Re: (Review einer Zahnwaltgitarre, mit Bild) PRS McCarty - oder: Gitarren für die Haut ab 40


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Beitrag von Striker vom Februar 29. 2008 um 16:05:08:

Als Antwort zu: (Review einer Zahnwaltgitarre, mit Bild) PRS McCarty - oder: Gitarren für die Haut ab 40 geschrieben von andi-o am Februar 29. 2008 um 10:28:52:

Pornös! Aber wem's gefällt .... Ich find's übrigens gut, dasse gleich zwei genommen hast. Keine halben Sachen - auf einem Bein kann man nicht stehen, hat meine Omma auch immer gesacht.

Was mich aber viel mehr interessieren würde: ob's das passende Fetisch-Bettlaken in heavy-used Optik auch dazu gab?

Schönes WE mit den neuen G-Spielinnen
s.



: Liebe Gemeinde,
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: es wird mal wieder Zeit für ein kleines Gitarrenreview Gasbeichte ist immer so'n blödes Wort!. Der eine oder andere erinnert sich womöglich daran, ich habe mir Ende Dezember, nachdem ich mich von meinem neongelben Renn-Ast (aufgrund sich nicht einstellen wollender emotionaler Bindung) wieder getrennt hatte, eine PRS McCarty zugelegt. Ursprünglich hätte es ja eine PRS Mira sein sollen, die war aber im Dezember noch nicht zu bekommen, und wie es der Zufall so will, wurde mir die McCarty angeboten. Ich muss zugeben, ich konnte dem Zahnwalt-Paket bestehend aus Bird-Griffbreteinlagen und irre geflammter 10-Top-Decke nicht wiederstehen (Der Schwabe in mir sagte sich ausserdem "warum eine neue, deckend lackierte Mira kaufen wenn du für's gleiche Geld eine neuwertige, "typische" PRS mit allem Furz und Feuerstein haben kannst?"...) Ok. Ich habe die Gitarre blind gekauft, von Thomas, einem sehr netten Menschen der in Luxemburg wohnt und das Ding extra über die Grenze gefahren hat, damit der Versand nicht so teuer wurde.
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: Da war sie nun, geflammt und bevögelt - ich glaube ich komme dem Gefühl, das ich beim ersten Begrabbeln hatte am nächsten, wenn ich sage, dass sich diese Gitarre regelrecht an mir "festgesaugt" hat! Mist. Dabei schrieb ich noch (ebenfalls Ende Dezember, bevor die PRS bei mir ankam) an Friedlieb "Ich hänge nur an meinen Paulas. Die brauche ich wirklich!" Ja nee, ist klar. Ich versuchte, einigermassen objektiv an die Sache ranzugehen, und die erste Euphorie mal beiseite zulassen. Also mit meiner Lieblings-Paula & McCarty ran an den Amp zum direkten Soundvergleich. Die Paulas spiel(t)e ich bisher aus einem handfesten Grund; keine andere Gitarre konnte im Bandkontext klanglich das abliefern, was ich für unseren Sound brauche. Druck, Sustain, Attack und trotzdem Transparenz - das ging mit den ganzen Superstrats, die ich früher hatte, einfach nicht in dem Maß wie das eine gute Paula abliefern kann. Und trotzdem, ab und an störte mich an den Les Pauls die, formulieren wir es mal vorsichtig, subobtimale Ergonomie ;-) Obwohl für mich eine Les Paul nach wie vor optisch das Maß aller Dinge ist - ab dem 14. Bund wird's einfach mühsam. Ich weiss, ich weiss, es gibt etliche Gitarrenhelden aus meinem bevorzugten Musikgenre, die Les Pauls spielen und auch in hohen Lagen überzeugend klingen, aber manche Sachen lassen sich technisch einfach nicht auf diesem barocken Klops umsetzen. Für solche "Sachen" habe/hatte ich dann ja noch eine Ibanez RG und eine Strat, aber so gut die sich auch spielen lassen - Les Paul Sound kommt da eben nicht raus!
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: Tja, zurück zur McCarty. Der Hals fühlte sich vom ersten Moment nach "Heimat" an, nämlich annähernd genau so wie auf meiner Tokai LS150, wobei der McCarty Hals eine ganz leichte Tendenz in Richtung "V" hat, bzw. ein "C" mit fühlbahrer Kehle im Scheitelpunkt. Was den 10-Zoll Greiffbrettradius angeht hatte ich anfangs Bedenken von wegen Saitenlage - die waren aber unbegründet, die Saitenlage lässt sich so flach wie auf den Paulas mit 12" Radius einstellen und bei extremen Bendings in hohen Lagen liegt trotzdem nichts auf. Das schreibe ich der perfekten Verarbeitung der PRS zu - was detailgenaues und akkurates Anfertigen von Gitarren angeht, macht Herrn Smith so schnell keiner was vor. Der Halsfuß wird zwar auch ab dem 14. Bund dicker bzw. rechteckig, aber mann kommt ohne ausgerenkten Daumen mühelos an den 22. Bund, und zwar, wenns sein muss, auch auf der tiefen E Saite. Der Rippenspoiler ist zwar eher dezent, aber trotzdem fühlbar, die McCarty hat ja einen etwas dickeren Korpus als die anderen PRS Modelle, ist aber dennoch wesentlich leichter und anschmiegsamer als (m)eine Paula.
