Re: (Aussenjam) #52 Steffen & Andi: Die Südschweden-Norditalien Connection


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Beitrag von martin vom Mai 22. 2006 um 20:48:13:

Als Antwort zu: (Aussenjam) #52 Steffen & Andi: Die Südschweden-Norditalien Connection geschrieben von andi-o am Mai 21. 2006 um 11:22:28:

hallo andi!

hmm, ich weiß nicht so recht wie ich anfangen soll...

eigentlich habe ich es mir ja abgewöhnt, kritik an aussenjams zu üben (jedenfalls wenn es keine positive ist).

allerdings denke ich, dass du ja ein recht ernsthafter musiker bist, der bestimmt nicht nur interesse an lobhudeleien hat, sondern auch ein interesse hat, an sich zu arbeiten und weiter zu kommen.

rein technisch und auch vom musikalischen vokabular kann ich mich nur vor dir verneigen, vieles kann ich gar nicht spielen (obwohl ich es gerne könnte). trotzdem fällt mir gerade bei deinem beitrag ein ganz krasser gegensatz zum jam von dan auf - nämlich das timing!

vielleicht bin ich aber auch gerade hier so oberempfindlich wie ein ehemaliger raucher, der zum absoluten nichtraucher geworden ist.

ich hatte früher nämlich das gleiche problem, immer etwas hektisch vor der zeit zu spielen. das betraf eigentlich nicht das tempo an sich (ich wurde nicht schneller oder so), sondern das mikrotiming (also die binnenplatzierung der einzelnen noten).

irgendwann war ich dann mal in köln bei einem echt guten lehrer (mario neunkirchen). eigentlich wollte ich mir dort neue impulse für das spielen im bereich jazz und fusion holen. und der typ hat sich so dermaßen über mein schlechtes timing aufgeregt, dass ich ersteinmal überhaupt keine neuen sachen/licks/improvisationstechniken lernen durfte...

von ihm habe ich ganz fiese übungen zur selbstwahrnehmung bekommen (so von wegen völlig bewusst spielen, jede note bewusst innerhalb des zeitrasters zu positionieren, absichtliches laid-back spiel von bestimmten tönen, transkribieren von timings anderer musiker u.s.w.).

das war völlig finster, weil ich bestimmt ein halbes jahr so durcheinander war und quasi gar nicht mehr spielen konnte. ich bin dann irgendwann recht ängstlich zum unterricht gefahren, weil der typ immer ziemlich schnell ausgerastet ist, wenn man wieder in alte muster zurückfiel (konzentrier dich doch, hörst du dir nichts selbst zu?, wo bist du mit deinen gedanken u.s.w.).

im nachhinein war dieser lehrer aber das beste, was mir jemals passiert ist. von ihm habe ich jedenfalls gelernt, bei studiojobs zu überleben - nämlich durch eine richtig gute phrasierung auch die einfachsten sachen gut zu machen.

oder im umkehrschluss: die kompliziertesten licks verlieren ihren wert, wenn am timing irgendetwas nicht stimmt.

du hast doch cubase. probier doch einfach mal aus, deine impros im stark vergrößerten zeitraster zu analysieren. hör dir gerade mal die blueser und jazzer an (robben ford, b.b. king, joe pass), keiner von denen klingt irgendwie hektisch. analysiere mal einige phrasen von denen, da ist nicht immer alles laid back, aber bestimmte teile eines laufes sind halt oft hinter der zeit, und am ende kommt es doch wieder auf die eins raus...

ich hoffe, ich habe dir jetzt nicht auf die füße getreten,
wie gesagt, ich habe einen mordsrespekt vor dir, versteh mich jetzt bloß nicht falsch!

gruß martin


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