Re: Lösungsversuch...Leim oder nicht Leim?
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Beitrag von André vom Oktober 01. 2001 um 14:49:47:
Als Antwort zu: Re: Lösungsversuch...Leim oder nicht Leim? geschrieben von falk am Oktober 01. 2001 um 09:42:51:
Hi Falk, :.: ""frage: was nimmt man am besten für leim, um 'ne ahorndecke auf'n massivholzkorpus zu pappen? und vor allem -warum?:::""
Da kannst Du im Prinzip an Holzleim nehmen, was klebt. Z.B. Ponal, Bindan oder ähnliches. Sollte die Decke u.U. leicht wieder lösbar sein (z.B. beim aufpressen verrutscht o.ä.) empfiehlt es sich, nur die wasserlöslichen Versionen der Holzleime zu verwenden. Auch diese Leimverbindungen halten in aller Regel fester, als das Holz selbst. Ich selbst (wie fast alle amerikanischen Gitarrenbauer) verwende bei vielen Holzverleimungen den amerikanischen Tidebound, der mit weniger Anpressdruck und -Zeit auskommt und sich nach dem Trocknen sauber schleifen läßt.
Die Proplematik bei allen Holzleimen ist jedoch das "Lösungsmittel": Wasser. Dieses quillt Deine schöne Decke stärker auf, als das dicke Bodyholz. Und wenn der ganze Kram endlich wieder trocken ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß sich Deine Decke schön stark zusammenzieht und die Leimnaht in der Mitte Milimeterstark außeinanderklafft. Gut - man könnte auch beide Bodyhälften separat mit der Decke bekleben und anch der Durchtrocknung an den Kanten hobeln und erst dann beide Hälften zusammenleimen. Besser ist es aber, einen Klebstoff zu verwenden, der ohne Wasser als "Lösungsmittel" auskommt. Dazu eignet sich hervorragend der Ponal PU Leim (gibts nur im Profi-Shop), der unter Ausnutzung der Umgebungsfeuchte (sprich Rest-Holzfeuchte) aushärtet und superfeste Verbindungen nach Din D-4 ermöglicht. Ein weiterer Vorteil ist, daß die Hölzer durch Trocknung nicht mehr weiter arbeiten. Allerdings ist hier ein saubere und starke Pressung notwending, den sonst schäumt dieses Zeugs zu stark (wie Bauschaum) auf und bildet eine Klebeschicht zwischen den Hölzern. Im Idealfall sind nur die Holzporen mit Kleber gefüllt. In diesem Aufschäumen liegt auch das Problem von diesem Kleber: Zuviel davon und nicht aufgepaßt, schon bekomst Du das Dinge nicht mehr von der Klebepresse ab. Daher nicht zuuu viel Klebstoff verwenden und unbedingt eine große Plastikfolie unter und über den Body legen - erst dann pressen.
Zum Knochenleim: Wenn Du damit Erfahrung hast bzw. Dir das jemand macht, der Erfahrung mit Heißleim hat, dann mach es. Wenn nicht - dann laß es. Denn im Prinzip dauert es nur Sekunden bis der Heißleim wieder kalt ist und eine dicke, mehr oder weniger klebrige Schicht bildet. In der Regel reicht diese Zeit nicht aus, um die Decke richtig zu positionieren und zu pressen. Ohne anwärmen der Hölzer und Heißpresse ist Heißleim nicht zu empfehlen. Tatsächlich kleben diese Heißleime, und da gibt es die unterschiedlichsten Varianten, wie Knochenleim, Hautleim, Fischleim, Hausenleim (vom Stöhr) oder Hasenleim, fester, als alle modernen Klebstoffvarianten. Zumindest am Anfang. Im Laufe der Jahrzehnte werden diese Leime jedoch brüchig, die Leimfugen gehen auf und die Instrumente fallen mehr oder weniger auseinander. Große Hitze (z.B. im Kofferraum) fördern diesen "Verfallprozess" noch, da der Knochenleim immer ab 60 Grad weich wird. Egal, ob auf dem Instrument - oder im Leimkocher.
Zum Lösen von Leimverbindungen: Alle Klebstoffe lassen sich mit Hitze lösen. Heißleim halt schon bei schonenden 60 - 90 Grad. Die moderneren Leime benötigen halt höhere Temperaturen (Bügeleisen oder Heißluftfön).
Viele Grüße & viel Spaß beim basteln
André P.S. Die Aufzuleimende Decke mit zwei winzigen Nägeln gegen Verrutschen sichern, damit nix "schief" geht...
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