Re: Anti-G.A.S...


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Beitrag von Doran vom Januar 28. 2001 um 12:25:01:

Als Antwort zu: Re: Anti-G.A.S... geschrieben von Harvey am Januar 28. 2001 um 10:33:19:

: Verehrter Herr Kollege,
:
: Ihrer sachlich vorgetragenen und thematisch fundierten Kritik kann ich mich nur voll und ganz anschließen, möchte dabei aber nicht unerwähnt lassen, daß viele der beschriebenen Mängel dieses Instruments sich meiner Erfahrung nach ganz entscheidend beheben lassen, wenn man die besagten Hohlräume mit Frischbeton ausgießt.


Sehr richtig angemerkt, Harvey!
Über Jahrhunderte hinweg wurde dieses Technik von den angesehensten Gitarrenschmieden eingesetzt, um das Schwingungsverhalten von Hohlkörperinstrumenten signifikant zu verbessern. Ein gutes Beispiel dafür ist die Les Paul, die normalerweise in ihrer ursprünglichen, hohlen Bauform nur 234 Gramm wiegt (inklusive .010er Saiten). Das sprichwörtliche Gewicht, und damit der allseits bekannte Klang, ist zum Großteil einer FÜllung aus Stahlbeton, italienischem Waschkies und stabilisierenden Eisenmatten aus Edelstahl zuzuschreiben. Experimente in diesem Bereich führten zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen, so wurden verschiedene Semi-Acoustics in den 60ern mit einer Quarzsand/Weizengrieß-Mischung klangtragend gemacht, was sich aber durch das Fließverhalten als Fehler herausstellte: Durch die Klinkenbuchse rieselte die Füllung raus, die Gitarren wurden mit der Zeit immer leichter und der Klang wurde immer nasaler, bis er dann schließlich nahezu unhörbar wurde. Auch heute noch findet man gelegentlich eine Halbakustik, deren Füllung auf diese Weise den Körper verlassen hat (was man durch einen Blick in den Body durch die sog. "Filling"-Löcher (F-Holes) leicht feststellen kann), und beim trockenen Anspielen wird man zweifellos feststellen, daß der Klang ziemlich dünn ist. Viel Schindluder wurde und wird mit diesen minderwertigen Instrumenten getrieben, die im Grunde unbenutzbar sind.

Ein inspirierter Gitarrenbauer aus Schweden entwickelte in den frühen 60ern ein ganz neues Konzept der Akustikfüllung, indem er, mangels Material, 46 Monat lang Kerzenstummel sammelte, diese dann verflüssigte und damit die Bodies seiner Gitarren ausgoß. Am eindrucksvollsten setze diese Wachsfüllung übrigens Jimi Hendrix ein, der, Witzbold, wie er nun mal einer war, in seine schwedische Custom-Strat einen Docht applizieren ließ, um diesen dann live auf der Bühne anzuzünden - welcher Gitarrenbauer würde nicht in Tränen der Rührung ausbrechen ob dieser Hommage?! Ein weiteres Erbe sind, das nur nebenbei, in Wachs eingegossene Pickups. Es wird übrigens dringend davon aberaten, diese wundervollen Gitarren über einen längeren Zeitraum großer Wärme auszusetzen, aus offensichtlichen Gründe. Ein solches Instrument gehört nicht, ich wiederhole, NICHT auf z. B. eine Sonnenbank!

Wie dem auch sei, lieber Herr Harvey, ich stimme ihnen prinzipiell zu, wollte aber ihre leicht oberflächliche Darstellung nicht kommentarlos stehen lassen.

Vielen Dank...

...und schönen Tach noch.




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