Re: (Gitarre) kawietschen - how to learn Flageoletts a la Van Halen


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Beitrag von Friedlieb vom Juli 03. 2001 um 20:52:26:

Als Antwort zu: (Gitarre) kawietschen..... geschrieben von Jenny am Juli 03. 2001 um 19:21:16:

Hi Jenny,

: hab ne frage... spiele jetzt seit 1 1/2 jahren gitarre, und weiss immer noch net wie man mit der gitarre "kwietscht"..

Das muß kein Fehler sein. Ich hab das Quitschen erst gelernt, nachdem ich schon 10 Jahre Gitarre gespielt habe.

: also wenn jemand "man on a mission" von van halen kennt, weiss mann, was ich meine....

Es handelt sich um Flageolets, Glockentöne. Fangen wir mal bei Adam und Eva an (keine Ahnung, wieviel Du schon weißt, also sieh über eventuelles Durchkauen längst beherrschter Verfahren bitte gnädig hinweg) und nähern uns dann per Crash-Kurs im Schweinsgalopp dem Quietschen.

Übung eins. Eine Saite im 12. Bund mit einem Finger berühren, und zwar genau über dem Bundstäbchen. Diese Saite anschlagen. Fingerdruck und Position so lange variieren, bis der Glockenton erklingt. Der sogenannte Flageolett-Ton hat die gleiche Tonhöhe wie der im 12. Bund gegriffene Ton (also eine Oktave höher als die leere Saite), klingt aber glockiger, schwebender und ist auch leiser. Nicht greifen, nicht zu fest drücken, Saite fast nicht berühren, dann kommt der Ton. Üben bis Du das kotzen kannst, auf jeder Saite.

Übung zwei. Das selbe in grün (urgs...) im 7. Bund. Der Ton entspricht in der Höhe dem im 19. Bund der gleichen Saite gegriffenen Ton und ist etwas schwieriger zu erzeugen als der im 12. Bund. Üben bis Du das kotzen kannst, auf jeder Saite.

Übung drei. Das selbe im 5. Bund. Der Ton entspricht in der Höhe dem im 24. Bund der gleichen Saite gegriffenen Ton und ist noch was schwieriger zu erzeugen als der im 7. Bund. Im 5. Bund wird die Saite geviertelt, besser gesagt deren schwingende Länge. Ist also zwei Oktaven höher als die leere Saite. Üben bis Du das kotzen kannst, auf jeder Saite.

Übung vier. Es gibt noch mehr Stellen, an denen Flageolets entstehen können. Finde sie raus. Gib Dir Mühe. Du brauchst das dabei erlangte Feeling später fürs Quietschen, glaub es mir. Du wirst irgendwann feststellen, daß im Prinzip überall Glockentöne möglich sind, nur halt ungleich schwerer zu erzeugen. Üben...

Übung fünf. Jetzt geht es langsam los. Benutze nicht die linke Hand, um die Saite zu berühren, sondern den Daumen der rechten Hand und zupfe mit einem Finger Deiner Wahl (der rechten Hand). Greife einen stinknormalen E-Dur-Akkord und spiele die Saiten von dick nach dünn durch, also tiefes E, auf der A-Saite gegriffenes H, auf der D-Saite gegriffenes E, auf der G-Saite gegriffenes Gis, H und hohes E. Halte den Daumen der rechten Hand bei den leeren Saiten über den 12. Bund und bei den gegriffenen Saiten jeweils 12 Bünde höher als der gegriffene Ton. Der Trick ist also, die schwingende Saitenlänge jeweils zu halbieren (nimm Dir ein Maßband zur Hilfe, wenn Du es nicht glaubst). Das heißt, bei der A- und D-Saite hältst Du den Daumen über den 14. Bund und bei der G-Saite über den 13. Bund.

Übung sechs. Denk Dir andere Akkorde aus, gern auch Barrees, und wende das Gelernte der vorigen Übung darauf an. Immer schön mit dem Daumen 12 Bünde über der gegriffenen Saite abdämpfen. Das alles muß Dir in Fleisch und Blut übergehen, und wenn Du das dann auch noch schneller kannst, klingt es schon ein bißchen nach Eddie (obwohl der das anders macht, aber dazu später). Üb es also bis zum Erbrechen.

Übung sieben. Spiele einen normalen Ton und erzeuge den Flageolet erst später, indem Du eben erst nach dem Anschlag den abdämpfenden Finger in Position bringst. Übe das mit allen sechs vorangegangenen Übungen, bis Dir auch das perfekt gelingt. Alle Töne sollen sauber und laut klingen.

Übung acht. Jetzt kommts. Nimm Dein Plektrum und spiel einen Ton. Dämpfe direkt danach die Saite mit der den Saiten zugewandten Seitenfläche Deines Daumens (der ja auch das Plektrum hält) ab. Nur ein klitzekleines bißchen abdämpfen, so daß ein Flageolett entsteht. Spiel immer auf der gleichen Saite einen Ton und variiere die Anschlagposition (über die Länge der schwingenden Saite schieben), bis ein Flageolett entsteht. Immer schön weiter spielen. Die "leichteste" Position ist wieder diejenige, bei der die schwingende Saite halbiert wird. Immer schön weiter spielen und die ideale seitliche Position finden. Wenn Du Töne greifst, die Position der Anschlag-Hand entsprechend variieren.

Übung neun. Eine Variante, die nicht so viel mit Quietschen, aber auch was mit Van Halen zu tun hat. Greife einen Akkord und haue mit dem Mittelfinger der rechten Hand oder auch mit dem Plektrum fest und schnell auf das Bundstäbchen 12 Bünde höher als der gegriffene Ton. Sehr fest und blitzschnell. Auch dann entsteht ein Flageolet, zu hören in fast jedem Van Halen-Stück. Du kannst das natürlich auch erst mit ner einzelnen Saite üben. Draufhauen auf die Saite, genau am Bundstäbchen, genau wie auf eine Klaviertaste oder so. Üben...

Melde Dich, wenn Du an einer Stelle Probleme hast, aber bitte erst, wenn Du die jeweils vorangegangenen Übungen bis zum Abwinken durchgekaut hast - sonst hat es keinen Zweck. Eventuell gibt es hier ja auch Leute, die das alles noch sehr viel anders machen und auch Bock haben, das zu erklären. Die können das ja dann gern tun. :-)

Und immer schön üben...

Keep rockin'
Friedlieb


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