Re: Ganz allein uffe Bühne
[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]
Beitrag von Kai-Peter vom August 08. 2005 um 17:36:44:
Als Antwort zu: Ganz allein uffe Bühne geschrieben von dermarc am August 08. 2005 um 15:13:03:
Moin Marc,
da ich einige Jahre (allerdings zumeist mit einem Duopartner) akustische Musik in Kneipen gemacht habe, verfüge ich auf diesem Gebiet über einige Erfahrungen (gute und schlechte).
Der Knackpunkt ist zunächst die Stadt (oder das Gebiet), in dem du auftreten möchtest. Gibt es da eine gute Kneipenszene und Kneiper, die sich auch mal auf ein Experiment einlassen, hast du gute Karten. Gibt es diese Szene nicht, sieht es finster aus.
Der nächste Punkt ist das Repertoire. Coverversionen sollen es sein. Das ist OK. Aber du musst darauf achten, dass dein Publikum hin und wieder auch mal einen Titel wiedererkennen möchte. Also nicht nur Titel auswählen die dir persönlich gut gefallen, sondern auch solche Titel einstreuen, die einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Dabei darfst du diesen Titeln natürlich gern deinen eigenen Stempel aufdrücken. Spiel deine eigene Version (solange das Original noch zu erkennen ist).
Deine Erwartungen an das Publikum sollten nicht zu hoch gesteckt sein. Sicher wird es immer Leute geben, die dir andächtig zuhören. Aber es gibt auch immer solche (und die sind meist in der Mehrheit), die die Musik eher als Hintergrund verstehen und sich während deines Auftritts lauthals unterhalten.
Im selben Laden 2x im Monat zu spielen ist nach meinen Erfahrungen nicht ratsam. Dein Programm nutzt sich viel zu schnell ab (und du wirst dir sicher in 14 Tagen kein neues Programm raufschaffen). Jeden zweiten Monat funktioniert hingegen, wenn das Publikum mitzieht, ganz gut. Das bedeutet nicht, dass du nicht 2x im Monat auftreten kannst. Du musst dir nur eben mehrere Läden dafür suchen (die möglichst nicht so dicht beieinander liegen).
Auch "Alleinunterhalter" möchten gehört werden. Was du also brauchst, ist eine kleine Anlage. In meinen Solo-Tagen habe ich mal mit einem Fender Princeton Chorus, einem kleinen Mischpult, Mikrofon, Stativ und Verkabelung angefangen (allerdings mit Akustikgitarre und Gesang). Auf keinen Fall solltest du dich auf das Zeug verlassen, was in Kneipen manchmal fest installiert ist (es sei denn, es handelt sich um eine Musikkneipe mit guter PA), denn darüber läuft sonst höchstens ein CD-Player. Ach ja, in allzu dunklen Kneipen empfiehlt es ich einen Klemmspott (oder eine ähnliche Lampe) dabei zu haben. Sonst stehst oder sitzt du im Dunkeln.
Was die Gage betrifft solltest du dir auch nicht so große Hoffnungen machen. Im Zeitalter der Konservenmusik will für Livemucke leider kaum noch jemand viel bezahlen. Aber vielleicht hast du Glück und Erfolg und kannst dir in den Zeiten, in denen du gratis (wobei der Wirt dir schon die Getränke und vielleicht ein Essen spendieren könnte) spielst, einen treuen Zuhörerkreis erspielen. Bekommt der Kneiper mit, dass sein Umsatz steigt wenn du spielst und der Laden voller ist als sonst, wird er sicher über eine Gage mit sich verhandeln lassen.
Abschließend möchte ich noch bemerken, dass ich mich in meiner Solo-Zeit oft ziemlich einsam gefühlt habe. Allein aufbauen, allein abbauen, allein zu den Gigs fahren... Die Sache wird schon sehr viel unterhaltsamer, wenn man wenigstens als Duo unterwegs ist.
All das soll dich aber nicht von deinem Plan abbringen. Im Gegenteil. Ich finde es gut, wenn heute noch jemand den Mut findet, sich allein einem Publikum zu stellen.
Grüße aus dem hohen Norden, Kai-Peter
verfasste Antworten:
Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.
|