(Gitarre) schon wieder ne japanische GAS-Beichte (Achtung, viel Text! ;-)


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Beitrag von andi-o vom März 10. 2006 um 08:49:40:

Moin liebe Aussensaiter,

ich war schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer weissen Les Paul Custom. In Japan hatte
ich einen Laden ausfindig gemacht, der einige Orville Paulas da hatte, darunter auch zwei weisse,
die sich dann aber leider als "heavy reliced" entpuppten....na ja, ich vermacke meine Gitarren
lieber selber, und einen Neuerwerb zwecks Refret dann gleich zum Gitarrenbauer zu schleppen,
darauf hatte ich keine Lust - zumal es mittlerweile so aussieht, als hätten speziell die Orvilles
ziehmlich im Preis angezogen - klar, die werden nicht mehr gebaut, also kann man sich jetzt um
die letzten auf dem Markt befindlichen prügeln....

Als Alternative hab ich die aktuelle Tokai LP Custom in Betracht gezogen, allerdings haben die
entweder ein für Customs "nicht korrektes" Rosewood Grifbrett, und die teureren Varianten haben
zwar Ebenholz, aber dafür keine Ahorndecke....(Und ausserdem so ein gewöhnungsbedürftiges
Blumensträusschen als Headstockeinlage...), na ja, und das Blendamed-weiss der Tokai
Customs ist einfach vieeel zu weiss - also keine Tokai. ..

Dann bin ich beim Stöbern im Tokai-Forum auf die Edwards Gitarren gestossen, die werden in
Japan von ESP gebaut und nur in Japan verkauft. Die Edwards Linie besteht fast ausschliesslich
aus Kopien der Klassiker, also Paulas, ES, SG, Flying V, Strats und Teles. (Für diejenigen, die's
interessiert: http://www.espguitars.co.jp/index2.html ). Die sog. "Lacquer Tops" sind Paulas, bei
denen die oberste Lackschicht aus Nitrolack besteht, der leicht mattiert wurde, das soll dann
ungefähr so aussehen, wie Nitrolack, der schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Dazu kommt
Hardware von Gotoh und Seymour Duncan Pickups. Auf dem Papier also Gitarren, mit denen
man auf den ersten Blick nicht viel falsch machen kann. Und der Preis ist heiss... ;-) EIne LP Custom
in Lacquer Top Ausführung kostet soviel, wie ihre Tokai "Verwandte" LC 90, also 90.000 Yen,
Strassenpreis in Japan sind's dann 72.000 Yen. Umgerechnet also gerade mal 530 Euronen.

Nachdem Jonas offensichtlich sehr gute Erfahrungen mit Ishibashi gemacht hat, hab ich denen ne Mail
geschickt, da die Edwards nicht offiziell im Webshop gelistet war. Nach einem Tag kam die Antwort
bzw. das Angebot von Herrn Hiroaki (Ein wirklich sehr netter und zuvorkommender Mensch!) und ich
hab die Schöne hier bestellt:


Nach 2 Tagen hatten die bei Ishibashi die Gitarre da, und sie ging an mich raus. Natürlich verbrachte
sie, wie sich's gehört, etliche Tage im deutschen Zoll-Nirvana, bis sie dann nach 6 Tagen an meine Haustüre geliefert
wurde. Die erste angenehme Überraschung: Ich musste weniger Zoll und Mwst. bezahlen,
als ich ausgerechnet hatte - Die Kosten für's Shipping (120 Euro), die normalerweise mit verzollt und
versteuert werden müssen, waren nicht auf der Zollrechnung ausgewiesen, sondern nur der
Wert der Gitarre. Prima. Das Teil war übrigens amtlich verpackt, der Karton hatte nicht eine Schramme.

Also ausgepackt, die Dicke, und erstmal in Augenschein genommen. Alles dran, nichts
beschädigt. Und die Optik - schmacht - wirklich wie über die Jahre angegilbter Nitrolack. Klasse.
Verarbeitung ist perfekt, steht meinen Elitists in nichts nach. Nicht ein Hauch von Füller um die
Griffbretteinlagen. Perfekt abgerichtete und auf Hochglanz polierte Bünde im samtigen,
nachtschwarzen Ebenholzgriffbrett. Bridge, Tailpiece und die Goldkäppchen der Pickups
sind ebenfalls leicht satiniert. Sieht toll aus. Einziger Wermutstropfen: Die "Seymour Duncan"
Aufkleberchen auf den PUs hinterlassen beim Abziehen eine "spiegelnde" Fläche, dort ist
die Vergoldung statt satiniert teilweise glänzend geworden. Ach ja, die Knöpfe gehen ja gar
nicht, die gehören eher an nen Fender Amp, also hab ich sie gegen vorrätige schwarze LP Custom
Knöppe getauscht. Das Gewicht der Gitarre ist gesundes Paula Mittelfeld: Keine Waschbetonplatte
aber auch kein 3 kg Wunder. Der Hals ist fett. Eigentlich nicht viel dicker als bei meinen Elitists, aber
wesentlich fleischiger - Ein 50s Prügel eben ;-) Die Saitenlage musste ich hochschrauben, die
war (ohne Scheppern!) so flach, dass ich die hohe E-Saite bei Bendings nicht ordentlich zu
fassen bekam. Nachdem ich Schneewittchen (so heisst die Schöne neuerdings) ein paar
Tropfen Lemonoil fürs Griffbrett, Silikonschläuche statt der Rappel-PU-Federn und einen
neuen Satz 10er Saiten spendiert hatte (ab Werk war da irgendeine merkwürdige Mischbestückung
drauf, irgendwie 10er Diskant und 9er Bass-Saiten...) konnte ich die Lady mal trocken anspielen.
Als erstes ist mir da die recht heftige Lautstärke und das beeindruckende Sustain aufgefallen,
der Trockenklang ist nicht so kehlig-süss wie bei meinen Elititsts, sondern eher klarer
und drückender und lauter. Leider Steht mein Amp im Moment im Proberaum, da komme ich erst
Mi. wieder hin, so musste ich erstmal mit dem Demonizer vorlieb nehmen. Was mir da ans
Ohr drang, war schon mal beachtlich, ich werd vielleicht den 48er mit der dicken Dame einspielen.
Die Feuerprobe kommt dann am Mittwoch mit Band, mal sehen, ob die PUs drinbleiben, oder nicht.
Ich werde berichten.... ;-)

Ihr merkt, ich bin begeistert!

Grüße,

Andreas




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