Re: (Rezept) Nervosität auf der Bühne


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Beitrag von winni vom Juni 28. 2001 um 14:18:19:

Als Antwort zu: Re: (Rezept) Nervosität auf der Bühne geschrieben von Friedlieb am Juni 28. 2001 um 13:39:33:

: Hi Dominik,
:
: das Thema gabs schonmal, ein Ausdruck von folgendem Pamphlet hängt bei uns im Proberaum:
:
: Dir sei geraten...
:

Zum Essen würde ich noch anmerken, daß man auch nicht "zu gut", also Sachen die dann schwer im Magen liegen essen sollte.
Welchen Punkt ich noch besonders wichtig finde, ist daß man sich auf die Mitmucker verlassen können muß. Das gibt eine ganz andere Sicherheit, als wenn man das Gefühl hat wenn man sich vermuckt, gerät die ganze Band aus dem Takt.
Daß das Publikum die Fehler, die man selber wahrnimmt nicht hört, kann man ganz leicht feststellen, wenn man in paar nicht muckende Freunde mal fragt, ob sie den Eindruck hatten irgendwas wäre schief gegangen: Dei kommen immer mit den Situationen, wo man auch was sieht (Saite gerissen, hektisch bis lange in den neuen Part auf dem Streßbrett rumgesteppt oder so) oder mit Stellen wo man so stolz auf die gelungen eingesetzten etwas "anspruchsvolleren Harmonien" ist, oder mit Stellen, wo rythmisch etwas arg nicht stimmt. Falsche Töne in Maßen hört (fast) keine Sau, auch wenn man mal einen Partwechsel verschnarcht fällt das nur auf, wenn starke Dynamiksprünge oder ein rythmischer Wechsel damit verbunden ist. Und: live sind kleine Patzer so schnell vorbei, daß sie über den Gesamteindruck völlig vergessen werden.
Ich würde sogar sagen, daß eine Band, die sich dauernd verspielt, aber tight ist und grooved vom Publikum als wesentlich fähiger (und korrekter spielend) wahrgenommen wird, als eine Band, die "klappert".
Ein bischen Lampenfieber ist ja auch gar nicht so schlecht, zeigt es einem immerhin, daß man die Sache ernstnimmmt und motiviert zur gründlichen Vorbereitung. Überhaupt, wenn man das Gefühl hat, man kann in jeden Song den man spielen muß nach spätestens einem oder zwei Takten (reflexmäßig, also ohne Nachdenken) einsteigen und wissen kann wo man ist, gibt einem das auch eine gewaltige Sicherheit. Nicht gut dagegen, wenn man irgendwo immer mit Partwechseln hadert, oder überlegen muß wie der Part denn jetzt war. Das kommt zwar bei neuen Stücken dann doch immer mal wieder vor, ist aber eigentlich Mist.

: : Klar, mit der Zeit wird man sich an diese Bühnensituation gewöhnen,
:
: Genau das ist der Punkt. Je mehr Routine Du hast, je weniger Hirn Du brauchst, um das zu können, was Du können mußt, um so besser.
:

Es hilft übrigens auch bei anderen Gelegenheiten etwas vor Publikum zu machen. Ich hatte zum Beispiel in den letzten Jahren die Möglichkeit regelmäßig Schulungen durchzuführen, bei denen dann so zwanzig Leutchen aus verschiedenen Gebieten (Metalltechniker, Zahnärzte, Studenten, ...) da saßen, die für einen zweitägigen Kurs irgendwas um die eineinhalb Kilomark gelöhnt hatten. Das gibt einem eine unheimliche Routine sich vor anderen Menschen zu produzieren, und man kann es irgendwann besser als nur für sich allein, weil dann der "Kick" fehlt.
Wenn Du also die Möglichkeit hast irgendwas vor "Publikum" zu machen (und sei es auch nur irgendeine pfiffige Geschenkpräsentation auf einer Geburtstagsparty), tu das!

: : Dominik, der es trotzdem irgendwie geil mit so netten Musikern die er noch nicht kannte zu rocken und
: : Applaus zu bekommen. :-)

Isn't this what live is really all about?

Grüßchen
Winni


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