Re: (Philosophie) Seid ihr als Musiker glücklich? Zufrieden?


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Beitrag von Tom(2) vom Juni 10. 2022 um 17:19:15:

Als Antwort zu: (Philosophie) Seid ihr als Musiker glücklich? Zufrieden? geschrieben von Der Felix am Juni 09. 2022 um 18:48:47:

Hoi Felix,

da gehen wir jetzt mal an die ganz großen Themen, was? :-)

Also, rein subjektiv: Ich freue mich jeden Tag, wenn ich ein Instrument in die Hand nehmen kann. Ich nudel drauf rum, ich geniesse die Haptik, manchmal übe ich Sachen und freue mich, wenn ich merke, dass ich da tatsächlich besser werde. Manchmal kucke ich mir so Tutorialsachen im Web an und tatsächlich fallen da manchmal Groschen, die vorher irgendwo festhingen. Da gibt es zb so drei Videos, wo der eine, den ich auf Youtube mag, wenn er mit nem Kumpel Gearreview macht, bei nem anderen, den ich mag, wie er so Gitarrenlernzeugs erklärt, Unterricht nimmt, und man quasi 3h lang bei so einem 1:1 dabei ist. Da waren dann so Sachen dabei, wie man sich Dinge abgewöhnt, die man sich selbst "falsch" angewöhnt hat, und hey, da bin ich gerade voll dabei. Das nervt, macht aber auch gleichzeitig Spaß, wenns dann auf einmal wirklich besser klappt als vorher.

Ich habe mich pandemiebedingt mehr oder weniger zwei Jahre intensiv mit Bass und Gitarre beschäftigt, und seitdem wir wieder mit den Bands proben (und zumindest mit der Akustikbande auch Auftritte hatten), merke ich, dass ich da tatsächlich auch besser geworden bin. Also weniger, dass ich technisch besser spielen könnte, aber irgendwie fällt es mir leichter als früher, die richtigen Töne zum richtigen Zeitpunkt zu finden, selbst bei Sachen, die wir da mal neu aus dem Hut ziehen. Auch das macht Spaß. Bei der Akustikbande haben wir zB. ein Theaterstück begleitet und mussten dazu ein paar Songs adaptieren, die ich normalerweise nicht anfassen würde -- und genau bei denen war es (für mich) ein echtes AHA Erlebnis, wie ich da am Bass passende (P/B)assagen gefunden habe, die eben nicht nur aus den offensichtlichen Tönen bestehen.

Natürlich ist es dann auch toll, wenn Leute zuhören, oder bei Auftritten dann auch Spaß haben. Aber ich ziehe meine Befriedigung mittlerweile mehr daraus, wenn wir als Band unterneinander gut funktionieren, diese Momente, wenn dann das, was entsteht, doch größer ist, als die Summe der einzelnen Sachen…

Was fehlt mir zum Glück. Hm. Irgendwas ist ja immer, aber ich glaube, ich hätte gerne (finanzielle) Unabhängigkeit und dann den Luxus, meine Zeit komplett interessengetrieben zu verbringen. Ich finde, mit so "Hobby" Musik klappt das schon ganz gut; es wäre dann doch wieder eine Last, wenn man damit seinen Unterhalt bestreiten müsste. Diese Grätsche, eigentlich mache ich ja das, was mich interessiert und es ist auch noch das womit ich Geld verdiene(n muss) habe ich ja ohnehin. Und da kippt der Spaß schon eher öfter mal ins Muss.

Dann denke ich dran, dass in 1500km Entfernung gerade völlig sinnlos Menschen sterben, und ich kucke mir so alles an, was sich so im guten und im schlechten um einen rum angehäuft hat, und naja, es ist schon gerade eine sehr sehr merkwürdige Zeit… umso wichtiger ist es, öfter einfach den Moment zu geniessen. Wenn die Klampfe sich gerade besonders gut anfühlt zum Beispiel.

Gruss
Tom




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