Re: (Amps) Amp für County/Countryrock
[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]
Beitrag von jergn vom Januar 02. 2008 um 13:44:47:
Als Antwort zu: (Amps) Amp für County/Countryrock geschrieben von Andreas Thust am Januar 01. 2008 um 19:13:50:
Hallo Andreas,
ich mach jetzt seit 5 Jahren fast ausschließlich Country, wir haben ein paar Awards abgeräumt und gehören zu den besser bezahlten Bands der Szene. Außerdem war ich in der Countryszene 2 Jahre als Springer unterwegs und immer gut gebucht. Ich sage das nicht, um mir auf die Schulter zu klopfen, sondern um deutlich zu machen, daß ich mich mit dem Thema recht eingehend befasst habe. Es ist heutzutage eigentlich schwieriger, einen Amp zu finden, dem man partout im Countrybereich nicht einsetzen kann, als alle zu nennen, die dafür taugen. Aus meiner Sicht fällt schon mal alles weg, was den Mittenbereich unterbelichtet. Dazu gehören sicherlich die gängigen Metalamps.
Prinzipiell bin ich mit folgenden Sounds immer gut ausgekommen:
Clean, also echt clean. Clean. Clean eben. Damit fallen ein paar Amps schon mal weg: Alles was bei der gewünschten Bühnenlautstärke Clean schon nicht mehr souverän kann. Kommt also auf die Band an. Kann gut sein, daß ein Deluxe Reverb hier zu schwach auf der Brust ist - auch abhängig vom Miking und Monitoring. 30-40 Watt sollten schon am Start sein. Zu beachten: Amps, bei denen Du clean erzielst, in dem Du beim Crunchsound das Volumen an der Gitarre zurücknimmst, sind nur bedingt geeignet, weil die Cleansounds für tiefe Leadlinien *mehr* und nicht weniger Saft vom Amp wollen (Stand by your man aus der klassischen Fraktion, Guitar Town und ähnliche Nummern). Heißt: Einkanaler nur mit Pedalen.
Clean mit ein paar Haaren auf den Zähnen für das typische Countryriffing (z.b. das Comping zu Somedays you wanna dance von den Dixie Chicks). Vorzugsweise ohne den TS-typischen Mittennöck. Sehr gut für diese Zwecke: Bluesdriver, gerne auch von Keeley. Oder der 2. Kanal vom Diezel VH4. Auch gut: Wenn Du ein DL4 als Delay nimmst, gibt es hier das "Tape Delay", das bei entsprechender Parametrierung genau diese Overdrivecharakteristik ergibt. Damit kannst Du Dir eine Tretmine sparen und hast zum Beipiel auf einen Fußtritt den Wechsel von Clean zu gritty mit Slapback.
Crunch mit solider Tragfähigkeit für Slidelinien und rockorientiertere Sachen, heftig mittig. Shania Twain hat sowas viel im Angebot - wobei deren Gitarrero einen Line6 mitsamt Variaxe spielt, wie ich gesehen habe.
Schlüpferstürmersolohighgainleadsound. Wird immer wieder gerne genommen.
Mit diesen 4 Grundsounds bin ich immer dicke hingekommen. Je nachdem, was Du für ein Repertoire hast, kann dieses oder jenes wegfallen oder auch dazukommen. Es gibt gerade genug Bands, die unter Country laufen, aber gitarrenseitig reine Rocksounds fahren.
Das gibt Dir ein paar Möglichkeiten:
Ein kräftiger Einkanaler mit Tretern für alle anderen Sounds. Gerne genommen: Pro Reverb (hat zwar zwei Kanäle,sind aber beide clean). Weiterer Vorteil: Wenn vom Veranstalter die Backline gestellt wird, hast Du üblicherweise keine Probleme, Deine Sounds zu fahren. Pedalboard hin, in den obligatorischen Twin eingestöpselt, gut ist. Noch ein Plus: Kein Geblödel mit Effektloop, Delay, ggf. Reverb aufs Board.
Mehrkanaler: Gibt es Möglichkeiten wie Sand am Meer.
Erfahrungen, die ich gemacht habe:
Twin ist zwar Standard, aber ich habe damit nicht nur positive Erfahrungen. Je nach Modell ist der Bass so ausgeprägt, daß es zu Kuddelmuddel mit dem Bassisten kommt. Das führt dazu, daß der Mischer bei Dir die Bässe rausdreht. Nachdem die meisten Twins nicht gerade mit ausgeprägten Mitten gesegnet sind, ist dann FOH nur noch ein sehr anämischer, höhenlastiger Sound zu hören ist. Yuck! Das, was dann auf der Bühne bombastisch tut, verkehrt sich vorne raus genau ins Gegenteil. Gilt übrigens auch für den Pro Reverb. Außerdem habe ich festgestellt, daß ein Twin auf größeren Bühnen mit viel Raumhall *entweder* undeutlich *oder* zu laut ist. Wenn Twin, dan bevorzuge ich des von vielen verhaßte RedKnob Modell aus den späten 80ern. Sehr umfangreiche, effektive Klangregelung. Den Drivekanal sollte man nur nicht als solchen nutzen, da sind die Ergebnisse eher unter Par. Aber als anders abgestimmten Cleankanal sehr gut zu verwenden.
Fender Concert 4x10 (brownface)
Optimal. Die 4 10er geben auf der Bühne ordentlich Schub, 40 Watt sind üblicherweise dick ausreichend. Dadurch, daß nur ein 10er gemiked wird und der Basseffekt der 4x10er nicht so krass übertrage wird, ist das FOH-Signal ausgewogener und wird nicht so häufig kastriert.
Bogner Metropolis 30W
Sehr artikulierter Amp, mit dem auch schwierige akustische Bühnenverhältnisse sehr gut in den Griff zu bekommen sind. Negativ: der bordeigenen Hall ist bei höheren Pegeln am Amp nicht mehr wahrnehmbar.
Diezel VH4:
Sehr vielseitiger Amp, der in der Countryecke eine hervorragende Figur macht. Habe ich über eine selbergebastelte 1x12er gefahren. Den 4. Kanal habe ich selten genutzt. Vorteile: kleines Stressbrett, da die Sounds aus dem Amp kommen, umfangreiche Routingmöglichkeiten. Kompressor ist Pflicht bei Cleansounds.
Fuchs ODS 50:
Außergewöhnliche Artikulation und Seitentrennung. Noch ein Stück deutlicher als der Metropolis. Doublestops kommen sehr organisch. Trotzdem ist der Amp beim Spielen nicht ungnädig, der Ton trägt schön. Aufgrund der eigenwilligen Kanalauslegung eine etwas längere Eingewöhnungsphase. Kompressor braucht es eigentlich nicht unbedingt. Momentan mein Favorit, liegt aber wohl an der Honeymoonphase :-)
Peavey Bandit:
Höre ich immer wieder gerne bei einem Kollegen. Nutzt Ihn als Einkanaler mit einem Bodenmulti und holt absolut geile Sounds aus der Kombination. Ich persönlich mag das Spielgefühl nicht, aber das ist ja Geschmackssache.
Hoffe, das hilft Dir etwas weiter - aber wie überall: Your mileage may vary.
verfasste Antworten:
Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.
|