Re: Wie die Konservativen die zweite deutsche Einheit verspielen
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Beitrag von Hokey vom April 10. 2006 um 10:03:24:
Als Antwort zu: Re: Wie die Konservativen die zweite deutsche Einheit verspielen geschrieben von KlausP am April 09. 2006 um 23:22:39:
Hallo KlausP,
ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was dieser Spiegel-Artikel mit dem "Reisebüro Fischer" zu tun hat? Oder inwieweit dort Fischer eine Rolle spielen soll? Wenn Du das mal konkretisieren würdest, würden vermutlich mehr Leute darauf antworten - ich persönlich verstehe den Zusammenhang nicht.
Zweitens ist dieser Spiegel-Kommentar von C.C.Malzahn direkt gegen diesen Bild-Artikel gerichtet. Normalerweise bin ich kein Freund von Malzahn-Kommentaren (unter anderem deshalb), aber in diesem Fall trifft er voll und ganz meine Meinung.
Mit dem Argumentieren hast Du meines Erachtens noch gar nicht angefangen - zumindest kann ich keine Argumente sehen. Bestenfalls Behauptungen.
Zumal die Sicht, wie so oft in diesen Debatten, völlig auf die "Kultur" verkürzt wird. Da wir dann eine Aussage eines "halbwüchsigen Moslems" herangezogen, um den ganzen Islam zu erklären.
Man hätte genauso gut von "halbwüchsigem Jugendlichen" sprechen können, früher hätte man "Halbstarker" gesagt, oder "jugendlichem Hip-Hop-Hörer", vielleicht auch "C-Jugend Fußballspieler". Mit Deiner Wortwahl machst Du aber schon deutlich, wer hier Deiner Ansicht nach Schuld ist: der Islam bzw. der Moslem an sich. Das wird weder dem jugen Mann noch dem Islam oder "den" Moslems gerecht.
Wie dehnbar alleine ein Begriff wie "Ehre" ist, sieht man ja schon hier im Forum. Du legst Deinen Ehrbegriff an den des interviewten Jugendlichen an, ohne zu wissen, ob dieser damit überhaupt dasselbe meint. Gleichzeitig bemisst Du aus den paar Sekunden, die Du aus dem Leben des Jugendlichen kennst, den ganzen Islam - das ist nicht statthaft. Was würdest Du sagen, wenn ich Dich nach Deiner handvoll Aussagen in diesem Thread beurteilen würde? Und dann noch alle Deutschen obendrein? Das wäre ebenso falsch.
Wir dürfen nicht vergessen, dass es "den" Moslem nicht gibt. Genausowenig wie "den" Deutschen oder "den" Mann oder "den" BWL-Studenten oder "den" Politiker. Das sind alles verkürzte Kategorien, aus denen man sich kein Weltbild stricken sollte, auch wenn das jeder von uns auf seine Art macht. Die Bandbreite an Ansichten, Kultur, Denkweisen, etc. ist in jeder dieser Katgorien so groß, dass nahezu jedes Mitglied solcher Gruppen sich von den anderen unterscheidet. Da gibt es Ähnlichkeiten und Kongruenzen, aber immer auch handfeste Unterschiede und gleichzeitig Gemeinsamkeiten mit anderen Gruppen. Das Gleiche wollte Rolli Dir übrigens auch oben mit seinem "Kinderschänder"-Vergleich deutlich machen. Eine persönliche Beleidigung, wie Du sie da herausliest, war von Rolli nicht gemeint.
Ob wir Mitglieder solcher Gruppen nun ausschließen wollen, weil sie Juden sind, nicht blond sind, schwarze Haut haben, Tutsis oder Hutus sind oder eine andere Kultur haben, macht de facto keinen Unterschied. Deshalb bin ich dagegen, Menschen nur nach ihrer "Kultur" (welche eigentlich?) zu bewerten und daraus irgendwelche Handlungsoptionen a'la "Abschieben" abzuleiten. Und deshalb kann ich den Spiegel-Artikel voll und ganz nachvollziehen und bin froh, dass sich jemand so deutlich gegen den Bild-Artikel ausgesprochen hat.
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