S-Bahn-Musik


[ verfasste Antworten ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Saidy vom August 31. 2001 um 08:39:14:

Moin liebe Leute,

ich muss euch ein Erlebnis von gestern Abend erzählen.
Gegen 23.30 Uhr bin ich in die S-Bahn, auf dem Weg von ner Teamfeier nach Hause.
Am Alex stieg ein etwa 20jähriger Mann ein. Ihr kennt die Jungs, die mit Hunden und "unterderBrückeschlafenInventar" rumlaufen. Die beiden Hunde (ein Rottweiler und einer Marke "Strolch") gehorchten aufs Wort...sahen auch gepflegter aus wie der Junge Mann ;-)
Die S-Bahn war relativ voll, und er setzte sich zwischen zwei Männer. Ein ca 50jähriger"Schlipsträger" der die Nase rümpfte und ein Mann, auch um die 50, der auch aussah, als wenn er Obdachlos war, waren seine Nachbarn.
Der Junge hatte eine Gitarre dabei und fing mit geschlossenen Augen an zu spielen. Der Schlipsträger, dem man vorher ansah, das er sich am liebsten woanders hinsetzen wollte (war aber kein Platz mehr frei), tippte mit den Füßen den Takt und sah auf einmal ganz freundlich aus. Der "Penner" daneben verzog immer mehr sein Gesicht...bis er plötzlich den Jungen anstieß, und sagte: "He Alter, hör mal auf damit, du belästigst die feinen! Leute hier...die kommen alle von der Arbeit und wollen ihre Ruhe."
Zu meinem Erstaunen sagte der "Schlipsträger" darauf hin: "Wieso, laß ma, er spielt doch nen feinen Blues!" und tippte weiter den Takt mit den Füßen mit. Ich sagte dann (ich saß den Dreien gegenüber) : "Hast Recht! Der Junge hat Musik im Blut...und gerade nach Feierabend tut die Musik ganz gut."
Der junge Mann hielt kurz inne, sah sich um und spielte mit geschlossenen Augen weiter. Man merkte ihm den Spaß am Spiel wirklich an, man merkte, das er für sich spielte, er wollte damit kein Geld verdienen...er war eins mit sich und der Gitarre. Er spielte wirklich gut. Als dann meine Haltestelle: "Köpenick" angesagt wurde, stand er auf und ging mit Gitarre und Hunden zur Tür. Ich kramte noch schnell in meiner Tasche und fand noch rechtzeitig ein FünfMarkStück was ich ihm an der Tür in die Hand gab. Er war richtig gerührt und dankbar und sagte, das er eigentlich nicht für Geld gespielt hat. Ich sagte, das hab ich gemerkt und deshalb kommt's von Herzen. Wir wünschten uns einen schönen Abend und gingen unserer Wege.

Tchja, was wollte ich euch damit sagen? Weiß nicht, hab eh nichts zu sagen...aber erzählen, erzählen wollte ich's euch...

Eine angenehmen Freitag wünsche ich euch
Hzl. Saidy



verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.