(Bericht) Bei Emil im Laboratorium
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Beitrag von Friedlieb vom Oktober 25. 2001 um 23:33:26:
Naaabend,
in meinem Session-Bericht hatte ich es ja bereits angedroht: die Story zum Besuch bei Emil steht ja noch aus. Hier isse.
Vorweg und um eventuelle Betrüblichkeiten der Art "wieso habt ihr denn nicht gesagt, daß ihr zu Emil fahrt, ich wär gern mitgekommen" zu vermeiden, dieses: ich habe mit Emil einen längeren Mailwechsel gehabt, in dem es dann nachher auch um meinen Tinnitus ging und um Emils Methode, sowas zu beheben (mit 80% Erfolgsquote in einem seriösen Versuch bei Dutzenden von Leuten btw.). Spätestens da war klar, daß am Session-Wochenende auch ein Besuch bei Emil fällig sein würde, er hatte mir Tinnitus-Waves komponiert usw., kurz und gut, da Jürgen auch bei Benjamin "DuwirstimmereinenPlatzinunserenHerzenhaben" S. gepennt hat und Benjamin uns eh die ganze Zeit chauffiert hat, sind wir halt zu dritt dahin gefahren. Ging nicht drum, jemanden auszugrenzen, war eher ein vereinbarter Besuch von Friedlieb bei Emil, wo dann noch paar mehr Leute dabei waren.
Für diejenigen, die noch nicht das Vergnügen hatten, Emil selbst kennenzulernen: stellt ihn Euch vor wie eine Mischung aus Janosch und Daniel Düsentrieb, dann habt ihr schonmal ne erste Näherung. Emil hat ein gutes Herz, denkt schnell und vor allem frei, er schert sich nicht um gängige Denkmuster, und vor allem, wie Jürgen sehr sehr treffend bemerkte, er ist einer von uns.
Wir also dahin gefahren, Emil hat uns abgeholt, und dann direkt in seinen Keller.
Ach, schnell noch was zum Thema "gängige Denkmuster": in dem Buch, das ich gerade lese, läßt der Autor sich darüber aus, wie widersinnig das doch eigentlich ist, wenn mit der Verbesserung der Raum-Akustik beauftragte Raum-Akustiker als erstes Messungen anstellen und Diagramme zeichnen. Das Ohr deckt einen 10mal so großen Frequenzbereich ab wie das Auge, und das auch noch mit einer 10mal so großen Auflösung (Details in einem extra Aufsatz, wenn ich das Buch durch hab). Wie pervers also, wenn man Dinge, bei denen es ums Hören geht, zuerst den Umweg über das Sehen (Diagramme) macht, weil man das meint so zu brauchen. Denkt mal drüber nach. Ich nehme mich da selbst nicht aus, auch ich habe hier von Emil Resonanz-Diagramme und dergleichen gefordert, um die Richtigkeit seiner Methode zu "beweisen". Beweis kommt von sehen, dabei geht es hier ums hören. Pervers. Ich sags ja nur und bekenne mich der Augenüberbewertung schuldig. Dabei kann Emil diese Resonanz-Diagramme durchaus liefern, ich habe seine Meßprotokolle gesehen, die er für jedes von ihm behandelte Instrument penibel fertigt, und man könnte aus den Meßwerten natürlich auch ein Diagramm zum sehen machen - aber es geht ja ums hören.
Da steht eine "Telefonzelle" im Keller. Schallgedämmt, innendrin. Türe mit Plexiglas, so daß man reingucken kann. An 100er Rollringen aus dem Baumarkt (diese dauerelastischen Gummis, mit denen andere Leute die Steckverbindung zwischen Abflußrohren abdichten) hängt frei schwingend eine Querflöte. Ein leichtes Hauchen liegt in der Luft, so als ob ein unsichtbarer Wind in die Flöte flöten würde. Aber es gibt keinen Wind. die Flöte flötet selbst. Denn sie wird von einer sehr einfachen, aber äußerst wirkungsvollen Apparatur in Schwingung versetzt. Details zu der Methode schreibe ich nicht, weil das einen Teil von Emils Know-How ausmacht, aber jedenfalls wird das jeweils behandelte Instrument in eine derart starke Vibration versetzt, daß es sicher dem 10-fachen seiner normalen Schwingungsstärke entspricht.
