Re: Ruum Twänti Twälf


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Beitrag von Pepe vom Dezember 11. 2007 um 09:59:30:

Als Antwort zu: Re: Ruum Twänti Twälf geschrieben von Oly am Dezember 10. 2007 um 21:30:35:

Tach Oly!

: : Wenn man will, kann man also offenbar wirklich alles ausblenden.
:
: Naja - sind wir dann nicht genau an dem Punkt, den ernie genannt hat? Von wegen dem Kitt?

Ja, nee, sind wir ja eben nicht. Jedenfalls nicht nach meinem Verständnis.

: Niemand kann oder muss alles wissen oder kennen - aber jetzt stell ich mal 'ne ganz gewagte These auf: wer nicht weiss, was DSDS ist, hat KEINE gute Allgemeinbildung. Und nu ?????

Streiche "gute", dann bin ich bei dir. Aber Allgemeinbildung und Gesellschaftskitt hat so viel miteinander zu tun wie ein Cheeseburger und ein Schuhgeschäft. Gesellschaftskitt ist das, was die Gesellschaft zusammenhält, und das sind für mich identische oder zumindest ähnliche Werte, eine gemeinsame Sprache und ähnliche Dinge. Allgemeinbildung ist was zum Angeben. Und wo fängt die "gute" Allgemeinbildung an? "Muss" ich wissen, was DSDS so ungefähr ist? Muss ich wissen, dass Dieter Bohlen in der Jury ist, und wer Dieter überhaupt ist? Muss ich wissen, wer die erste Staffel, die zweite Staffel oder gar die fünfte Staffel gewonnen hat? Muss ich die Unterschiede zwischen DSDS, Popstars, DBDDHKP und wie sie alle heissen, grob oder sogar im Detail kennen?

Um mal von dem Wertungsvorwurf wegzukommen, nehme ich jetzt mal nicht DSDS als Beispiel, sondern den von mir hochgeschätzten Fussball. Den finde ich richtig gut, und da kann mir niemand vorwerfen, ich würde den schlechtmachen wollen. Aber Gesellschaftskitt ist der nicht. Ich kann mich wunderbar mit Typen über Fussball unterhalten, die ansonsten zu blöd zum Brötchenkaufen sind. Das ist aber trotzdem immer noch kein Gesellschaftskitt, denn die Gesellschaft würde nicht zusammenbrechen, würde ich mich nicht mit diesen Typen unterhalten. Fussball ist also nicht wichtig. Für mich persönlich schon, aber eben nicht für die Gesellschaft. Die WM 2006 klammere ich jetzt mal aus, da werden sich wahrscheinlich noch in 400 Jahren die Historiker streiten, ob die einen Einfluss auf den Aufschwung hatte :-)

Es ging mir auch nie darum zu sagen, ob DSDS jetzt gut oder schlecht ist oder ob ich die Leute verachte, die das gucken. Ich sage einfach nur, dass die Castingshows nicht wichtig für die Gesellschaft sind. In keinster Form. Immerhin hat es die Menschheit in ihrer halbwegs organisierten Form gut 6.000 Jahre ohne DSDS ausgehalten :-)

Und wenn sich der Telefonjoker als festes Bild in der deutschen Sprache verankert, dann kann man den in Zukunft auch benutzen, ohne Jauch zu kennen. Sonst dürften nur Leute den Spruch "aus dem Schneider sein" benutzen, die auch Skat spielen können.

Und jetzt das Killerargument: Ich arbeite in Luxemburg zusammen mit Deutschen, Luxemburgern, Belgiern und Franzosen (und Portugiesen, aber die zählen fernsehtechnisch zu Luxemburg). Ok, die Franzosen haben ihre Star Académie, aber keinen Dieter Bohlen. Die Redewendungen aus der derzeitigen landesspezifischen Populärkultur können also nicht als Kitt für unsere Mikrogesellschaft herhalten, aber es funktioniert trotzdem (und hier gibt es durchaus unterschiedliche Bildungsniveaus). Und über Fussball kann ich auch nur mit einem Belgier und einem Portugiesen reden. Dafür mit einem Franzosen über Literatur und mit allen Franzosen übers Essen.

So. Falls es immer noch Meinungsverschiedenheiten gibt, dann ist das entweder so, oder es beruht auf Missverständnissen, und die diskutieren wir dann in Ruhe in Duisburg aus, tralala. Macht eh mehr Spass :-)

Nos vemos en infierno, Pepe


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