Re: (Gitarre) Linkshänder mit Rechtshänder-Gitarren
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Beitrag von groby vom Mai 03. 2006 um 15:04:35:
Als Antwort zu: (Gitarre) Linkshänder mit Rechtshänder-Gitarren geschrieben von Friedlieb am Mai 02. 2006 um 19:15:16:
Hi, Friedlieb.
Ich bin kompletter Linkshänder und spiele rechts Gitarre. Es hat den Vorteil das ich relativ gut und kräftig Saiten ziehen kann. Kraft hat die Hand ja genug aus dem Rest meines Alltags.
Allerdings muss ich Michael Recht geben (und woodys relevantem Einwand beantworten): Es gibt einen Sinn für die Handverteilung bei Gitarren.
Ungeübt und untrainiert haben Linkshänder ein Startdefizit was die Koordination des rechten Handgelenkes angeht. Die Haupthand (hier: links) wäre besser in der Handgelenkskontrolle wie zum Beispiel als Anschlagshand. Dass man sie zum Greifen einsetzt, wofür sie schon Fingerfertigkeit mitbringt, ist schön, aber das hätte man der rechten Hand auch fast ebenso schnell antrainieren können. Fingerfertigkeit lernt eine Hand besser als Handgelenkskontrolle.
Es fällt dem Rechtshänder schneller und leichter zu, seine linke Hand zur Greifhand heranzubilden, als es dem Linkshänder gelingt, sein rechtes Handgelenk zum Anschlag zu kontrollieren.
Dass beim Rechtshänder die vermeintlich besser ausgebildete Hand nur ein Pick hält, ist also nur auf den ersten Blick ungünstig.
So, und was heißt das jetzt?
Erstmal gar nichts.
Das sind statistisch gesehen keine echten Defizite sondern eher Tendenzen die sich durch Übung schon häufig nivellieren lassen. Bei Klavierschülern beispielsweise soll sich das nach 3 Monaten ausgeglichen haben.
Außerdem kommen die meisten Beobachtungen dazu aus dem Bereich klassischer Gitarre. Dort sehen die Aufgaben der Zupfhand ja noch viel schlimmer aus. Kein Wunder dass dort die Vertreter des richtig herum-en Lernens lauter plädieren.
Wenn man aber anfängt zu lernen, ist erstmal alles schwer und ungewohnt. Ist also fast egal. Außerdem sind angeblich Linkshänder im Schnitt musisch-kreativer als Rechtshänder. Ebenso angeblich gibt es daher auch 10% Linkshänder in der Normalbevölkerung aber 20% unter Musikern und ich würde behaupten dass die Mehrheit dieser auf Rechtshänderinstrumenten spielt. Pianisten vermutlich ausschließlich. Kann also kein Albtraum sein.
Darüberhinaus: Wenn Dein Sohn jetzt schon spielen könnte und zu den letzten Sessions gekommen wäre, hätte er keine einzige Gitarre dort spielen können. Schön angeschmiert wäre er gewesen. Ausgrenzung und soziales Abseits sind die Folgen.
Und wenn am Lagerfeuer die Gitarre kreist, kriegt er nichtmal "Country Roads" hin.
Tja, scheiße.
Da sitzen sie, die Mädchen aus seiner Klasse die so gerne für Musiker schwärmen würden. Er aber kann nur mit den Achseln zucken. Dann werfen sich die Frauen eben Kevin ran, aus der Parallelklasse. Der kann auf jeder Gitarre und zeigt das auch stolz. Dumm wie Banane aber Gitarrespielenkönnen kann er. Mit aus dem Mundwinkel ragender Zungenspitze stümpert er einen "Knocking on Heaven's Door"-Klumpen zusammen. Den Mädels gefällt's.
Wenn Du also irgendwann mal Opa werden möchtest, besorge Kilian eine normale Rechtshändergitarre.
Gruß, groby *
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