Emil wendet dabei verschiedene Frequenzen an. Welche genau, macht den Kern seines in all den Jahren gesammelten Wissens aus. Früher hat er die einzelnen Töne verwendet, die das Instrument auch natürlich "kann". Inzwischen hat er die Erfahrung gemacht, daß man nicht das ganze Spektrum braucht, um das Instrument "frei" zu bekommen. Die Behandlung beginnt bei einer Frequenz, die etwa 25% des tiefsten natürlichen Tons des jeweiligen Instruments entspricht. Und Emil meinte, "was unten frei ist, muß oben auch frei sein" - wie er zu dieser Erkenntnis gelangt ist, kommt jetzt.
Was macht er da also? Er regt das Instrument zum Schwingen an, mit irgendeiner Freuquenz. Und er misst mit einem Mikrofon die Energie, die in eben dieser Frequenz das Instrument verläßt. Eigentlich mißt er also die Stärke der Dämpfung, die das Instrument bei der betreffenden Frequenz aufweist. Jedes Instrument hat bauartbedingt (Übergänge zwischen verschiedenen Materialien etc.) bestimmte Dämpfungsfaktoren bei verschiedenen Frequenzen. Dadurch, daß Emil diese Dämpfungsfaktoren mißt, kann er sich ein sehr genaues Bild darüber machen. Und dann ballert er das Instrument an seinen Schwachpunkten so dermaßen mit der betreffenden Frequenz zu, daß die Blockaden sich lösen und das Instrument auch an diesen Stellen freier schwingt. Und so weiter, bis schließlich das Instrument über den ganzen Frequenzbereich einen gleichmäßig gute, für seine Bauert optimale Response zeigt. Auf der Session wurde übrigens für ein derart behandeltes Instrument das Prädikat "ge-emilt" geprägt.
Wir reden hier nicht von Esoterik, wir reden von knallharter Physik. Ihr wißt, daß ich eher ein Esoterikhasser bin. Emil hat eine Kirchenglocke behandelt, die ein Fehlguß war (was er vorher nicht wußte). Die Glocke klang nicht und Emil hat sie so lange traktiert, bis sie klang - er hat mit seiner Methode also Veränderungen am atomaren Metallgittergewege herbeigeführt. Und das funktioniert. Und irgendwann wird meine Paula in dieser Telefonzelle hängen...
Dann diese Tinnitus-Geschichte. Anhand meiner E-Mail-Beschreibung und seiner Erfahrungen hatte Emil irgendwie die Frequenz meines Tinnitus vorgeahnt und auf seinem PC ein paar Files zurechtgebastelt. Das hat er uns dann vorgespielt. Und da hab ich dann ein unglaubliches Erlebnis gehabt. Ich höre also verschiedene Töne so im Raum rumwabern, und sag noch, ach das ist der Ton, der genau meinem Tinnitus entspricht, und plötzlich macht es *flash* in meinem Kopf und ich höre eben diesen einen Ton auf beiden Ohren überlaut. Wahnsinn. Tierisch laut. Emil hat aber nichts geändert, das passiert nur in meinem Kopf. Dann stoppt er die Wiedergabe. Der Ton bleibt. Er fährt den PC runter. Der Ton bleibt. Tierisch laut. Wir unterhalten uns, fahren wieder los, weil wir ja halbwegs pünktlich beim Nik Huber sein wollten, der Ton bleibt. Irgendwann auf der Fahrt macht es wieder *flash* in meinem Kopf und der Ton ist weg. Den Tinnitus kann ich in diesem Moment nicht mehr wahrnehmen. Später kommt er wieder. Aber Ich bin sicher, ihn auf diese Art und Weise loswerden zu können - indem das Gehirn irgendwie dazu gebracht wird, den Ton zu kompensieren. Auf jeden Fall eine sher positive Überraschung, festzustellen, daß mein Gehirn irgendwie auf diese Beschallung reagiert hat.
Schade, daß Emil so weit weg wohnt...
Keep rockin' Friedlieb
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