Vermona, Böhm und RFT Alnico - meine neue 2x12er


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Beitrag von falk vom Oktober 20. 2005 um 20:13:06:

Liebes Volk,

obwohl ich mit Boxen bestens versorgt bin, habe ich gerade zwei 12-Zoll-Speaker gekauft, und das kam so:

Wie alles begann.

Unsere Band spielte in diesen Sommer einen Gig mit ein paar Gastmusikern – unter anderem auch mit einem Basser aus Thüringen. Ich staunte nicht schlecht als dieser zu ’nem 100-Watt-Röhrentop eine 4x12er Vermona-Box auffuhr. Ich hab ja zuhause auch noch eine alte Vermona-Gitarrentranse, und die klingt einfach grausam – Transistorverzerrung at its schlechtst. Also sprach ich ihn auf seine Box an und fragte, welche Speaker er denn da verbaut hätte. Natürlich die original RFT-Speaker, meinte er. Und er sei überzeugter Vermona/RFT-User, hätte auch schon viele, viele RFT-12-Zoller bei Pötz in Neustadt reconen lassen. Der hätte wohl damals große Lagerbestände dieser alten 12-Zoll-Pappembranen aufkaufen können, und sei deshalb in der Lage, diese Speaker sehr preiswert reconen zu können.

Mein Weltbild begann zu wanken.

Vermona war für mich bis dato der Inbegriff schlechten Sounds. Die Sache ließ mich nicht mehr los und ich recherchierte im Netz, stieß dabei auf Begriffe wie Zwölfeinhalber (weil 12,5 Watt), L3401, L3060 und erfuhr z.B., daß diese Speaker Alnico-Breitbänder mit leichter Nawimembran (also gewölbt), Hochtonkegel und einem für heutige Verhältnisse spektakulären Wirkungsgrad und sehr geringen Fertigungstoleranzen sind. Auch fiel mir auf, daß der L3401 wohl ziemlich gefragt ist – und das nicht nur im deutschsprachigen Raum sondern auch in Japan und den USA.

Und dann erinnerte ich mich – da lagen doch bei uns im Probenraum noch 2 alte Speaker unseres Drummers – irgendwas mit lächerlichen 12,5 Watt und 6 Ohm. Also sah ich mir diese Teile mal genauer an. Tatsächlich! Es waren bestens erhaltene L3060 (mit Gußkorb), also die gefragteren und inzwischen extrem seltenen Vorgänger des L3401 (Blechkorb). Die L3060, hergestellt im VEB Elektroakustik Leipzig, stammen noch aus der Mitte der ’60er und waren z.B. in den legendären Gitarrenamps der Marke Böhm Regent verbaut. (Wer solch einen Schätzchen sein eigen nennt, gibt es heutzutage nicht mehr her.)

Wir hatten diese L3060 mal kurzzeitig in unseren Eigenbau-Monitoren, und, ja, sie haben einen sehr hohen Wirkungsgrad. Allerdings wollten wir diesen 12,5-W-Speakern nicht allzu viel zumuten und haben sie gegen modernere Chassis ausgetauscht. Ich hatte einen dieser Monitore zuvor auch mal spaßenshalber kurz an den JTM45 angeschlossen – hat mir auch soweit gut gefallen, aber wirklich ernstgenommen hatte ich den Speaker damals nicht.

Also fragte ich nun unseren Drummer, ob er mir vielleicht die alten Speaker verkaufen wolle. Er hätte sie mir sogar geschenkt, und ich gab ihm (um mein Gewissen nicht zu sehr zu belasten) 10 € pro Stück.

Und wie klingen Sie?

Die L3401 haben einen Frequenzgang von 80-8000 Hz (und sollen wohl von 100 bis 3000 Hz recht laut sein). Die alten L3060 dürften ähnlich liegen. (Für eine HiFi-Box reicht das sowohl höhen- als auch baßmäßig bei weitem nicht aus.) Typische Gitarrenspeaker bringen es bis etwa 5000 Hz und fallen dann bis 10000 Hz stetig ab. Die L3060 sind also etwas höhenlastiger. Da ich sie nicht so einfach in eine meiner Boxen/ Amps einbauen kann (die Lochabstände sind völlig unüblich), habe ich Sie erst mal ohne Gehäuse getestet. Zumindest konnte ich mir so ein Bild über die Höhenwiedergabe machen. Nein, es sind nicht zuviel Höhen, das ganze hat gerade in Verbindung mit ’ner Strat und insbesondere clean einen ganz besonderen Charme. Außerdem gibt’s ja da auch noch den Präsenzregler, und der TD-2 scheint mir den Sound auch um Einiges runder zu machen. Im direkten Vergleich zum Champ 12 klingen Sie im Beam viel angenehmer. (Aber wer außer dem Publikum hängt schon sein Ohr freiwillig in den Beam? ;-) ) Und wie sagte Jochen neulich so treffend? Höhen wegdrehen kann man leicht – aber herzaubern geht nicht.

Als nächstes werde ich mir ’ne halboffene 2x12er besorgen. (Ich hab da schon was ganz konkretes, chices und preiswertes im Visier.) Sobald ich die Speaker dann eingebaut habe, werde ich berichten. Mann, was bin ich gespannt. Bis dahin liegen diese uralten Speaker auf meinem Klavier und ich habe leuchtende Augen.

Gruß Falk


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