(Session) Duisburg-Klamotten
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Beitrag von Michael (Jacuzzi) vom Februar 26. 2007 um 22:42:53:
Liebe Freunde,
auf der Rückfahrt mit Michael (Michl) habe ich festgestellt, dass AS-Sessions ganz entfernt etwas mit Geschlechtsverkehr zu tun haben: Auf dem Hinweg ist man noch schrecklich aufgeregt und hibbelig ("Fahr mal rechts raus, ich brauch ein Bier gegen das Händezittern - was spiel ich bloß auf dem Workshop?"), und am Sonntag, wenn es dann wieder nach Hause geht, hängt man entspannt im Beifahrersitz, hat eine ganz tiefe Stimme und lässt den Ruhrpott an sich vorüberziehen: Das Zittern ist auch weg. (Kein Wunder, dass wir zunehmend zu einer reinen Männerveranstaltung werden.)
Diese Session war nicht nur eine Männer-, sondern vor allem eine Massenveranstaltung, und hier lag die eigentliche Herausforderung: Nichts ist schwerer, als einen derart riesigen Haufen gitarristischen Testosterons über zwei Tage hinweg zusammen und in Laune zu halten, und das ist uns am Ende gelungen: Ich würde mir normalerweise an den Kopf langen, wenn mir jemand erzählen würde, dass auf einer Session über weite Strecken gleichzeitig mit zwei Schlagzeugern, zwei Bassisten und mehr als vier Gitarren gejammt würde. Aber genau das haben wir getan, und es war viel musikalischer und menschlicher, als das bei vorherigen Sessions denkbar gewesen wäre.
Über den Workshop bin ich besonders froh. Wir lernen uns in diesen Runden immer auf eine "etwas andere" Art und Weise kennen, und ich habe bislang auf Sessions kaum einen so intensiven Moment erlebt wie den, als Wolfgang das Wort zum Thema "Gehör" ergriffen hat.
A propos Intensität: Mein musikalisches Highlight war im Akustikraum, als Jonas "Stairway 2 Heaven" gesungen hat. Ich dachte immer, ich würde dieses Lied hassen, aber jetzt liebe ich es. Jonas, du bist wirklich "gifted", und vor allem: Du machst etwas daraus, das mehr ist als nur gut zu singen. Ich war sehr angerührt.
Und wo wir schon gerade bei persönlichen Bemerkungen sind: Es ist immer ein wenig ungerecht, bestimmte Leute herauszuheben, aber das, was von einer Session übrig bleibt, ist am Ende eben auch immer von einigen persönlichen Erlebnissen geprägt (und nicht von A-Dur):
Für mich war es die größte Freude, Oly wiederzusehen. Er war ja auf meiner Novizen-Session in Siegen und hat mir damals den Einstieg in die Aussensaiter erleichtert. Später habe ich erfahren, dass Oly sich regelmäßig auch um andere Neulinge gekümmert hat. Darum war ich immer etwas traurig, wenn er nicht aufgekreuzt ist, und umso mehr habe ich mich in Duisburg gefreut. Auf der übernächsten Session hätte ich dann gerne wieder eine dieser unvergleichlichen Oly-Performances, von denen es leider diesmal nichts gab.
Mein zweites Highlight war natürlich Martin, und damit stehe ich wahrscheinlich auch nicht alleine. Es ist wirklich cool, dass man auf diesen Sessions Leute kennenlernt, die sympathisch, klug und nett sind und trotzdem noch gut Musik machen können. Ich bin von Martin auf das allerschwersteste beeindruckt und habe das Gefühl, dass mit ihm für uns auch musikalisch eine neue Session-Tür aufgegangen ist. (Die "großen Bewegungen" werde ich allerdings in diesem Leben nicht mehr hinkriegen.)
Auf der anderen Seite trägt man nach jeder Session sein Päckchen: Ich muss mich jetzt damit auseinandersetzen, dass ich eine Gitarre kaufen will, die ich noch nicht in der Hand gehabt und noch nicht einmal gesehen habe. (Juergen ist schuld, und Matthias auch, der mir sinngemäß gesagt hat: "Die Gitarre hat Eier, und wenn du dich noch ein bisschen entwickelst, ist sie die richtige für dich." Was soll man bitteschön mit so einer Aussage machen?)
Wie auch immer: Die Session war ein soziales und musikalisches Wunder, und das danken wir vor allem Jochen: Lieber Jochen, lass dich vom koreanischen Essen nicht trügen, das war auch 30 mal ausgehungertes Testosteron. Und was den Blindgänger betrifft: Er war für uns ja gerade ein Hinweis darauf, wie weit wir im "Aufeinander-Hören" bereits gekommen sind. Nach dem, was Oly im Workshop gesagt hat, und nach dem, wie wir am Samstag Nachmittag miteinander Musik gemacht haben, war Spieler A auch eine schöne Möglichkeit, unsere eigene Entwicklung abzulesen.
Zu guter Letzt: Ich habe mit Wonne am Freitag angefangen zu rauchen, und am Samstag gleich wieder aufgehört. Clean, wie ich jetzt leider wieder bin, bleibt mir nichts anderes, als an meinen Duisburg-Klamotten zu riechen, und sie riechen gigantisch: Nach Schweiß, nach RocknRoll, nach Rauch, nach Musik. Ich möchte allen, die durch ihr Schwitzen, Spielen, ihre Musik und nicht zuletzt durch ihr Rauchen zu diesem wundervollen Duft beigetragen haben, auf diesem Wege herzlich danken. Ich liebe es, so wie ich es bereits nach Siegen und nach allen anderen Sessions geliebt habe.
Denen, die nicht mitgeschwitzt oder -geraucht haben, bleibt ja hoffentlich wenigstens der Duft - und denjenigen, die nicht dazu in der Lage sind, diesen Duft von Hundekacke zu unterscheiden, bleibt wenigstens die Gewissheit, sich dort zu befinden, wo sie hingehören: mitten im derzeitigen Mainstream.
In diesem Sinne,
Michael
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