: Richtig klasse finde ich das Wraparound Tailpiece aus Alu, das Ding fühlt sich einfach toll an, wenn man z.B. die Saiten mit dem Handballen abdämpft. Die Position der Potis finde ich optimal, an die Position des 3-Weg-Schalters hat man sich schnell gewöhnt.
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: Ok, die Frage aller Fragen - wie klingt das Ding denn nun? Das war wirklich die größte Überraschung (für mich ;-) - die McCarty klingt wie eine Paula! Im direkten Vergleich mit meiner LS150 und meiner (Ex-) LS85 war die PRS noch einen Tick breitbandiger, und der Hals-Pickup der PRS geht unglaublich weit in den Keller, mit entsprechender Ampeinstellung bekommt die tiefe E Saite schon was pianohaftes. Interessanterweise lässt sich auch der Steg Pickup clean spielen und klingt dabei recht countrymässig. Die Pickups der McCarty lassen sich splitten, und die Split Sounds sind wirklich klasse. Die McCarty wird zwar nicht zur Strat, das soll sie wohl auch nicht, aber dass ein Humbucker im Splitmodus noch einen amtlichen Sound abliefert, habe ich bisher so gut wie nie erlebt. (Über "amtlich" lässt sich wahrscheinlich wunderbar streiten, ich verlinke weitewr unten mal eine Aufnahme ;-) Ansonsten ist die McCarty einfach das ideale Gerät für meine geliebte 80er Hardrock Mucke, fett, druckvoll und bei aller machbaren Sahne matschfrei, und dazu noch Sustain, das so manches Paulinchen neidisch machen würde.
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: Natürlich habe ich die PRS auch mit der Band gespielt, da hat sie genau das gemacht, was die Paula vorher gemacht hat, nämlich "meinen" Sound abgeliefert - bei einfach um längen besserem Handling. Bei den Drop-D Stücken ist die PRS noch ein Stück brachialer als die Paula, das kann auch mit der etwas längeren Mensur zusammenhängen. Ich spiele auf der McCarty wie auf der Paula 10-46 auf Eb gestimmt, auf der etwas längeren Mensur der PRS hat man dann schon mehr Zug.
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: "Ich hänge nur an meinen Paulas. Die brauche ich wirklich!" - hat sich schneller relativiert als ich dachte. Ich habe inzwischen zwei von meinen ehemals drei Les Pauls (nämlich die Tokai LS85 und die Edwards LTC90) verkauft, um mir eine zweite McCarty zuzulegen, und zwar eine mit Roswood-Neck (Ebenfalls gebraucht, aber von einem Sammler, das Ding war in abslolut jungfräulichem Zustand). Die klingt (oh Wunder) nahezu identisch wie die erste, soll heissen ich höre keinen großen Unterscheid von Rosewood- zu Mahagoni-Hals, aber der Rosewood-Hals fühlt sich einfach hammermäßig geil an (danke an D. Bohlen für die Adjektive). Die McCartys scheinen wie für mich gemacht zu sein und es stellt sich tatsächlich so langsam ein (für mich recht merkwürdiges) Gefühl von "Angekommen" ein...
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: In der letzten Zeit kann man auch mal eine schöne PRS zum vernünftigen Preis bekommen, wenn man nicht unbedingt eine neue haben muss - bisher habe ich schon wegen der (neu- und Gebraucht-) Preise immer einen großen Bogen um PRS gemacht - ausserdem hatte ich zwar schon etliche PRS in den Händen, die haben mich aber alle kalt gelassen - war eben nie eine McCarty dabei....
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: Leider mag meine Digi-Kamera die McCarty Schwestern in ihrer Pracht nicht so richtig würdigen, deshalb gibts nur die Bilder der ehemaligen Besitzer:
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: Photobucket
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: Photobucket
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: Photobucket
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: Wer sich die Gitarren in Aktion anhören möchte, die erste Aufnahme entstand mit der honiggelben, die zweite Aufnahme habe ich mit der Rosewood-Neck gespielt, und zwar ausschliesslich mit gesplittetem Hals-Pickup:
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: Take 1
: Take 2
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: Ach ja, die Suhr S1 Pro, die ich mir als Ersatz für meine Thorndal zugelegt habe, werde ich wieder verkaufen. Ich bin wohl einfach kein Stratspieler (mehr)....
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: Grüße,
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: Andreas




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