(Sonstiges) Konzertkritik: Popa Chuby - 300 Pfund New York Blues'n Punk im Quasimodo


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Beitrag von The stooge vom September 15. 2000 um 20:05:36:


Das Quasimodo ist zwar der älteste, aber nicht der größte Jazz & Rockclub in Berlin. So stellt sich regelmäßig bei gut besuchten Konzerten (Popa war sehr gut besucht) vor der Bühne das gemütliche Ölsardinen-feeling ein, die Klimaanlage geht ziemlich schnell in die Knie und bald darauf auch das Deo, und normalerweise stinkt man beim Verlassen des Lokals wie ein Wiedehopf. Außerdem muss man eine Grundsatzentscheidung treffen: vor der Bühne bleibt man trocken, weil die Kellner nicht durchkommen, und wenn man Bier abschütten oder nachfüllen geht, kommt man nicht an den alten Platz zurück. Ich entschied mich für Standhalten, Schwitzen und Durst. Das Publikum verteilte sich gleichmäßig zwischen BaFög- und Rentenalter, Frauen waren deutlich unterrepräsentiert - kein Wunder, gegen John Bon Chauvi kann er ja nun schlecht anstinken.
Der Dicke watschelte mit ca. 20 min Verspätung auf die Bühne, mit Motörhead T-Shirt, Piratenkopftuch, backstage-Pass um den Hals (weil er so schwer zu erkennen ist) und einer Kindersonnenbrille irgendwie an der Birne festgeklemmt, stimmte kurz nach und gab dann Vollgas. Das Equipment war minimalistisch, eine zerschrammte 70ties non trem Strato, zwei Twins, deren Einstellung die ganze Zeit konstant blieb, no fx; hin und wieder kam das Vibrato zum Einsatz. Das lineup bestand aus keyb (weiß) b, dr (farbig) und machte seine Sache gut, braucht sich aber nicht besonders anzustrengen, weil zu reiner Bgleitfunktion abgestellt.
Das Gitarrengewitter, das P.C. auf die Zushauer losließ, kannte man natürlich irgendwie schon von Hendrix, Gallagher, SRV oder Blackmore, aber es kam frisch, krachig, ordinär und kraftvoll.
Man fragte sich natürlich, wie lange er diese Vollbedienung durchhalten würde, und richtig, nach 1 - 1 1/2Stunde ging die Luft lamgsam raus. Aber anstelle mit ein paar Balladen etwas kürzer zu treten und dann wieder mit uptempo Gas und dem ganzen eine Struktur zu geben, verzettelte sich der Meister in langatmigen Frickeleien und versuchte das Publikum zum Mitklatschen und -grölen zu bewegen. Das reagierte reserviert und floß langsam in Richtung Klo, Theke oder frische Luft ab; ich folgte dem Trend und gönnte mir die dringend benötigte Erfrischung. Bis zur Ansage bleib ich, wartete aber dann eine mögliche Zugabe nicht mehr.
Insgasamt war's aber ein schönes Konzert, auch wenn das Pulver etwas schnell verschossen wurde: wenn er in Eurer Gemeinde aufschlagen sollte, lohnt sich's auf jeden Fall.

Gruß'n Blues, stooge


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