Re: (Technik) Lötkolben


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Beitrag von Christoph vom August 13. 2001 um 10:57:45:

Als Antwort zu: (Technik) Lötkolben geschrieben von Matthias am August 12. 2001 um 12:16:49:

Hallo zusammen
Vielleicht noch ein paar ergänzende Punkte:

Die Wattzahl des Lötkolbens sagt nichts darüber aus, wie heiss er wird, sondern wieviel Wärmeenergie er in einem bestimmten Zeitraum liefern kann. Wenn das zu erhitzende Metallteil gross genug ist, um die zugeführte Wärmeenergie sofort wieder an die Umgebungsluft abzugeben, wird die Löttemperatur nie erreicht. (Potigehäuse- Syndrom :-))
Wenn ein Lötkolben Temperatur- geregelt ist, kann eigentlich mit zuvielen Watts nichts Schlimmes passieren, aber mit zuwenigen gibt's dann Probleme beim Neutrik- Klinkenstecker- Masse- Anlöten und bei Potigehäusen etc. Eventuell kann man ein Poti- Gehäuse mit einem 30W- Kolben "löten", aber bis das Gehäuse Löttemperatur hat vergehen Ewigkeiten, kommt natürlich noch ein Bisschen auf die Grösse des Potis an. Man muss unterscheiden zwischen Lot- Schmelzemperatur und Löttemperatur. Die meisten (vielleicht sogar alle, weiss ich grad nicht auswendig) "Elektronik- Lote" schmelzen unterhalb von 200 Grad, richtig löten tut's aber erst bei über 300 (der Kolben sollte ca 370 Grad warm sein). Wenn also das Lot schmilzt, heisst das noch lange nicht, dass auch richtig gelötet wurde.
Im Weiteren gibt's ein paar Punke, die man beim Löten beachten sollte (teilweise bereits in anderen Postings erwähnt):
- Reihenfolge: zuerst kleines Bisschen Zinn an Lötspitze (damit die Wärme besser zum Lötgut übertragen wird), danach Lötgut mit Kolbenspitze aufheizen (reichlich, aber nicht zu lange, Erfahrungssache) zum Schluss Lötzinn Auf die Lötstelle geben, schnell warten bis das Lötgut schön benetzt (Zinn fliesst) und Lötkolben möglichst BALD wieder aus der Lötstelle nehmen. Lötfette braucht man in der Elektronik im Allgemeinen nicht, bei Härtefällen vielleicht mal ein Bisschen säurefreies Flussmittel (Elektronikshop) aufpinseln.
Zum Thema Potigehäuse: ich habe die Erfahrung gemacht, dass es verzinnte und anderweitig galvanisierte Potigehäuse gibt. Die Verzinnten kann man ohne weiteres problemlos löten (unter Berücksichtigung des oben Erwähnten :-)), die anderweitig galvanisierten befreie ich jeweils zuerst an einer Stelle von der Schutzschicht, damit das blanke Metall (Stahl) zum Vorschein kommt. Das kann man beispielsweise mit einer feinen Feile bewerkstelligen. Aber aufpassen, dass keine Feilspäne ins Poti- Innere gelangen! Eventuell Poti mit Tesa temporär zukleben, vor dem Löten aber wieder entfernen!
Vielleicht zum Schluss noch einen kleinen Trick: da ich nur zwei Hände habe, löte ich meist auf Folgende Art: Draht- (oder Litzen-) Ende kurz verzinnen und beiseitelegen. Danach die Stelle wo der Draht angelötet werden soll verzinnnen und zwar folgendermassen: Stelle erhitzen, Lötzinn ranhalten bis die Stelle benetzt und der Zinndraht "angelötet" wird, danach Lötkolben wegnehmen, Lötzinn ranhalten bis er "festklebt". Nachher "schneide" ich den Lötzinn je nach Lötstellengrösse vielleicht etwa 1cm vom lötfleck entfernt mit der heissen Kolbenspitze ab. Zu guter Letzt wird das anzulötende Drahtenden an die Lötstelle gehalten, das Ganze erhitzt bis eine schöne Lötstelle entstanden ist, finito :-))
Und zwischendurch immer mal wieder den Lötkolben im nassen Schwämmchen reinigen.
Wurde vielleicht ein Bisschen lang jetzt, sorry. Ist aber eines meiner "Spezialgebiete" :-))
Fazit: wenn Du vorhast, des öfteren mal was zu löten, z.B. auch Potigehäuse, Abschirmbleche, Neutrik- Klinkenstecker, dann würde ich zu einem temperaturgeregelten Lötkolben nicht unter 50W raten :-))

Gruss: Christoph



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