Re: (Technik) Nitrolack


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Beitrag von André vom Januar 03. 2006 um 17:57:41:

Als Antwort zu: Re: (Technik) Nitrolack geschrieben von Waufel am Januar 03. 2006 um 17:31:41:

::"" wo steht denn bei Staufer was über den Zusammenhang von Nitro und Klang? Ich kann's nicht finden - hilf mir doch mal bitte.""::

Hi Waufel,

da steht nur was von den Vorteilen von dünnem 2-K Lack, nicht von Nitro. Die Spanier lackieren tatsächlich mit Zweikomponeten-Polyester. Dies läßt sich in großer Serie am leichtesten Verarbeiten. Polyester hat den Vorteil, daß der Lack hart und widerstandsfähig gegen Kratzer aber auch alle Art von Haushaltsmittel, Gitarrenständer usw. ist. Ein unschlagbarer Vorteil für die angestrebte Zielgruppe.

Wichtig ist bei einer Akustik, daß der Lack möglichst dünn ist und somit die Schwingungen der Hölzer wenig beeinflußt.

Einer dünnen Lackierung sagt man auch bei der E-Gitarre Vorteile nach. Allerdings betont eine dicke Lackierung (meist sind Polyester, aber auch Polyutethan deutlich dicker lackiert, als Nitro und lassen sich nur sehr schwer wirklich "dünn" auftragen) mehr die Höhen, auch komprimiert es den Sound etwas zugunsten eines etwas längeren Sustain und etwas weniger schnellen Tonansprache. Muß also alles nicht unbedingt negativ sein und auch nicht alles muß verteufelt werden.

Noch eine Anmerkung: Polyutethanlacke, also "DD" Lacke, gibt es mit unterschiedlichen Härteeigenschaften. Also elastisch (weich) für Oberflächen, die sich leicht verändern und hart für Oberflächen, die weitgehend stabil bleiben.

Nitrolacke werden erst im Laufe der Jahre richtig hart. Also die hier vermutete größere Härte von Nitrolacken stimmt nicht. Da ist jeder Polyester deutlich härter. Wer's nicht glaubt, kann ja mal den Kratztest oder den Lackabplatzertest machen.

Nitrolacke verspröden erst im Laufe von vielen Jahren und bekommen dann diese allseits geliebten Vintage-Lackrisse. Wobei die heutigen Lacke "besser" gegen dieses Verspröden gerüstet sind, als früher. Was nichts anderes heißt, als daß sie eigentlich länger relativ "weich" bleiben.

Dennoch sieht eine gut gemachte Nitrolackierung einfach viel schöner aus, weil sie einen schöneren, tieferen dreidimensionalen Glanz hat, welcher mit keiner anderen Lacksorte erreichbar ist (obwohl Polyutethan dem sehr nahe kommt). Und der etwas wärmere Klang ist durchaus in Ornung.

Die auch hier geäußere Erfahrung, daß geölte Bodies weniger Höhen haben und somit weicher klingen ist durchaus richtig. Denn zum einen fehlt ja ein relativ harter Überzug und zum anderen ist so ein frisches Öl doch sehr schwingungsdämpfend. Die Instrumente verändern sich noch spürbar, wenn sie erst mal gut ausgetrocknet sind.

Viele Grüße

André


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