Re: (Technik) CDs: frisch gepresst oder selbst gebrannt?


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Beitrag von guido vom April 14. 2002 um 15:16:41:

Als Antwort zu: (Technik) CDs: frisch gepresst oder selbst gebrannt? geschrieben von Matthias am April 14. 2002 um 14:52:39:

Tja, das ist jetzt so ein Thema: CD-Vervielfältigung. Meine Sängerin und ich wollten erst einmal 100 CDs herstellen lassen. Es bleibt schwierig...

CDs werden erst ab 300 Stück gepresst. Das ist uns eigentlich zuviel, allerdings kommt ja noch das Thema Qualität dazu. Sind gepresste CDs qualitativ wirklich besser als gebrannte? Alle möglichen Leute erzählen mir auch, dass es auch auf die Qualität des Brenners ankommt. Aber da kommen doch nur Nullen und Einsen drauf, oder?


Es sind nur Nullen und Einsen, die Qualität der Songs bzw. der Musik die an deinen Boxen rauskommt ist die gleiche.

Der Qualitätsunterschied liegt woanders. Eine selbstgebrannte CD hält sich je nach Qualtität der Rohlinge und nach Aufbewahrungsort (sind sie dem Licht oder UV-Strahlen ausgesetzt usw.) so ca. 10 - 15 Jahre. Dann können die Daten durch Korrosionsprozesse in den einzelnen Schichten stattfinden zerstört werden. Die haltbarkeit gepresster CDs ist länger. Allerdings sind auch sie nicht unbegrenzt haltbar.

Guido

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Wissenschaftlicher Exkurs:

Eine CD besteht im Wesentlichen aus Polycarbonat mit den eingeprägten Informationen, einer Reflexionsschicht aus Aluminium und einer Schutzlackierung. Geringfügig teurere Markenartikel besitzen im Allgemeinen eine hochwertige
"Rundum"Schutzlackierung, die auch ein eventuelles Eindringen von Sauerstoff/Wasser an der schmalen Seite verhindert, Oxidation könnte sonst die Aluminium Reflexionsschicht und damit die Lesbarkeit negativ beeinflussen.

Mechanische Verformungen, wie beispielsweise starkes Verbiegen, können bei einer CD die Oberflächenversiegelung
beschädigen (Haarriss) und dadurch einer langsamen Zerstörung der Aluminiumschicht Vorschub leisten.

Sonnen- und Halogen-Licht können die optischen Eigenschaften des Polycarbonats zerstören. Auch produktionsbedingte
Verformungen, wie kalter Materialfluss, können die Kunststoffscheibe mechanisch verformen und damit die Lesbarkeit einschränken oder unmöglich machen.

Hitze (Verformung) und auch Kälte (Versiegelung) können, besonders einer ungeschützten CD, schaden. Auch sollten tiefer gehende Kratzer und Beschädigungen -auf beiden Seiten der Fläche vermieden werden.

Werden alle Punkte sorgsam beachtet, kann aus heutiger Sicht die Lebensdauer einer CD mit etwa 80 Jahren angegeben werden. Man sollte bei dieser Betrachtung allerdings nicht die Weiterentwicklung der Technologien vergessen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Technologien der Lesegeräte eher veraltet sein werden als die CD selbst. Neue Entwicklungen und Formate, mit den dazugehörigen Medien werden sich mit Sicherheit in den nächsten Jahren etablieren und ein etwaiges Umkopieren der CD-Daten nötig machen.

Zu weitaus kürzeren Lebenserwartungen kommt dagegen Professor Henning Hopf, geschäftsführender Leiter des Institutes für organische Chemie der Technischen Universität Braunschweig. Er schätzt die Haltbarkeit von CDs auf etwa 25 bis 30 Jahre. Den Grund glaubt Rainer Vesper, Ingenieur bei der Bayer AG in Leverkusen, die keine CDs oder ähnliche Speichermedien herstellt, zu kennen, "Unter der bedruckten Oberseite einer CD kommt eine Schicht aus Klarlack, gefolgt von einer dünnen Schicht aus Aluminium. Unterhalb dieses feinen Metallfilms liegt der durchsichtige Kunststoff Polycarbonat, der in Form kleiner Vertiefungen die Informationen speichert. Der Laserstrahl tastet diese ab und gibt sie wieder. Das Aluminium reflektiert dabei den Laserstrahl. An das Metall können Sauerstoff- und Wassermoleküle gelangen. Damit reagiert das Aluminiun über Jahre hinweg zur durchsichtigen Verbindung Aluminiumhydroxid. Zwar bleiben die Vertiefunggen in der Polycarbonatschicht erhalten, doch der Laserstrahl wird nicht mehr reflektiert, der Datenträger mithin unlesbar."

Damit könnte er Recht haben, denn es gibt heute gerade im CD-R und CD-RW Segment Billigstangebote, deren empfindliche Schwachstelle der seitliche Rand ist. Hier fehlt eine Lackversiegelung und es ist durchaus möglich, dass hier Sauerstoff und auch Wassermoleküle zwischen die Schichte eindringen können.


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