Re: (Gitarre) Akkordfolge / Skalen
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Beitrag von Kurt vom Oktober 04. 2006 um 14:38:07:
Als Antwort zu: Re: (Gitarre) Akkordfolge / Skalen geschrieben von Dan am Oktober 04. 2006 um 11:17:16:
Hallo Dan,
: bitte nicht mißverstehen, aber wenn ich mal meine Soli so vorbereiten muß, dann hat der Spaß ein Loch! : Für mich ist die Musik ein Mittel zur Enspannung und zum Abschalten.
Bitte auch nicht mißverstehen: über Sinn und Unsinn von Skalen und theoretischer Vorbereitung von Soli wurde in den vergangenen Jahren hier viel diskutiert und gestritten. Seit etwa ein, zwei Jahren etwas weniger.
Such mal im Archiv nach dem Begriff "Schafscheiße", dann wirst Du auf den Thread stoßen, den ich meine. Der Tenor einiger Kollegen war (O-Ton): "Modes sind Schafscheiße. Basta."
Natürlich kann man die passenden Töne für ein Solo über eine vorgegebene Akkordfolge (mit Erweiterungen) auch raushören. Das ist sicher die bessere weil einprägsamere Lernmethode.
Die Skalen und deren Theorie bilden nur den theoretischen Unterbau, mit dessen Hilfe man die amtlichen, passend klingenden Töne systematisch finden kann. Klingen tun sie genauso wie die vom Gehör gefundenen, es sind nämlich die Gleichen.
Manchmal muß man zwar aus den Skalen ausbrechen und outside-Töne spielen, damit ein Solo richtig gut und abgefahren klingt, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
ÜBEN mußt du so oder so, ob du nun nach Gehör übst oder den theoretischen Unterbau dazulernst. Beim Üben der Skalen nach Theorie sollten natürlich auch die Akkorde gleichzeitig gehört werden (von CD, aus dem Compi oder sonstwo her) - dann kriegst du den Klang der Skalen auch ins GEHÖR. Wenn du irgendwann genug geübt hast, dann brauchst du die die Skalen für ein Solo auch nicht mehr mathematisch zurecht legen, sondern das kommt aus dem FF. Dann kannst (und sollst!) du die ganze Skalentheorie wieder "vergessen", d.h. aus dem Bewußtsein verbannen, denn sie sollte in der Direktverdrahtung zwischen Ohr und Fingern abgespeichert sein. Und dann erst klingt das Solo ausgespielt über alle Changes und zugleich entspannt - auch ohne das Niveau eines M. Sagmeister erreicht zu haben. Der muß bei dem Tempo-Gefrickel noch viel mehr üben, dauerhaft.
Der Vorteil des theoretischen Systems: Du kriegst erst mal vorgegeben, welche Skalen über welche Harmonien du spielen+üben solltest, an welche Klänge (Soli-Farben über Akkorden) sich dein Gehör gewöhnen soll. Vieles ist da nämlich ungewohnt und klingt schräg/fremd, weshalb es für Nicht-Musikgenies allein mit Hilfe ihres Gehörs vielleicht nie zu entdecken wäre.
Ein weiterer Vorteil: du weißt was du spielst und warum es gut klingt oder schräg klingt. Du kannst das was du spielst mit amtlichen Namen bezeichnen und dich mit Kollegen darüber austauschen. Du weißt irgendwann, wenn Dir einer rät "Hey, spiel doch mal Natürlich-Moll über die und die Changes", was er meint und wie es klingen könnte, ohne es gehört zu haben.
Die Theorie sollte man nicht als "Schafscheiße" und für Freaks notwendiges Übel verdammen, sondern als systematische Hilfestellung sehen, wie man seinen musikalischen Horizont erweitern kann.
Aber man muß die Theorie nicht lernen, es geht auch mit Pentatonik und hier und da ein paar Erweiterungstönen. Das machen die allermeisten Gitarristen so, und es klingt auch entspannt. Skalengefrickel üben ohne Anwendungsbezug bringt dagegen nix.
Groovigen Grooß Kurt
P.S: Ich beherrsche all die Skalen auch nicht, allenfalls die gängigen (dorisch, Mixo, Mixo#11, äolisch, harm.Moll). Und die restlichen Kirchentonarten (phrygisch, lydisch, lokrisch ...) abzuleiten ist zwar eigentlich nichts zusätzliches, aber den Kopf muß ich dann schon noch einschalten. Noch mehr mathematisch konstruieren muß ich bei den exotischeren Kandidaten, die Uli aufgezählt hat. Und in den Fingern hab die eh nur die gängigen, aber auch nicht perfekt. Üben + Hören, das wär's. Es ist nach wie vor mein Ziel, das ganze Zeugs mal im Kopf, im Gehör und in den Fingern auf dem ganzen Griffbrett zu haben.
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