Texas-Blues-Sound
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Beitrag von Harvey vom Juli 04. 2001 um 12:09:40:
Als Antwort zu: Re: (Amps) Welchen Fender Combo? geschrieben von WahWah am Juli 04. 2001 um 09:48:52:
Hi WW,
hab´ ich mir schon gedacht. Die Zerrsounds mit Fender-Amps haben ja eine ganz andere Charakteristik als z.B. Eddie´s "Brown sound" - der Grundsound ist relativ clean bzw. die Endröhren zerren bereits, ohne daß man dies aber schon als solche deutlich wahrnimmt, d.h. die Bässe etwa sind immer ziemlich drahtig, nie verwaschen, die Mitten nicht besonders ausgeprägt, und die Zerrung spielt sich eher in den oberen Frequenzen ab, liegt sozusagen "darüber wie ein leichter Nieselregen" (das Zitat stammt aus einer Zentera-Beschreibung).
Und diesen Sound bekommt man in der Regel nur mit einem sehr laut gespielten Fender-Amp hin, bei dem die Endröhren gerade beginen zu clippen. Laut nur deshalb, weil die Amps ja ursprünglich dazu ersonnen wurden, auch bei großer Lautstärke clean zu bleiben, bis die Jungs in den Sechzigern merkten, daß die Verstärker interessant klangen, wenn die Röhren in "unvorschriftsmäßigem Betriebszustand" gefahren wurden. Mit diesem Erbe schlagen wir uns ja bis heute rum (ich meine damit, daß der Sound immer an die Lautstärke gekoppelt ist, was er nicht in dem Maße sein müßte, wenn Amps mit geringerer Leistung gebaut würden).
Die Zerrung hat keinerlei Hi-Gain-Charakter und erfordert auch mehr "physishen Einsatz" beim Spielen, was den Kraftaufwand angeht (dicke Saiten für einen mächtigeren sound kommen erschwerend hinzu).Wenn man Hi-Gain-Amps gewöhnt ist, bedeutet das bestimmt einige Umstellung im Spiel. Hi-Gain mit solchen Fender-Amps ist mit einigen Vorschaltgeräten auch drin (vielleicht kennst Du Kim Mitchell - respektive die kanadische Band Max Webster), aber nicht die Regel, dazu ist der Frequenzgang der Combos zu verschieden.
Die meisten SRV-/Kenny Wayne Scheppert-Fans schalten auch noch irgendwas Böses davor - meist einen Tubescreamer oder zwei (andere Tretminen gehen auch), wobei diese Pedale nicht so sehr selbst Zerrung erzeugen, sondern mehr als Clean Boost eingesetzt werden, d.h. man hebt die Ausgangslautstärke so weit an, daß die erste Vorstufenröhre im Amp angeblasen bis überfahren wird, was dann auch die Endstufe früher zum Zerren bringt.
Sehr schön hören kann man diesen Effekt z.B. bei "Voodo Chile" von SRV - teilweise hört man nur den relativ cleanen Amp, dann das eingeschaltete Pedal, wobei es nicht mal einen großen Sprung in der Gesamtlautstärke gibt (weil die erste Röhre komprimiert).
Ich habe ein paar Erfahrungen mit dem de Ville, dem Bassman und dem Hot Rod Deluxe. Letzterer hat auch einen Zerrkanal, allerdings fand ich für diesen SRV-Sound die Kombination Clean-Kanal plus Pedal besser. Grundsätzlich sind aber alle drei dafür geeignet - wie übrigens auch ein kleiner Marshall JTM-45-Combo, wenn richtig aufgezwiebelt.
Also auf den Punkt gebracht: Fender-Combo aufreißen, leicht zerrendes Pedal davor.
Hier zwei Links zu SRVs frühem und späterem Sound (das Fuzz-Face und das Octavia hat er selten eingesetzt).
Und noch zwei Links aus dem Forum-Archiv : Nr. 1 und Nr.2 .
MTTBWY*, Harvey
* May the TONE be with u ;-)))
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