(Gitarre) AttentatBeitrag von Oberlehrer Matthias vom Oktober 17. 1999 um 17:26:18: Attentat? Hakt der jetzt aus? Ich mein´ doch DEN ANSCHLAG! Aber erst mal...
Beim Aufräumen fielen mir mal wieder ein paar Aufzeichnungen aus früheren Tagen in die Hände. Damals habe ich für sehr kurze Zeit bei einem klassischen Gitarrenlehrer Unterricht in Sachen akustischer Gitarre genommen. Das Thema Equipment war da relativ schnell abgehandelt. Gitarre, Saiten, Fußbänkchen, fertig. Warum klang aber nun mein Gitarrenlehrer sowohl auf seiner als auch auf meiner Gitarre voller, lauter, satter und besser als ich? Sein besserer Ton setzte sich aus zwei Komponenten zusammen: gepflegten Fingernägeln und besserem Anschlag. Zum Thema Fingernagelpflege nur ein Tip: in allen Läden mit teuren Konzertgitarren (also die ohne Rock´n roll) gibt es mit ziemlicher Sicherheit für ein paar Mark sog. Nagelpapier. Das sind meistens drei verschiedene Stärken von Schleif- und Polierpapier. Außerdem liegen da meistens Pflegetips bei, besser erklärt als ich es könnte und dann noch mit Skizzen. Dann der Anschlag und da habe ich eine nette Übung wiedergefunden. Man nehme einen Bleistift und ein handelsübliches Papiertaschentuch. Das Taschentuch wird um den Bleistift gewickelt, der Bleistift jetzt so weit wie möglich am Steg unter die Saiten geschoben. Eine angeschlagene Saite darf jetzt nur noch "Blobb" machen. Jetzt eine hübsche gezupfte Standardliedbegleitung spielen, also linke Hand Wanderakkorde und mit der rechten Achtel zupfen: Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger, da capo, nächsten Akkord etc... Ihr wißt, was ich meine. Und bitte nicht so ein lasches Spiel, sondern LAUT. So weit, so gut. Jetzt bitte beim ersten Akkord den Daumenanschlag betonen, beim zweiten Akkord den des Zeigefingers, beim dritten den des Mittelfingers, beim vierten den des Ringfingers. Der betonte Ton muß WIRKLICH LAUTER sein und bitte LAUTER, nicht die anderen leiser. Das alles bitte mit Metronom und volles Rohr auf dem Beat! Durch die Verschiebungen der Betonungen werden aus der schlichten Begleitung zwar manchmal schräge Rhythmen, darum gehts aber nicht. Das ist ziemlich anstrengend für den rechten Unterarm, also Vorsicht! Diese Übung zwanzig Minuten, ggfs. mit Pausen, dann eine richtige Pause. Anschließend Bleistift/Taschentuch unter den Saiten weg und irgendwas normal gezupft. Ich wette, der Anschlag ist lauter und satter. Schreit übrigens nach täglicher Wiederholung und sei es nur für drei, vier Minuten. Diese Bleistift/Taschentuch-Geschichte kann man auch mal mit Pick machen; Saiten wie beschrieben dämpfen und LAUT spielen. Nach zwanzig Minuten runter mit der Dämpfung und dann gibt´s was auf die Ohren. Wer jetzt meint, das sei ja nur fürs rein akustische Spiel interessant, schließlich könne man ja den Amp lauter drehen, der ist auf dem Holzweg. Durch den unverstärkt lauteren Klang der Saite ist weniger Verstärkung notwendig und damit werden dann auch die Nebengeräusche eben weniger verstärkt. Ergo: Sauberer Sound auch bei verstärktem Spiel, auch bei der E-Gitarre. Probiert es einfach aus, wem es nichts bringt, der kann sein Taschentuch immer noch zum Schnupfen verwenden. Soviel zur rechten Hand. Und die linke? Grundsätzlich regelmäßige Verwendung von Handcreme, damit die zarten Fingerchen nicht zu rauh werden. Dazu empfehle ich jedem, sich mal an die eigene Nase zu fassen. Ernstgemeint und wörtlich. Die Nase ist bei den meisten von uns ein wenig fettig und mit diesem "Schmiermittel" auf den Fingerkuppen flutscht man sehr gut und nebengeräuscharm über die Saiten. Das ist wirklich nicht eklig, sondern schlicht natürlich und besser als diverse Mittelchen und vor allem kostenlos. Allerdings hinterher mal die Saiten abwischen, aber das machen wir ja eh alle, oder? -dusseliges Zeuch Ich sollte jetzt auch mal wieder üben... selbsternannter Oberlehrer Matthias
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