Re: Wie viele von euch sind wie "profund" musikalisch gebildet?


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Beitrag von Rainer vom März 06. 2006 um 08:39:23:

Als Antwort zu: Wie viele von euch sind wie geschrieben von Chicago am März 04. 2006 um 22:03:39:

Moin Uli,

muss ich jetzt doch auch noch meinen Senf dazugeben, insbesondere wegen meiner musikalischen Aktivitäten der letzten Jahre.

Jahrgang '56, mit 17 klassische Gitarre, mit 19 Umstieg zum Bass, mit 22 aufgehört, 1994 wieder eingestiegen (mein 95er MIM Jazz Bass ist und bleibt mein Lieblingsbass, so viel zum Thema G.A.S.). Bis vor einigen Jahren habe ich komplett als Autodidakt gearbeitet, hatte aber auch das Vergnügen seit '93 keine Familie mehr an den Hacken gehabt zu haben, also fast alle Freizeit in die Musik investieren zu können. Gelernt habe ich in dieser Zeit viel, aber hatte immer das Gefühl, da fehlt irgendetwas.

Im Frühsommer 2004 habe ich mich, wieder in einem musischen Loch steckend, zum Besuch einer Musikschule entschlossen. Persönliches Glück war, dass ich einen Bass-Lehrer fand, der zu mir passte wie Arsch auf Eimer: Jazz-Basser mit Ausbildung in Hilversum = große Jazz-Uni in Holland. In den folgenden 18 Monaten habe ich das gelernt, was ich über Jahre nicht auf die Straße gebracht habe. Die eine Stunde pro Woche plus ein paar Stunden Üben und Arbeiten, das brachte nun auf einmal mehr als stundenlanges Gewerke im stillen Kämmerlein. Wegen starker Reisetätigkeit musste ich im Herbst letzten Jahres den Unterricht einstellen, da ich kaum noch passend zu Hause war. Aber das Gelernte bleibt. Chef-Wechsel, Reisen beendet. Wieder zurück?

Der nächste Schritt ware eine Schnappsidee. Ich wollte eigentlich schon immer Klavier lernen, spätestens seit Pepes Beiträgen in Duisburg, auf der 3. Session war das wohl. Spontan ein Yamaha P70 gekauft, wieder in der Musikschule angerufen. Nun seit einigen Wochen Klavierunterricht. Und wieder tun sich neue Welten auf.

Fazit: wenn Du kannst und willst, schaff' Dir diese profunde Basis, genieße die Möglichkeit zur Interaktion, denn gerade Letzteres ist das, was Dich wirklich vorwärts bringt. Austausch mit den anderen Schülern, Führung durch den Teacher, das ist mehr wert als 1000 Sessions.

Es gab mal eine Zeit, da kamen die Schüler zu Lehrern (Musik, Philosophie oder Religion), fragten und hörten zu. Heute meinen zu viele Leute, sie müssten Lehrer zuerst in Frage stellen, sich über sie stellen und alles besser wissen. Damit vermiesen sie sich die Chance zum Erwerb von Wissen und Können, denn nur von einem erfahrenen, wissenden und zugewandten Lehrer kann man wirklich lernen. Autodidaktik ist nichts Schlechtes, aber es ist so langwierig und fehlerbehaftet, dass ich heute diesen Weg nicht mehr ernsthaft empfehlen würde. Und ich könnte meinen Eltern noch heute stundenlang in den Hintern treten, dass ich damals nicht Musikwissenschaft und Journalismus studieren durfte, sondern mich mit diesem Computer-Scheiß beschäftigen musste. :-)

Just do it!

Rainer



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