Re: (Philosophie) Seid ihr als Musiker glücklich? Zufrieden?


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Beitrag von Der Felix vom Juni 13. 2022 um 10:57:09:

Als Antwort zu: (Philosophie) Seid ihr als Musiker glücklich? Zufrieden? geschrieben von Der Felix am Juni 09. 2022 um 18:48:47:

Ich danke euch allen für das reichhaltige Feedback soweit.

Wenn ich das richtig sehe, überwiegt Befriedigung durch Wachstum.

Meine eigenen Antworten habe ich hier im Grunde schon im Januar gepostet.

Ich habe das Musizieren angefangen aus Liebe zum Klang. Musiziere ich nicht, bin ich ein Miesepeter. Das Musizieren habe ich mir nicht ausgesucht. Ich glaube, kein geistig gesunder Mensch wacht eines Morgens auf und sagt: "Ich will Künstler werden. Was für eine geile Tätigkeit!"

Zur Zeit, in den Nachwehen des Verlustes meiner Familie, ist das Musikmachen im Grunde das einzige, was meinen Tag erhellt. Letzte Woche habe ich einen Song fertigbekommen, der ist so geil, macht so viel Spaß zu spielen und zu singen, das ist ... kann ich gar nicht beschreiben. Ich bin ja aus dem Kraftsport die faszinierend schnellen Dopmainschübe gewohnt. Der Song funktioniert genauso. Fast noch besser.

Die Wachstumsmöglichkeiten als Musiker sind unendlich und als ich nach rund 20 Jahren Gitarrespielen begriffen habe, dass die Gitarre mir völlig egal ist und der Klang zwar auch aus dem Instrument, vornehmlich aber aus der Harmonie kommt und also Songwriting eigentlich meine Baustelle ist, löste sich eine große Spannung. Vorher habe ich nur Gitarre geübt. Jetzt wachse ich als Musiker.

Ich bin ja als Autor schon zu unerhofftem und unerwünschtem Ruhm gekommen und bin ein paarmal auf der Straße von wildfremden Menschen erkannt und angesprochen worden. Ich fand das schrecklich und mag mir gar nicht ausmalen, wie das ist, wenn man wirklich berühmt ist. Ruhm war nie mein Ziel, wohl aber das gemeinsame Erleben der Musik, das Teilen der schieren Freude an Klang und Musik sozusagen.

Aktuell ist als Musiker mein Ziel, meine Songs mit mehr Menschen zu teilen. Nicht über das Internet, sondern auf der Bühne mit echten Menschen. Viele meine Ansichten dazu haben sich relativiert und nun arbeite ich darauf hin, ein besserer Unterhalter zu werden. Kein Kasper, kein Clown, keine Stimmungskanone. Nur der ideale Audruck meiner selbst, aber eben mit Rücksicht auf die Weise, in der Menschen sich nun einmal gegenseitig wahrnehmen.

Ein solcher Aspekt ist: Unterhaltung muss nicht lustig sein. Aber wenn es lustig ist, hilft es halt, bringt mehr Aufmerksamkeit im Moment, mehr guten Willen, mehr Bereitschaft, auch dem Song zuzuhören, der danach folgt. Und es ist, lerne ich gerade, relativ einfach, eine lustige Show zu schaffen, ohne sich zu verstellen oder in der Zotenkiste zu wühlen.

Das ist also mein Wachstumsweg. Körpersprache wird in dem Zusammenhang sicherlich auch noch ein spannendes Feld.

Insofern habe ich begriffen, dass ich an meiner Musik nichts ändern muss, mich nicht kompromittieren muss und trotzdem Maßnahmen ergreifen kann, die den Zugang zu meinen Songs deutlich erleichtern.

Ein wenig traurig finde ich das noch immer, weil der Song eben noch immer nicht allein steht und das Drumherum der Unterhaltung, auch Oberflächlichkeiten (u.a. ferdis "U30 mit Titten") deutlichen Einfluss haben. Aber dann denke ich mir: Das war doch allerspätestens seit Elvis sowieso immer der Fall. Und seitdem ist noch viel tolle Musik entstanden.

Jedenfalls habe ich über die letzten zehn Jahre meiner Suche viele Bücher zum Musizieren gelesen, viel recherchiert und aus anderen Feldern zusammengetragen und hatte seit fünf oder sechs Jahren den Gedanken, ein Buch daraus zu machen. Damit folgende Musiker nicht wieder 20 Jahre brauchen und alle Fehler erneut machen müssen, die ich und zweifellos auch andere gemacht haben. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch, sondern schlicht um Perpsketiven.

Deswegen werde ich noch häufiger solche Fragen stellen.

Liebe Grüße
Felix




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