Re: (Philosophie) Die Steine auf dem Weg


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Beitrag von Oly vom Dezember 15. 1999 um 10:37:08:

Als Antwort zu: (Philosophie) Die Steine auf dem Weg geschrieben von Alexius am Dezember 14. 1999 um 10:53:17:

Tach meine Dame und Herren (Danke Friedlieb ;-))

Ich denke, ersma muß man da 'n Unterschied zwischen 'Star' und Berufsmusiker machen. Ein 'Star' muß ja nicht unbedingt ein Meister seines Fachs sein (wie wir ja an den Charts sehen ;-)), ein Berufsmusiker i.A. schon (d.h. derjenige, der Berufsmusiker werden will, sollte sich schon mal im Vorfeld erkundingen, was er können muß ;-)).

'Star' zu sein hat den großen Vorteil, daß man sich heutzutage nach ein, zwei Hits (mehr werden's ja eh nicht) zu Ruhe setzen kann, oder man wird Produzent, baut sich 'n Studio und bumst abwechselnd Verona und Naddel ;-)) SCNR

Und was hat ein 'Berufsmusiker' zu tun? Studiojobs (um davon Leben zu können, muß man wohl vorher Peter Weihe erschiessen ;-)), Aushilfe (zwei Monate gar nix, und dann 3 Angebote für den gleichen Abend), Unterricht (für die, die keine Tanzmucke machen wolen), Bücher schreiben (tut das C.B. nicht an ;-)), Show-/Tanzband (is noch die üblichste Variante)?

Was beiden Formen eigen ist: Man braucht um Star oder überlebensfähiger Berufsmusiker zu werden, mehr Glück (und Beziehungen) als es selbst Bayern München hat.

In meinem Bekanntenkreis befinden sich ja einige Profimusiker (richtige instrumentale Cracks) - da läufts dann ungefähr so: 3 Monate Musical (Little Shop of Horror in Koblenz), anschließend 3 Monate Unterricht und Aushilfe in 8 verschiedenen Bands, 6 Wochen-Tour mit Jennifer Rush, ein Studio-Job, anschließend 3 Monate VHS-Lehrer, usw.
Wohlbemerkt - diese ganzen Jobs (egal, ob Tour oder Unterricht) sind nicht angeflogen gekommen - dafür muß rumtelefoniert werden, Beziehungen müssen geknüpft werden, es müssen einige Stunden am Tag geübt werden (bei Jennifer Rush gibts keine Notenständer auf der Bühne) usw. usf.

Und von wegen 'Star' - meine Bandkollegen und ich standen vor etlichen Jahren ja mal vor der Entscheidung, die Jobs hinzuschmeißen. Glücklicherweise habe ich zu dieser Zeit in der Plattenfirma gejobt, bei der wir auch unseren Plattenvertrag haben/hatten (die Firma meint, er wäre noch gültig - wir nicht ;-)) - und dadurch hab ich die Dramen schnell genug mitbekommen.
Es lief ja 'ne Zeitlang auch hervorragend - massenhaft Gigs, bezahlte Fernsehauftritte etc. Dann gings plötzlich los - das PR-Mädel, das uns die guten Gigs besorgt hat, verließ die Firma, der Nachfolger war eher matt999 (SCNR), der Vertrieb ging vom einen auf den anderen Tag Pleite, deutsche Rockmusik wurde verboten usw.
Was ich damit sagen will - wenn man nicht das Glück hat, von heute auf morgen den Nummer-Eins-Hit zu landen, gibt es immer noch 'ne Vielzahl Faktoren, auf die man keinen Einfluß hat und denen es auch scheißegal ist, ob du als 'Profi' was zu kauen hast oder nicht.
(Ach so - wir haben alle unsere Jobs behalten.)

Also - ich will hier niemandem seinen Traumwunsch ausreden (hab ihn ja selbst mal gehabt) und schätzungsweise jeder 155453te Gitarrist schaffts ja schließlich ;-)) - aber man sollte sich auch aller Gefahren und Risiken bewußt sein, die das Leben als Profimusiker birgt (von eventuellen Handbrüchen, Sehenscheidenentzündungen, Krankheiten i.A. usw. abgesehen.)

So - genug der Miesmacherei - ich bewundere jeden, der es schafft, seinen Traum wahr werden zu lassen.

Gruß

OLy


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