Schollenkutter (war: Re: (Session) Abmeldung)
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Beitrag von Der Graf vom September 06. 2007 um 13:12:41:
Als Antwort zu: Re: (Session) Abmeldung geschrieben von LoneStar am September 06. 2007 um 10:52:30:
Hallo, LoneStar!
: Was sage ich, wenn ich mit einem Schiff verreisen will " das Schiff wird verschellen" - oder "das Schiff verschillt" ? : : Nur hinterher kann ich sagen "es ist verschollen"...
Ich bin zwar kein Lehrer, aber das hat mir jetzt keine Ruhe gelassen...
Möglichkeit 1: Wenn ich mal das Wort "zerschellen" als Analogie hernehme, würde ich sagen "das Schiff verschellt" bzw. "das Schiff wird verschellen". Klingt aber irgendwie komisch.
Möglichkeit 2: Ich betrachte "das Schiff ist verschollen" nicht als Vorgang, der in der Vergangenheit passiert ist, sondern als Zustand, in dem sich das Schiff befindet. Ein Schiff ist entweder verschollen, oder nicht verschollen. In welchem Zustand es sich befindet, sehe ich erst, wenn ich auf's Radar gucke, und feststelle, dass es nicht mehr/noch da ist. Den Vorgang an sich, der vom einen Zustand in den anderen führt, kann niemand beobachten (auch nicht diejenigen, die sich an Bord befinden, denn sie wissen ja nicht, ob man sie noch sieht oder nicht).
Beim Flugzeug ist das anders: den Vorgang, der vom Zustand "Flugzeug fliegt" in den Zustand "Flugzeug liegt zersprickelt am Boden" führt ist beobachtbar (Flugzeug rast mit brennenden Triebwerken senkrecht nach unten). Der Mensch neigt dazu, Dingen (Vorgängen), die er wahrnehmen kann, Wörter zuzuordnen (hier das Verb "abstürzen"); Dinge, die er nicht wahrnehmen (direkt beobachten) kann, nimmt er eben garnicht wahr - sie sind ihm nicht bewusst, also kommt er garnicht auf die Idee, ihnen Namen zu geben (Theoretische Physiker und Pfarrer lasse ich mal außen vor).
Das ein Schiff verschollen ist, merke ich erst, wenn's schon passiert ist (hat irgendwie was von "Schrödingers Katze") - den Vorgang selbst kann ich nicht beobachten, also findet er für mich nicht statt, also gebe ich ihm keinen Namen.
Klingt interessant, macht aber auch keinen Sinn, denn immerhin existiert das Wort "verschwinden" auch nicht nur als "ist verschwunden" oder "verschwand" sondern auch als hundsordinäres Verb (verschwinden, ich verschwinde, er/sie/es verschwindet, wir werden verschwinden etc.). Wobei es natürlich einen Unterschied macht, ob a) ein Schiff langsam am Horizont verschwindet, oder b) der Punkt auf dem Radar von einer auf die andere Sekunde weg ist. *)
So, und bevor mich das jetzt noch komplett wahnsinnig macht, höre ich lieber auf...
Grüße, Nils
PS: Und was passiert, wenn ich ein Hovercraft auf ein unendlich langes Laufband aus Wasser stelle, das sich immer genau so schnell...
-------------------------------- *)Fußnote: Mathematisch gesehen könnte ich für a) sagen, das Schiff ist abhängig von der Zeit/Entfernung immer etwas mehr verschwunden bzw. etwas weniger sichtbar, eine kontinuierliche Funktion nach dem Prinzip f(Zeit)= Sichtbarkeit aufstellen und gucken, wo die Kurve gegen Null geht. Damit könnte ich einerseits den Zeitpunkt, ab dem gilt "Sichtbarkeit=0" genau festlegen, andererseits den Übergang von "Sichtbarkeit=100%" zur Unsichtbarkeit als Kurve darstellen. Im Fall b) (Radar) habe ich nur zwei Geraden: eine parallel zur Zeitachse bei f(Zeit < i)="Punkt vorhanden" und eine parallel zur Zeitachse bei f(Zeit > j)="Punkt weg" mit i ≤ j. Lange Rede kurzer Sinn: ich weiß nicht, was zwischen i und j mit f(Zeit) passiert, auch wenn i und j identisch sind, die Funktion ist nicht kontinuierlich. Verwirrt? Ich auch!
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