Re: welche röhren-combo?


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Beitrag von Kurt vom Dezember 21. 2005 um 11:48:30:

Als Antwort zu: welche röhren-combo? geschrieben von When I Told Him am Dezember 20. 2005 um 20:27:58:

Hallo Philip,

1)
: Ich möchte mir einen Röhrenverstärker zulegen, der sich ungefähr im Bereich von 50W befindet.
: Da mein Budget doch begrenzt ist, sollte er nicht viel mehr als ca. 1000€ kosten.
: Ich hatte bisher noch nie einen Röhren-Amp - gibt es da irgendwelche Dinge zu beachten (vor allem auch beim Kauf?)


Ja. Röhrenamps sind grundsätzlich (eigentlich fast ohne Ausnahme):
- teurer als Transistoramps
- schwerer als Transistoramps
- nicht frei von Folgekosten: Röhren sind Verschleißteile und müssen mehr oder weniger regelmäßig ersetzt werden. Das hängt sehr stark ab von:
* Betriebsbedingung (meist innen im Amp einstellbar) für die Röhren: die Biasstrom-Einstellung der Endstufenröhren
* Amptyp. Ich teile jetzt mal in drei Grundtypen nach Art der Endstufenröhren ein:
# 6L6 und 6V6 Endstufenröhren. Meist in Fender(-typischen)- Amps. Halten eigentlich lange.
# EL84. Zu finden z.B. in VOX AC30, MesaBoogie Caliber-Series, Fender Blues Junior. Verschleißen relativ schnell.
# EL34. Typisch für Marshall und Peavey. Keine Ahnung über Verschleiß.
Natürlich hängen die Betriebskosten stark davon ab, wieviele Röhren in dem Amp drin sind, wie oft Du den Amp benutzt und ob Du Dir zutraust, Röhren selber zu wechseln (da ist wirklich nix dabei) und ggf. den Amp innen drin einzustellen.

Außerdem neigen Röhrenamp-Besitzer häufig dazu, verschiedene Röhrenfakbrikate auszuprobieren um am Sound zu tüfteln, weil das einfacher ist, als das eigene Spiel zu verbessern ;-) Das geht auch ins Geld - ist aber mit Selbstdisziplin vermeidbar.

50 W reichen locker. Die Leistungsangabe ist mit Transistoramps nicht vergleichbar, auch bei geringerer Leistung sind Röhrenamps oft lauter als Transen.

Für zu Hause zum Üben ist ein Röhrenamp meist nicht ideal, weil sie erst richtig gut klingen, wenn sie im richtigen Arbeitspunkt, d.h. bei größerer Lautstärke betrieben werden. Außerdem müssen sie immer mit Lautsprecher betrieben werden, der Amp kann schnell kaputt gehen, wenn er ohne eingesteckten Lautsprecher läuft. Kopfhöreranschluß an einem Röhrenamp? Meist Fehlanzeige. Bei vielen Transenamps hingegen gibts einen, mit dem der Speaker dann stumm geschaltet wird.

Warum spiele ich dann selber einen Röhrenamp bei all diesen Nachteilen? Ganz einfach: der Klang.

: 2)
: Was sind die Vor- und Nachteile von 4 bzw. 6 Speakern und was würdet ihr mihr empfehlen?


Für den Proberaum reicht ein Combo (= Verstärker und Lautsprecher in 1 gemeinsamen Gehäuse, auch Kofferverstärker genannt) mit 1 Speaker (12 Zoll), auch für kleinere Clubs (bis ca. 100 Leute). Für größere Bühnen oder wenn Du härteren Rock spielst, dann sollte die Speakerfläche größer sein, also sind 4x10-Zoll oder 4x12-Zoll-Lautsprecher angesagter. 4x10 gibts ab und zu auch noch als Combo (z.B. Fender HotRodDeville 410), ansonsten: Verstärker-Topteil und extra Box, da wirds bei Deinem Budget aber schwierig.

Grundsätzlich gilt: je mehr Speaker desto besser, da der Sound präsenter wird. Nachteile: Schwer zu schleppen + kostet Geld in der Anschaffung.
Lieber nur ein wirklich guter SPeaker als eine gräßlich klingende 4x12er Box.


: 3)
: Reichen 50W fürn Proberaum leicht aus?
: Welchen Amp würdet ihr mir empfehlen? (tendiere zur Zeit zum Peavey Classic 50 - was haltet ihr von dem?)
:
: -Unser Musik-Stil bewegt sich irgendwo zwischen
: Rock-Freestyle-Punk-Swinging-Melody


50 W sind für den Proberaum MEHR als genug!! Die Lautstärke hängt
aber auch wesentlich von der Qualität des Ausgangsübertragers und des Lautsprechers ab, das sollte aber mit einem halbwegs gediegenen Markenamp einigermaßen stimmen.

Peavey Classic 50 hab ich selber noch nicht probiert, aber die Peavey Classic-Reihe wird allgemein gelobt. Ob die verschiedenen Musikstile, die Ihr pflegt, alle nur mit diesem Amp und seinen Einstellungen bedient werden können, solltest Du auf jeden Fall ausprobieren! Classic-Serie (ist ja im Tweed-Style gehalten) deutet für mich eher auf Clean/Blues/Rock, weniger auf Hardrock, Punk oder Metal. Dazu wirst Du vielleicht noch einen entsprechenden Verzerrer (Bodentreter) vorschalten wollen.


: auf jeden Fall sollte der Verstärker auch verzerrt und für Rhytmusgitarre was hergeben


Ein sehr vielseitiger Amp, den ich selber bis vor 1 Jahr hatte, ist der MesaBoogie Caliber .50+ oder Studio .22+ (etwas weniger Leistung). 2 Kanäle. Mit dem ist von Clean/Blues-Zerre/Rock/Hardrock viel zu machen. Gibt es nur noch gebraucht, bei eBay dürfte er um 600-700 Euro zu kriegen sein. Aber er hat viele Röhren (5xVorstufe 12AX7, 4xEndstufe EL84), die relativ schnell verschleißen. Bei mir alle 3-4 Jahre und ich hab ihn nicht allzu oft benutzt. Und bei diesen beiden Amps wichtig: achte auf das + (Plus) hinter der Ziffer, denn nur dann haben sie zwei getrennte Master-Regler (für jeden Kanal einen eigenen). Meiner hatte das nicht und das war Schei..


Nix überstürzen mit dem Röhrenampkauf! Vorher ausreichend informieren, ausprobieren und bei eBay gibt es sie oft deutlich günstiger als neu im Laden.

Groovigen Grooß
Kurt


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