Re: (Konzertkritik) Monkey Business


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Beitrag von ullli vom Mai 22. 2002 um 12:25:19:

Als Antwort zu: Re: (Konzertkritik) Roger Waters geschrieben von groby am Mai 22. 2002 um 01:55:39:

: Hi, Harald.
:
: Eine interessante Kritik. Danke.

Ebenfalls Danke von mir - zufaelligerweise habe ich naemlich vor vier Tagen zum ersten mal RW-Solowerke gehoert, und zwar dann gleich alle nacheinander. Stimmt nicht ganz, bei "Pros and cons..." konnte mich nicht mal Erich Klapperton zum weiterhoeren bewegen, ich fand es einfach unertraeglich... aber dazu weiter unten.

: Ich kann mir vorstellen, dass eine schwierige Persönlichkeit wie Roger damit schwer umgehen kann, dass er DEN Roger Waters von Pink Floyd spielen soll.

Nein gar nicht, auf seiner, ahem, Webseite z.B. haut er (oder sein Ghostwriter) ja nun genau in die Kerbe, dass er mal der kreative Kopf der Band und so weiter - kann er ja auch gut auf was zurueckblicken, oder? Dass er in Interviews nichts mit Pink Floyd zu tun haben will, liegt, wuerde ich sagen, an seinem nicht so guten Verhaltnis zur Band als Personen, und deren gemeinsamer Vergangenheit - sein Verhaltnis zur Band als gemeinsames musikalisches Werk war immer sehr positiv, soweit ich das mitverfolgen koennte.
Ausserdem hat er es ja offensichtlich schwer vertragen koennen, dass PF ohne ihn und durchaus argumentierbar mit seichterem Kram Millionen gescheffelt hat.

: Eine Figur die er für sich selbst als "weiterentwickelter Künstler" ablehnt, sie aber dann doch bereitwillig bedient.

Vielleicht weil auch ihm ab und an die Erkenntnis kommt, dass sein altes Zeug eben... zumindest nicht schlechter war... :0)

: Eine Gradwanderung bleibt es aber in jedem Fall.

Was dann ja auch wieder schoen ist, sonst wuerden wir hier womoeglich noch ueber Britney spears diskutieren ¦¬]

: Ich finde ihn aber auch deswegen interessant

...

: Gerade "Amused To Death" fand ich unglaublich. Musikalisch trotz überragender Jeff Beck-Momente eher banal aber textlich grandios.

Juchhuuu - ich bin mal nicht Groby's Meinung!!

Musikalisch Banal - jau, das ist sie, wie eben auch die "Hitch.." (imho) und das was der Brite "pathetic" nennt, also so in etwa "erbaermlich". Jeff Beck ist allerdings der Ohrenpuster, und es hat mir einen guten Schock versetzt, hatte ich doch dessen Entwicklung irgendwie nur bis "Come Dancing" im Regal - da muss der R.A.S.-Mann mal aus dem Kaefig gelassen werden.

aber

: Roger ist kein guter Musiker, dafür ein fantastischer Texter.

Also, da kann ich einfach nicht zustimmen. Er hat ja nie nur geile Texte geschrieben (obwohl einige schon sehr sehr schoen waren), aber auf "Amused..." war ich regelrecht entsetzt. Die meisten Lyrics sind eine Ansammlung von Platitueden, die man auch anderswo gehoert hat, und er schafft es, fuer meine Ohren jedenfalls, nicht, die wenigstens ao zusammenzusetzen, das man ein Aha-Erlebnis oder wenigstens irgendwas fuehlt, ausser... Muedigkeit.
Wenn jemand nun mal nur ein Thema im Leben hat, so wie der RW, und, abgesehen von Teilen von "Radio K.A.O.S." seit "The Final Cut" eigentlich jede Veroeffentlichung unter dem Thema "Refinement of Thesis" gehandelt werden kann, dann kann man mir jedenfalls mit soo simplen Wortspielen nicht mehr genuegen. Haette ich sonst nichts von RW oder PF gelannt, haette ich evtl. eine klein wenig bessere meinung von der Platte. Aber wie es so ist, kenne ich "Wall" und "Final Cut" und so...

: Und die Schwere und die bittere Boshaftigkeit, die er einem auf "Amused..." locker und fast beiläufig bei ein paar Dur-Akkorden unterschiebt endtarnt jede böse Metal Band als lyrisches Kasperletheater.

Okay, das hast Du so schoen ausgedrueckt, aber es hat auch was, dem stimme ich zu.

: In diesem Sinne finde ich es fast schade, dass Roger jetzt als singende Hommage unterwegs ist. Aber wenigstens kommen die Fans auf ihre Kosten und der Anteil an "Originalzutaten" ist bei Waters Konzerten sicherlich höher als bei bei Gilmour und seinen Recken.

Ach, so trottelig Schlagzeug spielen wie Nick M., das kann man nicht "spielen"... Dass RW als singenede Hommage unterwegs ist, hat, wie schon vermutet, simple Geldgruende, und da sollte der Arme nun wirklich mal den zerissenen Kuenstler rausholen, denn, noetig hat er es sicher nicht, tun tut er es trotzdem, demnach ist er auch Geldgeil wie... wie die, die er in seinen Texten selten anprangert, aber dass Gier auch oft ein guter Kriegsgrund war, muss ihm doch auch klar sein. Er promoted ein Album von Greatest Hits (meine RW-GH sind ganz andere, aber das war ja zu befuerhten), und Harald2 will es sogar kaufen...

: Gilmours Gerede - vorm flackernden Jagdhaus-Kamin - ...snip... Keks als das bißchen niedlich-künstlerische Herumgezicke von Roger.

Schulligung, aber wer mal die Liner Notes von "In the flesh" liest, auf der unser Kuenstler sich einen abbiegt, und Rock in Clubs fuehr mehr als ein paar Hundert Zuhoerer aus tiefster Religion ablehnt, wiederum ganz deutlich mit dem Seitenhieb auf die anderen Floyds, denen das Wurst ist, solange das Geld stimmt ("An manchen Abenden wuerde ich lieber in's Kino gehen..." D.Gilmour) - und nun macht er so einen Stadion-Zirkus fuer eine Best-Of Plate...

Das ist doch 100% genauso bemitleidenswert, oder sollte man sagen "comfortably numb"?!

gut Ton!
ullli

: P.S.: If you don't eat your meat, you can't have any pudding! How can you have any pudding if you don't eat your meat?

P.P.S. Ach, er hat ja auch gemerkt wie gut manche Religionen an dem Monkey Business mitspielen - da moechte ich doch noch eben Frank Zappa in's Spiel bringen, der nicht nur mit "Heavenly Bankaccount" die TV-Evangelisten, eher zahm, betextet hat, sondern auch, live auf MTV, mit dem Song "Dumb all over" direkt mit Religion und Krieg abhandelt, wie es mir jedenfalls deutlich besser gefaellt - die beste Aufnahme davon auf der "Can't do that..." Serie!

"...but hang on, it says here, that HE wrote this book, and it says that HE made us just like him - and that means that if we are dumb, then HE is dumb - and maybe a little ugly on the side!

dumb all over - a little ugly on the side
dumb all over - a little ugly on the side

etc."



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