Charly beschäftigt, denn diese Versuchsreihe wurde von niemandem gesponsert, und wir waren gezwungen, bezahlter Tätigkeit nachzugehen, um dann wieder mit eiserner Reserve Charly zu kurieren. Die Arbeit zog sich hin, die Erfolge hielten sich in Grenzen.
Wenn man längere Zeit vor einem Computer sitzt und sich mit Eingaben und Einstellungen beschäftigt, ist man mitunter ganz in Gedanken versunken und nimmt seine Umgebung nicht mehr vollständig wahr. So war ich nicht wenig erschrocken, als ich eines Tages nach dem Auslösen einer Schwingungsserie mit nachgeschaltetem Bewegungsvorgang zur Dehnung der Wirbelsäule im Halsbereich hinter der Stoffwand ein deutliches ´Danke` vernehmen konnte, gefolgt von einem leisen Kichern, das mich bald wieder beruhigte, denn dieses Kichern kannte ich von meinem eigenen Laptop, wenn ich eine fehlerhafte Eingabe gemacht oder eine falsche Taste betätigt hatte.

Emil hatte während meiner Abwesenheit über einen längeren Zeitraum einen kleinen Lautsprecher im Rachen von Charly installiert und freute sich diebisch über meinen kleinen Schrecken, der mir noch Minuten später deutlich anzusehen war. Wenn das Kichern nicht gewesen wäre, ich glaube, ich wäre aus dem Haus gelaufen.

So hatten wir auch etwas Spaß an unserem Werk und gewöhnten uns daran, daß Charly auch mal ´Aua` sagte, wenn wir mit unseren Methoden etwas zu weit gegangen waren. Ab und zu sagte er uns auch die aktuelle Uhrzeit oder das Datum oder er verlangte nach einem Glas Wasser, wenn die Raumtemperatur zu hoch war, denn wir hatten ein kleines Klimagerät an den PC angeschlossen. Selbstverständlich stand neben der Liege ein kleiner Tisch mit einem Glas Wasser darauf, das wir der Vollständigkeit halber dort hingestellt hatten. Das Wasser wechselten wir regelmäßig.

Es war einer dieser verregneten, dunklen Tage, als ich wieder einmal meine liebe Not hatte, alle erforderlichen Einstellungen einzugeben, um neue Versuche mit Charly vorzubereiten. Hinter dem Schirm vernahm ich deutliche Atemgeräusche, die wir unserem Charly zugeordnet hatten; sogar schnarchen konnte er.

Wenn wir vorgehabt hätten, jemanden zu Tode zu erschrecken, besser als mit Charly wäre es wohl kaum möglich gewesen.
So hatte ich bereits mehr als zwei Stunden damit zugebracht, alle möglichen Parameter einzustellen und neue Positionen für Charlys Halswirbelsäule auszuprobieren, die er jedesmal mit einem vernehmlichen ´Danke` quittierte. Emil war in der Zwischenzeit weggefahren, um Besorgungen zu machen. Diese Zeit nutzte ich zur intensiven Arbeit und wurde erst unterbrochen, als es an der Haustür klingelte.

Hinter dem Vorhang ertönte das programmierte ´Herein`, und ich stand auf, um zur Tür zu gehen. Emil hatte seinen Haustürschlüssel vergessen, und er hatte großes Glück, daß ich gerade wieder bei ihm arbeitete, denn er wohnt alleine, und niemand außer dem Schlüsseldienst hätte ihm die Tür öffnen können.

Neugierig setzte er sich neben mich, um sich die neuen Ergebnisse vorführen zu lassen. In der Zwischenzeit hatte ich den Programmablauf aufgezeichnet, um ihn automatisch ablaufen lassen zu können, und ich startete es für einen erneuten Probelauf, um ihn Emil zu demonstrieren.

Nach ein paar Minuten ertönte wieder das gewohnte ´Danke` hinter dem Vorhang, diesmal gefolgt von einem wohligen Seufzer und ich wunderte mich, daß Emil neben mir plötzlich leichenblaß wurde und mir mit belegter Stimme mitteilte, was er soeben gekauft hatte.

Es war eine neue Soundkarte. Die alte hatte er vor zwei Wochen ausgebaut, weil sie einen Programmfehler bekommen hatte, der sich nicht mehr beseitigen ließ. Seitdem war der Computer sprach- und tonlos. Zusammen standen wir auf und gingen hinter die spanische Wand. Dort lag Charly und grinste zufrieden. Das Glas Wasser nebenan auf seinem Tisch war leer, eine kleine Pfütze neben seinem Kopf noch nicht vollständig getrocknet und etwas Zigarettenasche war auf die Liege gefallen. Zwischen seinen Zähnen rauchte noch die herunter gebrannte Kippe.

Aus dem Kopfhörer klang deutlich "Spiel mir das Lied vom Tod".


© lothar rohling





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